Bottrop. Die Gemeinde St. Ludgerus feiert im Mai ihr 100-jähriges Bestehen. Der Baubeginn der Kirche war vor 90 Jahren. Erbaut hat sie Josef Franke.
Im Mai feiert die Ludgerus-Gemeinde ihr 100-jähriges Bestehen. Aber erst mit der Weihe der Kirche, mit deren Bau die seit 1922 selbstständige Pfarre vor 90 Jahren begann, hatten die Katholiken im Fuhlenbrock auch ein repräsentatives Zentrum. Kein geringerer als der renommierte Architekt Josef Franke zeichnete für die Pläne verantwortlich.
Franke war in Bottrop kein Unbekannter mehr. Zuvor hatte er bereits die Kirchen St. Michael und St. Joseph im damals viel dichter besiedelten Südteil der Stadt entworfen. Und mit dem Neubau von Herz-Jesu in der Innenstadt kurz nach dem Baustart im Fuhlenbrock schloss sich der Reigen der kirchlichen Bottroper Großbauten aus Frankes Feder.
Dass der markante Ziegelbau, der mit seinen expressionistischen Zitaten bis heute nichts von seiner Modernität und Qualität verloren hat, in verhältnismäßig kurzer Zeit, nämlich im Sommer 1929, geweiht werden konnte, verdankt die Gemeinde nicht zuletzt dem tatkräftigen Pfarrer Heinrich Brunsmann. Er war dem ersten Pfarrer Ignatz Prein nachgefolgt, der 1926 starb. Bis 1927 vollendete die Gemeinde das Jugendheim, das Pastorat und schließlich, als gewaltigste Aufgabe, die Kirche.
Abkehr vom Historismus
Orientierte sich Josef Franke gut zehn Jahre zuvor in St. Joseph und St. Michael noch an historisierenden Formen von Romanik und Gotik mit denen er allerdings fantasievoll spielte, so stellt sich der Fuhlenbrocker „Dom“ von außen eher als wuchtige, moderne Kirchenburg dar. Die Ziegelornamentik und die Parabelformen der Portale und Bögen im Kirchenschiff sind strenge, expressionistische Moderne.
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Der Raumeindruck im Inneren besticht bis heute durch seine Einheitlichkeit. Im Vergleich zum bis dahin historisierenden Kirchenbau mit seinen Nischen, Kapellen, Seiten- und Querschiffen, lassen Frankes Bauten der 20er Jahre von jedem Platz den ungestörten Blick auf Chorraum und Altar zu.
Die Eucharistie und ihre Verehrung als Zentrum der Frömmigkeit findet so auch klaren Ausdruck in der Architektur. So ließen sich auch die Umbauten nach der Veränderung der Liturgie in den späten 60er Jahren auch bauästhetisch viel besser lösen, als in vielen neugotischen oder -romanischen Kirchen, die die Region bis heute prägen.
Türgriffe aus Granaten-Kartuschen
Die Lichtführung mit ihrem Spiel von Licht und Schatten beeindruckt bis heute im Inneren der Ludgerus-Kirche - sowohl im Chor mit seinem indirekten Lichteinfall, als auch im Kirchenschiff. Der Chor zeigt sich seit den Renovierungen nach dem Zweiten Weltkrieg heller als mit den früheren großformatigen Malereien, die einst die gesamte Chorwand ausfüllten.
Später knüpfte die Gemeinde wieder dezent an die alte Farbigkeit an, verzichtete bei der Ausmalung aber auf üppige figürliche Darstellungen. An den Krieg erinnern die Portalgriffe, die man aus Kartuschen leergeschossener Granaten fertigte. Bis heute existiert des Taufbecken, das die Fuhlenbrocker 1954 durch den Bottroper Bildhauer Rogge aus Billerbecker Sandstein fertigen ließen. Damit schufen sie zugleich eine Verbindung zum Sterbeort ihres Pfarrpatrons im Münsterland, der immer noch Wallfahrtsort ist.
Ein längerer Besuch lohnt sich - nicht nur wegen des Inneren. Auch im äußeren Ziegelwerk lässt sich immer wieder Neues entdecken.
Am Sonntag, 7. Mai feiert die Gemeinde das Jubiläum mit einer Festmesse um 11.30 Uhr und einem anschließenden Mittelalter-Mahl. Birkenstraße 73, 46242 Bottrop.