Bottrop. Zur 11. Kneipennacht stellt die Historische Gesellschaft ihren Streifzug durch Geschichte und Gegenwart der Bottroper Gastronomie-Szene vor.
- Über zwei Jahrhunderte Bottroper Kneipengeschichte fassen die Autoren Elsbeth Müller und Jan Schlüter wie im Brenngals zusammen
- Schön gestalteter Hardcover-Band mit vielen bislang unveröffentlichten Ansichten
- Erhältlich ab sofort im hiesigen Buchhandel
Der Einband lässt an Zeiten denken, als die Rechnung noch auf dem Bierdeckel notiert wurde. Strichliste, Zahlenkolonnen und ein Pärchen am Tresen, das sich zuprostet. Bottrop und seine Gaststätten - von der Bierschwemme bis zum Vereins- oder Speiselokal, von der Tanzdiele bis zur heutigen Kulturkneipe: Das Autoren-Duo Elsbeth Müller und Jan hat wieder einmal zugeschlagen und brachte jetzt - als 36. Beitrag der Historischen Gesellschaft zur Bottroper Geschichte die „Kneipenszenen(n)“ heraus.
Szene verändert sich - aber sie stirbt nicht
Dabei schlagen sie den Bogen vom „Milden Emil“, „Freya Wacholder“ und „Galenus“, den Schnäpsen von einst, zur Wein- und Cocktailszene von heute. Denn die Bottroper Lokale waren über Zeiten und Generationen hinweg ein Treffpunkt für alle Bürger - wie Bettina Jansen, Tochter des letzten Pächters der alten Bottroper Westfalia Brauerei in ihrem Grußwort schreibt.
Und dass in der alten und neuen Bierstadt Bottrop in Sachen Kneipen und Gaststätten nicht Hopfen und Malz verloren ist, zeigt die sich verändernde Szene. Neues entsteht, aber Altes bleibt, wenn auch in veränderter Form, wie man zum Beispiel bei den Traditionshäusern Passmanns, Hürter oder der Rathausschänke sieht, die mit neuen Unterhaltungsformaten oder guten Küchenkonzepten, wie im Fall der Familien-Institution Große-Wilde, ihren Platz im gewachsenen Gastro-Gefüge der Stadt behaupten.
Bierselige Vergangenheit
Und dass die Kneipe in der Nähe nicht nur etwas für Rentner mit „Herrendeck“ oder Kegelvereine ist, zeigen die „Bottroper Kneipen Kumpels“, eine Jung-Organisation von Kneipen-Fans um Bastian Trembich, der ebenfalls in dem Band ein Wörtchen mitredet.
Aber alleine schon beim Streifzug durch die bierselige Vergangenheit mit den zahlreichen historischen Fotos - Dank eines Aufrufes in der WAZ haben zahlreiche Leser vor allem auch Innenansichten der einstigen Kneipenherrlichkeit zur Verfügung gestellt - wird deutlich: Es gibt noch viel zu schreiben und zu zeigen. „Daher denken wir auch schon jetzt an eine Fortsetzung“, sagen Elsbeth Müller und Jan Schlüter wie auf Kommando.
Vergangenheit und Neuanfänge
Wer aufmerksam den mit durchlaufenden Zeichnungen hübsch gestalteten Hardcover-Band durchblättert, sieht nicht nur bekannte und unbekannte Bilder der Vergangenheit. Böhmers Minchen, Haus Jakobsmeier, Sackers, Wittstamm, Bergermann am Kreuz in der City oder die Kirchhellener Dorfkneipen: Es gibt auch eine kleine Geschichte des Bieres und der Leser erfährt, dass es im Dorf Bottrop bereits vor 240 Jahren zehn Wirte gab, die eine Braustätte betrieben.
Ob die alte Eckkneipe wirklich keine Zukunft mehr hat, das wollen die Autoren so nicht bestätigen. Mit den jüngsten Neuzugängen der Szene, wie dem „Corretto“ in der alten Kleffner-Villa, der „Kasbar“ oder dem König-Bierhaus (alle auf der Gladbecker-Meile) stellen sie jedenfalls auch vielversprechende Newcomer der Szene vor.
Ab heute ist der Band im hiesigen Buchhandel und bei der Historischen Gesellschaft erhältlich. 127 Seite, zahlreiche Abbildungen. Preis: 16,95 Euro. ISBN: 978-3-00-054208-4