Am 2. Mai vor 30 Jahren war Johannes Paul II. auf Zeche Prosper-Haniel zu Gast. Das Kirchenoberhaupt lobte die Solidarität der Arbeiter.

  • Unzählige Sitzungen gingen dem Besuch des Kirchenoberhauptes am 2. Mai 1987 voraus
  • Die Visite von Johannes Paul II. in Bottrop stand unter dem Thema „Welt der Arbeit“
  • Während des gesamten Papstbesuches lief die Förderung auf Prosper-Haniel symbolisch weiter

„Es war und ist das Bottroper Jahrhundertereignis“. Der Mann, der diese Aussage macht, muss es wissen, denn er gehörte zum Organisationsteam, als vor 30 Jahren der damalige Papst Johannes Paul II. nach Bottrop kam: Norbert Wallmann, damals Dezernent der Stadt. Der heute 87-Jährige erinnert sich an die unzähligen Gespräche und Sitzungen, die diesem Besuch am 2. Mai 1987 vorausgingen.

Als bekannt wurde, dass Papst Johannes Paul II., ein guter Freund des damaligen Essener Ruhrbischof Franz Hengsbach, auch dem Ruhrgebiet einen Besuch abstatten soll, setzte man alles daran, den Pontifex auch nach Bottrop zu holen. Bischof Franz Hengsbach und der päpstliche Ehrenprälat Franz Grave halfen dabei.

Zuerst war die Kohleölanlage als Begegnungsort angedacht

Als möglicher Begegnungsort wurde zunächst die frühere Kohleölanlage in der Welheimer Mark ins Spiel gebracht. Doch bald kristallisierte sich die Zeche Haniel in Fuhlenbrock als geeignetster Ort der Begegnung heraus.

Bischof Franz Hengsbach, Gewerkschafter Klaus Hüls, Papst Johannes Paul II (von links) vor der Knappengarde.
Bischof Franz Hengsbach, Gewerkschafter Klaus Hüls, Papst Johannes Paul II (von links) vor der Knappengarde. © FW

„Die Zechenanlage galt als optimal, denn hier konnten alle Sicherheitsauflagen ohne größeren Aufwand umgesetzt werden“, unterstrich Norbert Wallmann. In fünf verschiedenen Arbeitsgruppen hatten Experten diesen Bottroper Papstbesuch, der etwa 500 000 Euro verschlungen haben soll, vorbereitet.

Der Besuch stand unter dem Thema „Welt der Arbeit“. Also sollte der ehemalige Baudezernent beim Treffen auf dem Fuhlenbrocker Zechengelände für die Gruppe „Verwaltung“ sprechen. „Unsere Reden wurden aber zuvor vom einem mitgereisten päpstlichen Mitarbeiter gegengelesen. Es ging aber wohl nur um die Einhaltung der vorgeschriebenen Zeitlimits“, sagt Wallmann.

Etwa 10.000 Besucher winkten mit Fähnchen

Als die Hubschrauberstaffel des Bundesgrenzschutzes auf dem zuvor von der Bottroper Feuerwehr peinlich gereinigten Zechenplatz landete, brandete Beifall auf. Etwa 10 000 fähnchenschwingende Besucher hatten sich eingefunden.

Das Papamobil war natürlich  auch in Bottrop im Einsatz.
Das Papamobil war natürlich auch in Bottrop im Einsatz. © FW

Der Pontifex wurde von unzähligen Ehrengästen, darunter Gastgeber Bischof Franz Hengsbach, Prosper-Haniel-Werksleiter Hanns Ketteler (1930 bis 2009), RAG-Chef Dr. Heinz Horn und den Bundesministern Rita Süßmuth und Norbert Blüm begrüßt.

Etwa gegen 12 Uhr betrat Johannes Paul II. das Podium unter dem mächtigen, etwa 15 Meter hohen Holzkreuz, um seine vielbeachtete Rede später mit einem reviertypischen „Glückauf“ zu beginnen. Während des gesamten Papstbesuches lief die Förderung symbolisch weiter. Später meinte dazu Werksleiter Hanns Ketteler: „Unsere Förderräder haben lange und oft genug stillgestanden“.

Und der Chor sang das Steigerlied

Johannes Paul II betonte: „Die Welt der Arbeit ist mir vertraut, denn ich selbst habe sie einst kennengelernt und hier die Solidarität und die Verlässlichkeit von arbeitenden Menschen erfahren“. Die dem kalten Mairegen trotzenden Gläubigen zollten aber nicht nur der Rede des Papstes, sondern auch den Ausführungen der Berufsgruppen großen Beifall. Auch der RAG-Chor hatte sich auf diesen großen Tag, den das Fernsehen in alle Haushalte übertrug, gut vorbereitet. Die Sänger in ihren schwarzen Bergmannskitteln und Schachthüten sangen nicht nur Händels Halleluja, sondern auch die Revierhymne - das Steigerlied.

>> HUBSCHRAUBER BRACHTE PAPAMOBIL

  • TV-Legende Dieter Kronzucker und Rolf Butler (WDR) hatten die Moderation übernommen.
  • Unter den Ehrengästen befanden sich zum Beispiel auch Oberbürgermeister Ernst Wilczok, Dr. Herbert Grinow, der Chef der Klöckner-Werke, Klaus Hüls, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Gesamtbetriebsräte, NRW-Arbeitsminister Hermann Heinemann und Oberstadtdirektor Bernd Schürmann.
  • Das Papamobil, ein offener Geländewagen, war zuvor in wochenlanger Arbeit in einer Sterkrader Spezialwerkstatt für die zwei kurzen Fahrten auf dem Zechengelände umgebaut worden. Ein Hubschrauber brachte das Fahrzeug nach Haniel.