Bottrop. . 19 Integrationskurse mit 339 Teilnehmern laufen derzeit bei der VHS.Inzwischen die Hauptarbeit im Fachbereich.

Christiane Dahlkamp kennt sie alle, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der VHS-Integrationskurse. Viele Flüchtlinge haben ihr in den letzten Jahren am Schreibtisch in ihrem Büro gegenüber gesessen. „Wenn man sie in der Beratung hat“, erzählt die Fachbereichsleiterin, „dann können sie kein Wort Deutsch. Und beim Abschluss können sie sich verständlich machen. Das ist ein großer Erfolg.“

Wie in dem Alphabetisierungs- und Integrationskurs, den Kornelia Fischer an der Albert-Schweitzer-Schule für Flüchtlinge gibt. „Heute habe ich alles verstanden“, hätte ihr gerade an dem Morgen eine der Kursteilnehmerinnen gesagt. Und einer der Männer erklärt: „Wir können mit den Leuten sprechen und fragen, wenn wir Hilfe brauchen.“ Am 7. Juli haben die Kursteilnehmer ihre Sprachprüfung, danach folgt der Politikkurs, im Herbst sind sie fertig. Sie machen gerade das elften Kursmodul (1200 Stunden), seit zwei Jahren kommen sie täglich für drei Stunden.

Manche könnten bei der VHS helfen

Nach Abschluss der Integrationskurse (600 Stunden) und der anschließenden Politikkurse (100 Stunden), sollten die Teilnehmer B1-Niveau erreicht haben.
Nach Abschluss der Integrationskurse (600 Stunden) und der anschließenden Politikkurse (100 Stunden), sollten die Teilnehmer B1-Niveau erreicht haben. © Heinrich Jung

„Mehr Stunden würden nicht gehen“, sagt Kursleiterin Kornelia Fischer, „das ist zu anstrengend.“ Alle mussten lesen und schreiben lernen, anfangs konnte sie sich kaum mit ihnen verständigen. Heute sprechen einige schon so gut Deutsch, dass sie als Übersetzer bei der VHS helfen können oder bei Schulanmeldungen.

Unterrichtsmaterialien in den Kursen sind auch Bildwörterbücher und: Smartphones. „Die meisten haben sich eine Sprach-App heruntergeladen“, erklärt die Fachbereichsleiterin. Oft gibt es in den Büchern QR-Codes, werden die mit dem Smartphone ausgelesen, wird ein Video abgespielt.

„Im Februar hatten wir 19 Integrationskurse mit 339 Teilnehmern (davon 133 Frauen), 2016 waren es zwölf mit 179 Teilnehmern“, hat Iris König ermittelt. Sie arbeitet seit Ende 2015 neu in der VHS-Verwaltung und ist zuständig für Abrechnung und Kontrolle der Kurse. „90 Prozent unserer Arbeit machen die Integrationskurse aus“, sagt Christiane Dahlkamp. „Wir stoßen manchmal an unsere Grenzen.“

Beratung im 20-Minuten-Takt

Längst gehen Beratungen nur noch mit Termin im 20-Minuten-Takt. Die Zeiten, da sich Christiane Dahlkamp auch noch die Lebensgeschichte der Migranten vor ihrem Schreibtisch anhören konnte, sind vorbei. Inzwischen gibt es Merkblätter, die vieles erklären, oft sind Übersetzer dabei. Bei der Beratung geht es vor allem um Formalien: Status der Flüchtlinge, Zahl der Kursstunden, Bezug von Sozialleistungen. Davon hängen Anträge und Eigenanteil ab.

Mindestens zweimal im Monat findet eine Sprachstandmessung mit einer Dozentin statt. Die führt mit den Teilnehmern einen schriftlichen Test und ein Interview durch, um sie dann dem passenden Modul zuzuordnen. Nach Abschluss der Integrationskurse (600 Stunden) und der anschließenden Politikkurse (100 Stunden), sollten die Teilnehmer B1-Niveau erreicht haben. Ihren Leistungsstand müssen sie mit zwei Tests nachweisen, die extern ausgewertet werden.

90 Prozent der Teilnehmer erreichen B1, sagt Christiane Dahlkamp. Sie schätzt, dass es mindestens noch zwei Jahre dauert, bis alle Migranten so weit sind. Manche warten auch noch auf ihren Integrationskurs.Und dann geht es weiter. In Zusammenarbeit mit dem Jobcenter wird die VHS ab Mai erstmals einen B2-Kurs mit berufssprachlichem Anteil und Praktika für 20 Teilnehmer durchführen. C2 ist das höchste Sprachniveau.

Übrigens: Gerade eben hat der Rechnungshof in Berlin gerügt, dass die Bundesagentur für Arbeit Mittel in dreistelliger Millionenhöhe für Deutschkurse verschwendet habe. Christiane Dahlkamp kann sich darüber nur wundern: „Wir müssen alles genau abrechnen und werden regelmäßig kontrolliert. Unsere Kurse wurden bisher vom Bundesamt für Migration gefördert.“