Bottrop. Der denkmalgeschützte Malakofftrum in Süden von Bottrop ist seit vielen Jahren immer auch ein Ort für Kunst und Musik. Am Sonntag gibt es zwei Konzerte.

  • In der Musikreihe „Klangturm Malakoff“ stellt Beate Schmalbrock am Sonntag Musik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor
  • Dabei sind auch Bilder, Fotografien und Skulpturen von Zeitgenossen und Freunden der Komponisten zu sehen
  • Es erklingen Werke von Schostakowitsch, Schönberg, Ligeti u. Webern. Dazu gibts Kunst von Otto Dix, Edvard Munch oder Victor Vasarely

In der nächsten Auflage der Reihe „Klangturm Malakoff“ setzen sich die Musiker um die künstlerische Leiterin Beate Schmalbrock mit einer schillernden Epoche der Musik- und Kunstgeschichte auseinander. Unter dem Motto „Aufbruch in die Moderne“ . In der Musik löste man sich nicht nur von der Romantik, sondern stellte das hergebrachte Tonalitätsgefüge ganz in Frage. Anstelle des übermächtigen Wagner, der die traditionelle Tonalität ohnehin bis zum Höhepunkt ausgereizt hatte, oder eines Richard Strauss, der noch spätromantisch und publikumswirksam schwelgte, traten andere ins Rampenlicht.

Der Erste Weltkrieg - eine Zäsur

Darunter waren Arnold Schönberg, Anton Webern, der Russe Dmitri Schostakowitsch oder der Ungar Györgi Ligeti. Sie machten in der Musik das, was beispielsweise die Maler des „Blauen Reiter“ oder die Vertreter des Bauhauses in der bildenden Kunst, dem Kunsthandwerk oder Architektur leisteten. Sie lösten sich von der traditionellen Formensprache, vereinfachten, sezierten, konstruierten neu, nahmen Bezug auf serielle oder industrielle Techniken, aber auch die Schrecken des Ersten Weltkriegs. Der brachte nicht nur die alte europäische Ordnung zum Einsturz, sondern war auch der erste Massenvernichtungskrieg.

In den Aufführungen am Sonntag im Malakoffturm stellt Beate Schmalbrock daher den Schlüsselwerken der Musik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die eindrücklichen Kriegsbilder eines Otto Dix, Gemälde des Norwegers Edvard Munch, abstrakte Bilder von Victor Vasarely und Wassily Kandinsky oder Fotos von László Moholy-Nagy der Musik der Zeitgenossen gegenüber.

Arnold Schönberg war Maler und Komponist

Dabei erklingt der noch melodienselig schwebende Walzer aus Schostakowitschs Suite für Varieté-Orchester gleich zwei Mal: zu Anfang und am Ende. Dazu öffnen und schließen sich Park- und Tanz-Szenen von Edvard Munch, die die Techniker des Kulturzentrums auf die Wand des Turms projizieren. Auch zu den Sechs Bagatellen für Bläserquintett von Györgi Ligeti leuchten Bilder auf. Zum Beispiel Serielles von Victor Vasarely oder Ansichten eines Clowns und das Porträt des Komponisten von dessen Landsmann, dem Fotografen László Moholy-Nagy.

Uraufführung 1907 wurde zum Skandal

„Die Düsseldorfer Musikhochschule, an der ich studierte, lag neben der Kunstakademie, wir hatten immer in Kontakt zu den Kunststudenten, besuchten Ausstellungen, die Ateliers“, sagt Beate Schmalbrock. Beste Voraussetzungen also für den interdisziplinären Ansatz von „Klangturm Malakoff“.

Zu Anton Weberns Konzert für kammermusiklaische Besetzung zeigt sie Bilder von Wassily Kandinsky. Damit schlägt Schmalbrock die Brücke zu Arnold Schönberg, ebenfalls Maler und Freund Kandinskys, und zu dessen Kammersymphonie. Dazu zeigt sie keine Kunst, sondern Zeitdokumente - vom Skandal der Uraufführung 1907 in Wien.

Öffentliche Generalprobe

Aufbruch in die Moderne ist zu hören am Sonntag, 2. April, 11 Uhr (öffentliche Generalprobe) und um 17 Uhr im Malakoffturm. Das Ensemble, u.a. mit Streichern der Essener Philharmoniker, spielt Schostakowitschs Walzer aus der Suite für Varieté-Orchester, Györgi Ligetis Sechs Bagatellen, die Kammersymphonie op.9 von Arnold Schönberg, Anton Weberns „Zwei kleine Stücke für Cello und Klavier“ und das Konzert op.24. Karten: Tel: 02041/70 33 08 und an der Abendkasse. Malakofftrum, Knappenstraße 33, 46238 Bottrop.