Bottrop. Vor 60 Jahren erfolgte Weihe der Kulturkirche. Bereits 1957 galt Bottroper Bau international als wegweisender deutscher Beitrag zeitgenössischer Sakralarchitektur


Vor 60 Jahren wurde die Kirche Heilig Kreuz nach zweijähriger Bauzeit eingeweiht. Mit einer Ausstellung im Mai wird nun der Förderverein des inzwischen als Kulturkirche genutzten denkmalgeschützten Baus an die Entstehung aber auch die Geschichte der seit 2008 nicht mehr als Gottesdienstraum genutzten kulturellen Landmarke der Stadt erinnern. Auch die betagte Witwe des renommierten Architekten Rudolf Schwarz möchte aus diesem Anlass wieder einmal das Werk ihre Mannes besuchen, teilte jetzt der Förderverein mit.

Als im Sommer 1955 der Grundstein für die Kirche gelegt wird, sind die Pläne zur Aufteilung der damals mit über 15 000 Mitgliedern sehr großen Cyriakus-Pfarre schon älter. Fast gleichzeitig laufen die Bestrebungen zur Gründung von St. Elisabeth an der Eichenstraße.

Beide Bezirke umfassen damals etwa 4000 Gläubige. Am 13. Juni 1955 tätigt der damalige Propst Dickmann von St. Cyriakus den ersten Spatenstich. Im September wird der Grundstein gesegnet und eingesetzt.

Vollständig erhaltene Ausstattung

Die markante Parabelform der Kirche im Rohbau 1956.
Die markante Parabelform der Kirche im Rohbau 1956. © Winfried Labus | FUNKE Foto Services

Von Anfang an entschied man sich - ohne offiziellen Wettbewerb - für den Entwurf des bekannten Architekten Rudolf Schwarz. Dabei scheint die Parabelform, die nicht nur die Kirche, sondern auch das umgebende Gelände mit einbezieht, von Anfang an favorisiert worden zu sein. Schwarz dachte seine Entwürfe immer ganzheitlich, architektonisch wie theologisch. Er will einen Raum für Gott schaffen, der den Menschen immer einbezieht, der sich öffnet und zugleich (be-)schützend wirkt. So entscheidet er sich für einen vom Altarraum zu den Gläubigen hin sich öffnenden Parabellraum. Indem er sogar die - heute ebenfalls denkmalgeschützten - Mauern des Kirchplatzes mit einbezieht, weitet sich die Architektur sogar hinein in die Welt und umfasst symbolisch auch diejenigen jenseits des engeren Kreises der Gläubigen. Eingeweiht wird Heilig Kreuz schließlich am 6./7. Juni 1957.




Bis heute ist die in wesentlichen Teilen wie Altar, Lesepult und Taufstein ebenfalls von Rudolf Schwarz geschaffene liturgische Ausstattung erhalten. Ein Kreuz des bekannten Ewald Mataré gehört ebenso zur künstlerischen Ausstattung wie die Kreuzwegstattionen der Ordensschwester Tisa von der Schulenburg, die beispielsweise auch den Kreuzweg auf der Halde Haniel geschaffen hat.

2008 letzter Gottesdienst in Heilig Kreuz

2008 findet der letzte offizielle Gottesdienst in Heilig Kreuz statt. Dann beginnen die Diskussionen um die Zukunft der Baudenkmals, das die internationale Fachzeitschrift „Art d’église“ einst die „wohl berühmteste moderne Kirche Deutschlands“ nannte. An dies alles soll die Ausstellung erinnern, die Stadtarchivarin Heike Biskup maßgeblich gestaltet. Als Vorstandsmitglied des Fördervereins der Kulturkirche trägt sie derzeit nicht nur Fotografien aus Geschichte und Gegenwart des Denkmals. Auch Dokumente, Entwürfe und Baupläne, die sich in Kirche und Stadt befinden, werden in der Schau zu sehen sein. Bis jetzt gibt es bereits Material für zehn große Schautafeln, das zurzeit ansprechend grafisch aufbereitet wird.

Nachfolgenutzung in der Diskussion


Die Ausstellung „60 Jahre Heilig Kreuz“ beginnt am Sonntag, 14. Mai in der heutigen Kulturkirche an der Scharnhölzstraße 37, 46236 Bottrop, und läuft danach bis Juni. Dabei geht es nicht nurum die Baugeschichte des bekannten Denkmals, mit dem man nach dem Zweiten Weltkrieg an die architektonische Qualität der Kirchen von Josef Franke der 1910er und 20er Jahre anknüpfte und diese wohl noch übertraf. Auch die Diskussion um die nachliturgische Nutzung, beispielsweise als Kolumbarium, soll thematisiert werden, sowie der weg hin zur heutigen Kulturkirche Heilig Kreuz. Info: http://kulturkirche-heiligkreuz.de/