Bottrop. . Mit vier neuen Blockheizkraftwerkmodulen und Photovoltaik-Anlage erzeugt die Kläranlage nun 80 Prozent ihrer Energie selbst. Ziel: 100 Prozent.

  • NRW-Umweltminister zeichnet Emschergenossenschaft mit dem Projekt als Teil der Klima-Expo aus
  • Auch Wasserkraft und eine Dampfturbine will die Genossenschaft noch bauen
  • Energie-Überschuss soll für Betrieb der Pumpwerke genutzt werden

32 Millionen Kilowattstunden elektrische Energie braucht die große Emscher-Kläranlage in der Welheimer Mark Jahr für Jahr. Ein enormer Kostenfaktor und zusätzlich belastet die Stromerzeugung die Umwelt. Deshalb verfolgt die Emschergenossenschaft schon lange das Ziel, die Kläranlage zum Kraftwerk umzubauen und dort die Energie zu erzeugen, die dann dort auch verbraucht wird. Am Ende will man autark sein, unabhängig von anderen Energieerzeugern.

Weitere Schritte sind geplant

Diesem Ziel ist die Emschergenossenschaft am Montag wieder einen Schritt näher gekommen. Vier Blockheizkraftwerkmodule und eine Photovoltaik-Anlage nahm die Genossenschaft offiziell in Betrieb. Damit erzeugt die Kläranlage nun 80 Prozent ihrer benötigten Energie. Ein Wasserkraftwerk und eine neue Dampfturbine sind geplant, um dass gesteckte Ziel endgültig zu erreichen.

Die Verantwortlichen gaben den offiziellen Startschuss und nahmen die neue Technik in Betrieb.
Die Verantwortlichen gaben den offiziellen Startschuss und nahmen die neue Technik in Betrieb. © Heinrich Jung

Vier Blockheizkraftwerkmodule arbeiten nun zunächst in einer Halle. Sie ersetzen veraltete Modelle, sind vor allem wesentlich effizienter. Zwei der Module arbeiten kontinuierlich, ein drittes wird bei Bedarf zugeschaltet, ein viertes steht als Reserve parat.

In den Kraftwerksblöcken wird Methan verbrannt

In den riesigen Faulbehältern wird der Klärschlamm getrocknet, dabei entsteht Faulgas. Das wiederum ist methanhaltig und wird dann in den Modulen verbrannt, eine Turbine wird angetrieben und erzeugt den Strom. 16 bis 18 Millionen Kilowatt-Stunden erzeugt das Klärwerk auf diese Weise im Jahr, erklärt Thorsten Frehmann, der für die mittlere Emscher zuständige Betriebsmanager.

Rund 4,5 Millionen Euro hat die Emschergenossenschaft für diesen Abschnitt investiert. In gut sechs Jahren werde sich das eingespielt haben, sagt Frehmann. Der auf diese Weise erzeugt Strom koste die Emschergenossenschaft vier Cent, im normalen Einkauf müsse sie 16 Cent zahlen.

Wasserkraftwerk im Anlauf der Kläranlage ist geplant

Für die Klima-Expo durfte Uli Paetzel noch einen Fußabdruck hinterlassen.
Für die Klima-Expo durfte Uli Paetzel noch einen Fußabdruck hinterlassen. © Heinrich Jung

Ein Wasserkraftwerk im Ablauf der Kläranlage ist als nächstes geplant. Hier macht sich die Emschergenossenschaft den Höhenunterschied zwischen dem Lauf und der Kläranlage zunutze. Außerdem wird eine Dampfturbine erneuert. Die wird angetrieben durch die Klärschlammverbrennung. Rechnerisch liege man dann bei einer Energieabdeckung von 106 Prozent, so Frehmann. Wahrscheinlich werde es sogar mehr.

Überschüssige Energie für Betrieb der Pumpwerke nutzen

Die überschüssige Energie wird die Genossenschaft jedoch nicht einspeisen. Vielmehr verlegt sie aktuell eigene Kabel zu ihren Pumpwerken an der B 224 und in Gelsenkirchen. Sie sollen dann künftig mit eigenem Strom angetrieben werden. Zuletzt habe die Emschergenossenschaft schon ohne diese noch geplanten Schritte 100 Prozent ihrer benötigten Energie erzeugen können. Das sei aber abhängig vom Wind. Ziel ist es aber, den Energiebedarf dauerhaft decken zu können.

Doch schon jetzt ist die Bottroper Kläranlage vorbildlich – in Deutschland und weltweit. Landesumweltminister Johannes Remmel, der den offiziellen Startschuss für die neuen Module gab, lobte das Engagement der Emschergenossenschaft. „Ein Roll-Out auf ganz NRW wäre wünschenswert“, sagte er mit Blick auf zahlreichen Kläranlagen im Lande.

Bedeutung für das Klimaschutzprojekt Innobation City

Auch für das Bottroper Projekt Innovation City hat der Umbau der Kläranlage eine enorme Bedeutung, hilft er doch das selbst gesteckte Ziel zu erreichen, bis 2020 den CO2-Ausstoß zu halbieren. Darauf berief sich auch der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft, Uli Paetzel. Schon seit langem habe sich die Emschergenossenschaft der Nachhaltigkeit verschrieben. Auch deshalb habe die Genossenschaft von Anfang an die Bewerbung Bottrops zur Innovation City unterstützt.

Neben dem Lob für dieses Vorzeigeprojekt hatte Landesumweltminister Remmel noch eine weitere Auszeichnung im Gepäck. Er überreichte eine Urkunde, mit der das Projekt auf dem Bottroper Klärwerk nun auch offiziell als Vorbild für eine klimafreundliche Zukunft in die landesweite Leistungsschau Klima-Expo aufgenommen ist. Remmel: „Nach dem Umbau werden hier pro Jahr 70 000 Tonnen CO2 eingespart. Es ist ein bedeutendes Ereignis, eine solche Anlage quasi CO2-neutral zu stellen.“