Bottrop-Kirchhellen. . Franziska Dannheim singt ihre eigene Fassung von Bizets „Carmen“. Mit Pianistin Jeong-Min Kim entdeckt das Duo großes Theater.
Ein Parforceritt quer durchs Musiktheater: Das ist „Oper légere“ mit Franziska Dannheim, Sopranistin aus Essen, und der Pianistin Jeong-Min Kim, die aus Korea stammt, aber an der Folkwang-Hochschule ihr Klavierexamen meisterte. Das Duo entdeckt in der Tragödie um „Carmen“, die von ihrem „Ex“ Don José vor der Stierkampfarena in Sevilla erstochen wird, großes Theater. Selbst der Witz sowie Klatsch und Tratsch werden bei dieser Verknappung nicht ausgespart. Das Unternehmen gastierte jetzt erstmals in Kirchhellen, im Hof Jünger.
Ganz kurz der Inhalt: Carmen, die rassige und temperamentvolle Schönheit aus der Zigarettenfabrik, verführt den baskischen Soldaten José. Er verfällt ihr. Doch schon bald wendet sich die Dame von dem Korporal ab und dem Matador Escamillo, dem neuen Traummann, zu. Der Verlierer rächt sich auf dem Vorplatz der Arena – er ersticht die Frau, die selbst angesichts des Todes zu keinem Kompromiss bereit ist. Die zerrupfte Rose liegt in der Mini-Fassung auf dem Boden der Bühne…
Klavier ersetzt Orchester und Dirigent
Was „Oper légere“ ermöglicht: eine Sängerin (Sopran) übernimmt alle Rollen, auch die der Männer. Das Klavier, von Jeong-Min Kim meisterlich „traktiert“, ersetzt Orchester und Dirigent. Man sieht (und hört): Oper lebt auch in dieser radikalen Version mühelos. Als Mythos.
Zumal Franziska Dannheim das fatale Geschehen mit Charme und „privaten“ Anmerkungen kommentiert. Selbst Opernfans kommen auf ihre Kosten, wenn sie großzügig über die fehlenden Männerstimmen hinweg hören. Die Partitur Georges Bizets, der mehr eine französische als eine spanische Oper geschrieben hat, behauptet sich gegen Eingriff und Striche. Escamillos Auftrittslied, Josés Blumen-Arie, Micaelas Lyrik, das Kartenterzett, das Schmuggler-Quintett – Franziska Dannheim „schultert“ vokal alle Melodien und Besetzungen. Sie verrät: „Genau deshalb, weil ich hier auch alle übrigen Hits des Stückes selbst singen darf, habe ich ,Oper légere`vor zehn Jahren gegründet.“
Auch das Publikum wird von ihr einbezogen. Manchmal auch nur durch „Lalala“-Trällerei. Es machte jedenfalls viel Spaß – lebhafter Beifall für die Solistinnen.