Bottrop. Das Musikschul- Ensemble „All Woman“ feiert 20. Geburtstag. Statt Gehaltskürzungen hinzunehmen, gründete Ruth Miketta 1997 den Frauenchor.

  • 1997 drohten den Musikschul-Lehrern 12 Prozent Gehaltskürzung - oder sie mussten mehr unterrichten
  • Ruth Miketta gründete als Reaktion darauf den Frauenchor, der heute eine Aushängeschild der Stadt ist
  • Das Jubiläumskonzert ist am 1. Juli in der Aula des Heinrich Heine Gymnasiums

Dafür, dass Bottrops Vorzeige-Frauenchor vor 20 Jahren salopp gesagt aus einer Not an der Musikschule heraus geboren wurde, steht das Ensemble im Jubiläumsjahr hervorragend da. 22 Sängerinnen hat Chorleiterin Ruth Miketta quasi unter Vertrag bei „All Woman“, denn: „Ein Kommen und Gehen gibt es bei uns nicht. Die Mittwochabende, an denen geprobt wird sind uns fast schon heilig, abmelden Pflicht“, sagt Andrea Döing.

Sie singt seit dem Gründungsjahr 1997 in dem Chor, der an sich selbst wohl die höchsten Ansprüche stellt. Allerdings gehört sie nicht zu den drei Sängerinnen, mit denen Ruth Miketta vor 20 Jahren begann. Andrea Döing selbst kam erst kurze Zeit später dazu. Da waren sie schon 12 - und sie ist bis heute „mit Leib und Seele“ dabei.

Anders geht es auch nicht. „Denn regelmäßiges Arbeiten an dem ständig umfangreicher werdenden Repertoire gehört dazu, nicht nur bei den wöchentlichen Proben, sonder durchaus auch schon mal zuhause.“ Elisabeth Klimek-Wörmann spricht ebenfalls aus jahrelanger Erfahrung mit diesem Ensemble der Musikschule, das seither zum Aushängeschild der Stadt geworden ist.

Es gibt sogar eine Warteliste

Musikschule ist das Stichwort. Denn ohne die städtische Einrichtung gäbe es „All Woman“ wohl nicht. Denn vor 20 Jahren sollten allen Musikschul-Lehrern die Bezüge um 12 Prozent gekürzt werden mit der Begründung: Als Musikschullehrer habe man in den Ferien nicht soviel zu tun, wie die Kollegen an anderen Schulen, erzählt Ingo Broszka, Leiter der Musikschule. Ruth Miketta, die bereits damals dort unterrichtete, stellte man, wie andere auch, vor die Wahl: „Entweder mehr Schüler unterrichten oder weniger Geld. Also gründete ich mit damals drei Schülerinnen ein Ensemble, das wir intern den ,Ferienüberhangschor’ nannten“, erinnert sich die Musikerin, die durch mehrere Formationen - und eine überaus musikalische Familie - in Bottrop bekannt ist.

Rasch wird klar: „Es soll ein Frauenensemble sein - eben ,All Woman’“, sagt Ruth Miketta. Und damit passte alles wunderbar ins Konzept der Musikschule, die neben dem klassischen Unterricht auch die Ensemeblearbeit pflegt, deren jüngstens Gewächs seit einiger Zeit das Bottroper Sinfonieorchester ist - in dem Ruth Miketta übrigens auch spielt.

Es gibt sogar eine Warteliste

„All Woman“ war immer etwas besonderes - im positiven, nicht im elitären Sinne. Das findet auch Margret Kemper. „Man kann nicht einfach vorbeischauen und beitreten, sondern muss schon gewisse musiklaische Grundvoraussetzungen mitbringen, ein Vorsingen absolvieren - und: es muss ein Platz frei sein.“

Der Chor will nicht um jeden Preis wachsen. Für Ruth Miketta ist es wichtig, die einzelnen Stimmen solistisch einsetzen zu können. Transparenz und Flexibilität sind dabei wichtige Momente. „Das ist bei einem großen Chor oft nicht gegeben“, so die Chorleiterin. Daher gibt es eine Warteliste, auf der zurzeit etwa zehn Namen stehen.

Ein Knicks für die Königin

Die Frage nach den Höhepunkten der letzten 20 Jahre, lässt sich nicht leicht beantworten. Aber der Auftritt vor Königin Silvia von Schweden 2012 ist bei Ruth Miketta und „All Woman“ noch immer präsent. „Es gab einen Dress-Code, gedeckte Farben, nicht kniefrei, kein bunter Schmuck - und einige haben sogar den Knicks geübt“, erinnert sich Andrea Döing. Die Königin habe sich extra umgedreht, sei auf den Chor zugekommen und habe die schwedische Aussprache eines Liedes gelobt. Auch die Gastspiele in der Wäscheabteilung des alten Karstadt-Hauses bleiben legendär. Und der Auftritt bei „Orgel plus“ in St. Cyriakus im Januar gehört dazu.

Das große Jubiläumskonzert ist am 1. Juli in der Aula des Heinrich-Heine-Gymnasiums. Dann wird auch das Voting der Lieblingslieder der Zuhörer aufgelöst. Karten dafür gibt es nur an der Theaterkasse des Kulturzentrums, Blumenstraße 12-14 und unter 70 33 08.