Bottrop. . Der früherer Bergmann Günter Öhlmayer sammelt Bergbau-Utensilien. Die Fahrmarken aus Blech waren der Vorläufer der späteren Stempelkarten.

  • Günter Öhlmayer war früher Bergmann – heute sammelt er Bergbau-Utensilien
  • Eine echte Rarität ist seine Sammlung alter Fahrmarken, die die Bergleute ihr Leben lang behielten
  • Jetzt schreibt der 57-Jährige seine Lebenserinnerungen auf, um sie der Nachwelt zu erhalten

Wer das Haus in der ehemaligen Arenberg-Siedlung im Laerkamp betritt, merkt sofort, hier wird Bergbau gelebt, denn der Flur mit dem Treppenaufgang ins Obergeschoss, ist vollgestopft mit Wetterlampen und anderen reviertypischen Utensilien. Günter Öhlmayer lacht: „Ich stamme aus einer alten Bergmannsfamilie. Daher war auch mein Weg vorgezeichnet und landete so 1977 ebenfalls auf dem Pütt“.

Fast 30 Jahre lang fuhr der heute 57-Jährige auf verschiedenen Schächten von Prosper-Haniel ein. Die Sammelleidenschaft des Kumpels begann, als er die erste Fahrmarke seines Großvater fand, der einst auf der Zeche Zweckel einfuhr. „Später kamen Fahrmarken von Rheinbaben, Welheim, Haniel und Prosper hinzu,“ erzählt Öhlmayer, der mittlerweile auch 50 Wetterlampen sein eigen nennt. „Vermutlich sind es sogar noch mehr, aus Platzgründen muss ich mich von einigen trennen.“

Arbeit in der Wartungszentrale

Die Fahrmarken aus Blech hatten je nach Pütt und Schicht verschiedene Formen und Größen. Die Kumpel behielten sie ihr ganzes Arbeitsleben lang.
Die Fahrmarken aus Blech hatten je nach Pütt und Schicht verschiedene Formen und Größen. Die Kumpel behielten sie ihr ganzes Arbeitsleben lang. © Friedhelm Wessel

Nach der Ausbildung auf Prosper 2 und 3 kam Günter Öhlmayer in den Maschinenbetrieb an Schacht 9. Dann rief die Bundeswehr. 1981 kehrte er zurück und fuhr nun am neuen Schacht 10 ein.

Wenig später wurde er auf Schacht 9 in der Wartungszentrale eingesetzt. „Eine toller Aufgabenbereich.“ Während dieser Zeit kam es im Untertagebetrieb des Bottroper Bergwerkes zu einem enormen Gebirgsschlag. Auf der 6. Sohle in der „Bauhöhe P“ muss Öhlmayer daher auf Erkundungstour gehen.

Erkundungstour im Streb

„Alleine. Ein sonderbares Gefühl. Denn der hohe Druck hatte das Überlastsystem der Schilde im Streb auf der Länge von etwa 300 Metern aktiviert. Sie waren nun in die Ausgangsstellungen zurückgefahren. Da gab es kaum in Durchkommen. Ich war froh, als ich es geschafft hatte,“ erinnert sich Günter Öhlmayer.

Nach seiner Tätigkeit in der Wartungszentrale gab es für ihn noch ein neues Arbeitsfeld. Er wurde für die Druckluft- und Hebewerkzeuge auf der Gesamtanlage verantwortlich. Bis zu seiner Pensionierung vor elf Jahren setzte er unter anderem Abbauhämmer, Motoren und Hubzüge wieder instand.

„Maschinenmann“ mit Hobby

Aber auch in seiner Freizeit ist der gelernte „Maschinenmann“ ein begeisterter Handwerker, der gerne mit Holz und Metall arbeitet und sogar schon mal zu Farbe und Pinsel greift, um kleine Bilder mit Untertagemotiven zu fertigen, denn der Bergbau hat hier im Koloniehaus am Laerkamp ein echtes Zuhause gefunden. ​

Vor dem Haus von Günter Öhlmayer drehte Regisseur Adolf Winkelmann im Sommer 2015 einige Szenen seines Revierfilms „Junges Licht“. Sogar ein Requisit steuerte Öhlmayer bei: eine „Aschentonne“ aus Metall. Inzwischen hat der ehemalige Bergmann damit begonnen, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Er will der Nachwelt erzählen, wie es war, als die Kumpels noch mit Kaffee- und Prisenpulle zur Schicht gingen.