Fast 20 Jahre nach dem Streckenneubau soll die Engstelle in Dellwig-Ost zweigleisig ausgebaut werden. Ob der Plan aufgeht, ist noch offen
- Fast 20 Jahre nach Streckeneröffnung soll der Engpass in Dellwig-Ost zweigleisig werden
- Auf der Strecke sind sich schon jetzt oft Züge im Weg
- Ab Dezember 2019 soll der Takt nach Essen noch dichter werden
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) will die Bahnstrecke nach Essen zweigleisig ausbauen und so den Engpass in Essen-Dellwig-Ost beseitigen, an der die Bahnen des Regionalexpress 14 und der S 9 regelmäßig Verspätungen einfahren. Die Baumaßnahme ist bereits angemeldet für den ÖPNV-Bedarfsplan, an dem das Landesverkehrsministerium gerade arbeitet. Erfahrene Nahverkehrsexperten rechnen aber nicht mit einer raschen Umsetzung. Sie erinnern daran, dass die Planungen für die Neubaustrecke der S 9 sich fast drei Jahrzehnte hinzogen, bis die Strecke im Mai 1998 eröffnet wurde.
„Wir haben einen Bedarf für diesen Ausbau identifiziert“, sagt VRR-Sprecher Dino Niemann. Sie passt zur VRR-Strategie, den Schienenverkehr im nördlichen Ruhrgebiet zu stärken. Ab Dezember 2019 sollen die Züge zwischen Essen und Bottrop im 15-Minuten-Rhythmus verkehren. Und dann wird der Engpass in Dellwig noch mehr Verspätungen zur Folge haben. „Für den heutigen 20-Minuten-Takt reicht das eine Gleis“, sagt Bahn-Sprecher Manfred Ziegerath, der 1998 auch schon die Einführung der S 9 begleitet hatte.
Taktverdichtung ab Dezember 2019
Regelmäßige Pendler machen andere Erfahrungen. Schon jetzt sammeln vor allem die Regionalexpresse Verspätungen auf beiden Seiten des Engpasses, weil sie Gegenverkehr oder verspätete S-Bahnen abwarten müssen. Wird ab Dezember 2019 der Takt erhöht, drückt noch mehr Verkehr in den Flaschenhals. Dann wird es allerdings auch ein Ende haben mit der eingebauten Vorfahrt der S-Bahnen: Die Linie S 9 wird dann nämlich nicht mehr von der Bahn-Tochter DB Regio betrieben, sondern von Abellio.
Noch keine Zeit- und Kostenschätzung
Weder die Bahn noch der Verkehrsverbund wollen sich auf eine Zeit- oder Kostenschätzung für den Ausbau einlassen. „Dafür ist es noch zu früh“, sagt Niemann und Ziegerath. Jetzt müsse erst einmal das Landesverkehrsministerium bei der Aufstellung des Bedarfsplanes die Dringlichkeit eines Ausbaus bewerten. In einem zweiten Schritt folgt eine Kosten-Nutzen-Analyse, in der vermutlich die Brückenbaukosten eine große Rolle spielen werden. Der Verkehrsverbund rechnet bisher nur mit 450 Metern Ausbaustrecke, doch der Bahn-Sprecher hält eine große Lösung für sinnvoller: „Wenn ausgebaut wird, dann gleich die ganze Strecke zwischen Essen-Gerschede und Bottrop Hauptbahnhof; sonst lohnt sich der Aufwand nicht. Wenn die Entscheidung für einen Ausbau kommt, hat die Bahn bereits die Pläne in der Schublade für den Neubau der Station Dellwig-Ost.
An der Kosten-Nutzen-Analyse ist 1991 schon eine andere Ausbaustufe der S 9 gescheitert: der „Stich“ zwischen Hauptbahnhof und Berliner Platz. Dieter Schulte, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, beschied damals: „Die Stichstrecke Hbf - Bottrop Mitte verursacht gesamtwirtschaftlich höhere Kosten als der erzielbare Nutzen.“