Bottrop. . Das Textilgeschäft de Kock war und ist ein Unikat im Fuhlenbrock. Es lebt von den vielen Stammkunden. Sie bringen inzwischen ihre Kinder mit.

Der kleine Laden am Fuhlenbrocker Markt ist ein Unikat, hier gibt’s fast nichts, was es nicht gibt: Nähgarn, Wolle, Strümpfe, Wäsche für Damen, Herren und Kinder, aber auch Modisches, Taschentücher, Handtaschen und Schmuck gehören zum Sortiment. „Wie in einem Kaufhaus, nur ein bisschen kleiner“, meint Inhaberin Wilma de Kock. In diesem Monat feiert der Familienbetrieb sein 90-jähriges Bestehen.

Angefangen hat alles mit Nähgarn und -nadeln, Knöpfen, Gummibändern und allerlei anderem Kram für den Alltag. „Damit machte sich meine Mutter mit dem Fahrrad auf den Weg, um es an die Bauern zu verkaufen“, erzählt Agnes Lindemann, Tochter der Geschäftsgründerin.

1927 eröffneten die Eltern den Laden

Im April 1927 eröffneten ihre Eltern Wilhelmine und Friedrich de Kock dann das Textilgeschäft im Fuhlenbrock, unweit der heutigen Sparkasse. „Ich bin in dem Laden großgeworden“, erinnert sich die 81-Jährige und erzählt lachend: „Wenn sich die Kunden zu lange aufhielten und mir langweilig wurde, bin ich aus der Wohnung nach vorn gelaufen und hab einfach gesagt: Die Kartoffeln brennen an.“ Auch mit Rollschuhen sei sie durch den Laden geflitzt, und später habe sie dann natürlich ausgeholfen.

So sah das Geschäft aus, als Wilhelmine und Friedrich de Kock es 1927 unweit der Sparkasse im Fuhlenbrock eröffneten. Später bauten Ruth und Hubert de Kock ein neues Geschäft am heutigen Standort.
So sah das Geschäft aus, als Wilhelmine und Friedrich de Kock es 1927 unweit der Sparkasse im Fuhlenbrock eröffneten. Später bauten Ruth und Hubert de Kock ein neues Geschäft am heutigen Standort. © Oliver Mengedoht

Nach dem Krieg baute der Vater das Geschäft mit einer Strickerei wieder auf. „Es gab ja nichts. So strickten und nähten wir aus Spulgarn Unterwäsche“, erzählt Agnes Lindemann. Nach der Schule machte sie natürlich eine Lehre zur Einzelhandelsverkäuferin. Eigentlich startete ich im Lebensmittelbereich, weil ich so viel Spaß am Wiegen hatte. Textil war nicht mein Ding.“ Aber dann kam es anders.

Die Cousine unterstützte und übernahm

Die Eltern brauchten Hilfe, und so landete Agnes Lindemann doch schnell wieder im Textilgeschäft. Nachdem ihr Bruder Hubert es 1971 mit seiner Frau Ruth übernommen hatte und Agnes Lindemann mit ihrem Mann 20 Jahre lang eine Gärtnerei geführt hatte, kehrte sie zu den Wurzeln zurück: 1987 übernahm sie das elterliche Textilgeschäft von Bruder und Schwägerin und führte es elf Jahre. Cousine Wilma de Kock unterstützte sie dabei und übernahm das Geschäft dann selbst 1999.

„Das Sortiment ist eigentlich wie eh und je“, meint Wilma de Kock. Agnes Lindemann ergänzt: „Wir haben immer viel Wert auf Handarbeit gelegt und Anleitungen gegeben.“ Beide Frauen stricken mit Leidenschaft Socken und Mützen und stehen ihren Kundinnen mit Rat und Tat zur Seite. Trotz inzwischen starker Konkurrenz durch Internet und Einkaufszentren kommen viele Stammkunden und ihre Kinder in den Laden. „Alle genießen den persönlichen Kontakt, man kennt und duzt sich“, so Wilma de Kock. Mit viel Freude und Stolz blicken die beiden Frauen auf das Jubiläum. Ein wenig wehmütig schaut Agnes Lindemann auf die Zukunft. Denn Cousine Wilma ist auch schon 69 Jahre. Doch sie denkt nicht ans Aufhören: „Ich mache weiter! Das 100-Jährige wollen wir unbedingt schaffen.“