Bottrop. . Alleine schafft man es nicht, vom Alkohol los zu kommen. Das sagen die Fachleute und Zahlen belegen dies. Der Kreuzbund Bottrop bietet Hilfe an.

„Wenn wir uns öffentlich darstellen, schwinden die Hemmschwellen“, sagt Bernd Schenke, zweiter Geschäftsführer im Kreuzbund Stadtverband Bottrop. Die Hemmschwellen bei anderen wohlgemerkt. Bei Menschen, die ein Problem mit Alkohol haben, dies aber ignorieren. Die finden oft eher den Weg zum Kreuzbund, wenn der gerade wieder im Blickpunkt der Öffentlichkeit stand.

Die Scham, ihr Alkoholproblem einzugestehen, sei bei vielen groß. „Dabei hat die Weltgesundheitsorganisation Alkoholismus schon 1957 als Krankheit anerkannt“, wundert sich Werner Hoffmann, stellvertretender Vorsitzender des Stadtverbandes. Aber viele brauchen einen Anstoß von außen, um bis dahin zu kommen und Hilfe zu suchen; einen schlimmen Befund vom Arzt etwa oder den drohenden Verlust des Arbeitsplatzes. Knapp über 100 Mitglieder hat der Bottroper Kreuzbund.

Zehn Gruppen treffen sich regelmäßig

Es gibt zehn Gruppen, in denen sich Betroffene, auch Medikamenten- und Drogenabhängige, und Angehörige wöchentlich treffen. Hier können alle offen über ihre Probleme reden – und nichts davon dringt nach außen. Die Gruppe gibt den Kranken Rückhalt, manche sind schon seit 40 Jahren dabei. „Niemand ist davor gefeit, rückfällig zu werden“, betont Bernd Schenke, selbst nach Jahrzehnten nicht. Alle Gruppen haben einen gewählten (und geschulten) Gruppensprecher und Stellvertreter sowie einen Kassierer, der bei den Krankenkassen Zuschüsse für Seminare beantragt oder die Finanzen regelt, wenn die Gruppe gemeinsam verreist. „Wir sind ja auch lustige Menschen“, betont Werner Hoffmann, es drehe sich nicht immer nur alles um Probleme. Der Alkohol sei dabei im übrigen nur eines von vielen.

In Bottrop 1969 gegründet

Der Kreuzbund wurde in Deutschland 1898 von einem katholischen Pfarrer gegründet. Der Kreuzbund Bottrop entstand 1969 und gehört zum Diözesanverband Essen. Manchmal sei das Kreuz im Namen ein Hindernis, meint der Vorsitzende Gerhard Löbert, weil dahinter eher ein religiöser Verein als eine Selbsthilfegruppe für Suchtkranke vermute werde.

Dabei leiste der Verband erfolgreiche Arbeit, betonen die Vorstandsmitglieder und verweisen auf die Zahlen. Dauerhaft abstinent bleiben nur 20 Prozent der Betroffenen nach einer Entgiftung im Krankenhaus, 50 Prozent, wenn sie nach der Entgiftung eine Therapie machen und 85 Prozent wenn sie dann auch noch regelmäßig eine Selbsthilfegruppe besuchen – wie den Kreuzbund. „Alleine schafft man es nicht“, sagt Schenke. Er setzt auf den persönlichen Kontakt und glaubt nicht an virtuelle Gruppen, die es auch schon im Internet gibt.

Meist kommen Kranke erst, wenn sie ihre Sucht nicht mehr im Griff haben. Dann seien sie schon Mitte 30 und älter. Krankheiten als Folge des Alkoholmissbrauchs kommen oft Jahre später. Die Leber, die Bauspeicheldrüse, das Herz. „Es gibt 27 Krankheiten als Folge von Alkoholmissbrauch“, so Werner Hoffmann. Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden liege bei 88 bis 105 Milliarden Euro.

>>> GESCHÄFTSSTELLE MITTWOCHS GEÖFFNET

Der Kreuzbund bietet dem Mittelstand in Bottrop seine Hilfe in Sachen Suchtprävention an. Gedacht ist an Info-Abende und Vorträge. Der Vorstand nimmt bereits am Unternehmerstammtisch teil.

Die Geschäftsstelle des Kreuzbundes im Haus der Vielfalt, Gerichtsstr. 3 ( 3729486, E-Mail: kreuzbund-bot@gelsennet.de), ist mittwochs von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Die Info-Gruppe ist erste Anlaufstelle und trifft sich alle 14 Tage dienstags ( 762129). Infos im Internet: www.kreuzbund-stadtverband-bottrop.de