Bottrop. . Ein Aufsichtshauer erinnert sich an ein außergewöhnliches Abschiedsgeschenk unter Tage. Auf einmal stand da ein Motorrad auf der Sohle 6.
Bergleute hängen an Traditionen. Die Kumpels lassen sich deshalb zum Abschied eines Kollegen immer etwas einfallen. Aufsichtshauer Peter Kosubek erinnert sich da an ein besonderes Geschenk: eine grubentaugliche Harley. „In tagelanger Arbeit wurde dieses Motorrad unter Tage zusammengebaut. Als Kradfahrer Burkhardt Schmidt seine letzte Schicht auf Schacht 10 verfuhr, staunte er nicht schlecht, als dort auf der 6. Sohle ein knatterndes Zweirad stand,“ erzählt der 48-jährige Bergmann, der seit Jahren in Kirchhellen einfährt.
Einmal im Monat treffen sich die engeren Kumpel zum geselligen Beisammensein in Kosubeks Laube. „Da geht es immer hoch her,“ lacht der Aufsichtshauer, der 1987 gegen den Willen seines Vaters auf dem Bottroper Pütt anlegte. „Ich habe es aber nie bereut.“ Inzwischen ist er als Kolonnen-Chef einer Spezialtruppe, dem so genannten Herrichtungsrevier im Untertagebetrieb der Zeche tätig. „Wir arbeiten nur nachts. Das sorgt für einen ganz anderen Tagesablauf.“
Künstlerische Ader
Gegenwärtig malochen er und seine Gruppe im Flöz 546, einem Flöz mit einer Mächtigkeit von über vier Metern. Der Weg zum Arbeitsplatz ist sehr weit. „Ich bin fast eine Stunde unterwegs, erst mit dem Personenzug, dann zu Fuß.“
Der Kumpel entdeckte jüngst eine neue, künstlerische Ader: Er verzierte den Giebel eines Anbaus hinter dem aus dem Jahr 1908 stammenden Siedlungshaus an der Beckstraße mit Bergbaumotiven. Schachtgerüst, Fördermaschinenhaus und Hobelstreb. - Wenn Peter Kosubek Ende 2018 nach 32 Jahren im Bergbau in den Ruhestand geht, will er weiter „künstlerisch“ tätig werden, denn mehrere Arschleder, die er sich inzwischen besorgt hat, sollen mit typischen Revier- und Zechenszenen verziert werden. Kosubek lacht: „Ein Bergmann kann fast alles . . . “