Bottrop. Freunde und Weggefährten stellen in der Herner Künstlerzeche Unser Fritz Bilder des kürzlich verstorbenen WAZ-Fotografen Winfried Labus aus.

Freunde und Kollegen nannten ihn das Auge. Und wer Winfried Labus kannte oder seine Bilder sah, weiß, das seine Weggefährten Recht hatten.

Über mehrere Jahrzehnte blickte Winfried („Winni“) Labus nicht nur fotojournalistisch auf das Revier, vor allem in der Emscherzone zwischen Herne und Bottrop. Er wollte immer auch Geschichten erzählen oder dem geschriebenen Wort der Kollegenein Bildmotiv an die Hand geben, das oft genug mehr sagte, als das zuweilen dürre geschriebene Wort.

Etwa 30 Arbeiten sind am Wochenende zu sehen

Jetzt stellten seine langjährigen Mitstreiter Jens Blome aber auch Erika Porsch von der Künstlerzeche „Unser Fritz“ zwischen dem „normalen“ Programm des Herner Kulturzentrums eine kleine Ausstellung zusammen, die die künstlerische Seite des im Februar verstorbenen Fotografen zeigt.

Wer die große Halle betritt, mag die Hängung der knapp 30 Arbeiten zunächst als sehr „luftig“ empfinden. Sicher, die ehemalige Schwarzkaue der alten Zeche hätte durchaus einige Motive oder Teile aus früheren Fotoserien mehr vertragen - zumal das analoge Archiv sich immer noch im Haus befindet, so Jens Blome. Der langjährige Freund und Mitstreiter für diesen Kulturort in Wanne unweit der A42 gelegen, wollte aber bewusst reduzieren.

"Winni hatte ein ganz spezielles Auge für diese Orte"

So zeigt der Vorsitzende des dortigen Fördervereins noch einmal Teile der Farbserie Grabeland. Hütten in wilden Schrebergärten, irgendwo im Niemandsand des Reviers. Winfried Labus fotografierte sie in ihrer trostlosen Idylle, zum Teil verrammelte Buden zwischen zartem Grün, irgendwo zwischen Hoffnung und Resignation. „Winni hatte ein ganz spezielles Auge für diese Orte und achtete auf Details, die eine Geschichte weiter erzählen“, so Blome.

Wie um das zu bestätigen hängt neben den Grabeland-Fotos eine kleine Serie mit Zaunpfosten aus Beton. Auf den ersten Blick scheinen alle gleich zu sein. Aber mit seinem Labus-Auge entdeckte Winni ganz unterschiedliche Grade der Vermoosung, setzte verschiedene Drahttypen so in Szene, das hinter der seriellen Anmutung immer auch Individuelles zu entdecken ist. In einer seiner letzten Ausstellungen „HerbstZeitlos“ hatten es dem Fotografen die Moose, Gräser und Blütenpflanzen des späteren Jahres angetan.

Seine Wahlheimat lag hinter dem friesischen Deich

Aus den 70er und 80er Jahren stammen Paris-Bilder in Schwarzweiß - leider nicht seine bekannten Impressionen vom Friedhof Père Lachaise - die malerisch die heruntergekommene Metropole zeigen. Ebenfalls Schwarzweiß seine Heuhaufen, die er wie kantige Architektur mit Licht und Schatten in Szene setzt. Und dann sind da noch die Polder-Bilder, eine Reminiszenz an die Melancholie der friesischen Landschaft seiner Wahlheimat hinter dem Deich.

>> VERNISSAGE AM 21. MAI

  • Die Ausstellung „Niemals geht man so ganz...“ mit etwa 30 Bildern des verstorbenen WAZ-Fotografen Winfried Labus ist nur an diesem Wochenende, 20. (15 bis 18 Uhr) und 21. Mai 11 bis 17 Uhr) in der Künstlerzeche Unser Fritz, Zur Künstlerzeche 10, 44653 Herne zu sehen.
  • Die Eröffnung beginnt Sonntag, 21. Mai um 11 Uhr.