Bottrop. . Die Selbsthilfegruppe Prostataerkrankungen Bottrop wurde vor 15 Jahren gegründet. Sie lädt Betroffene zum Austausch ein.

Die Auftaktveranstaltung zur Gründung der Selbsthilfegruppe (SHG) Prostataerkrankungen war eine große Sache; im Saalbau traten am 10. Juli 2002 gleich mehrere Redner aus den Bereichen Selbsthilfe und Medizin an. 50 bis 60 Herren interessierten sich fürs Thema, und so wurden gleich drei Gruppen aus der Taufe gehoben. „Das hielt aber nur zwei, drei Jahre“, sagt der aktuelle Vorsitzende Rolf Schmidt. Heute, 15 Jahre nach der Gründung, zählt die SHG 23 Mitglieder. Sie möchten weiteren Männern, die mit der Diagnose Prostatakrebs konfrontiert sind, Mut machen, den Austausch in der Gruppe zu suchen.

Angst vor Inkontinenz und Impotenz

Denn Erkrankte dürfte es hier noch einige mehr geben. „Es ist die Krebserkrankung, von denen Männer am häufigsten betroffen sind“, sagt Schmidt. Die Deutsche Krebsgesellschaft spricht von bundesweit über 60 000 Neuerkrankungen pro Jahr. Wird der Tumor früh entdeckt, sind die Heilungschancen allerdings gut.

Geredet wird über Prostatakrebs aber oftmals nicht so gern. Sicher auch, weil gerade eine operative Behandlung Inkontinenz und Impotenz zur Folge haben kann. „Es ist ein sensibles Thema“, sagt Kassierer Uwe Hemming. Dabei könne man den Besuch der SHG nur empfehlen, ergänzt Schriftführer Johannes-Martin Düngelhoff: „Wo sonst trifft man auf so viel geballte Erfahrung?“ Anstöße für unterschiedliche Therapieansätze können die Teilnehmer in diesem Kreis erhalten. „Je nach Stand der Erkrankung gibt es Alternativen zur OP“, erklärt Hemming.

Prostatakrebs betrifft auch die Partnerschaft

So hat sich Rolf Schmidt zum Beispiel nach der Diagnose eines weniger aggressiven Krebses 2011 zunächst für eine aktive Überwachung entschieden, zu der regelmäßige Kontrollen zählen. 2016 ließ er dann operieren. „Diese fünf Jahre lang muss man mit der Situation klar kommen; das ist eine Belastung für einen selbst und für die Familie.“ Und gerade weil Prostatakrebs auch die Partnerschaft betrifft, sind die Frauen in der SHG mit dabei. Zumal auch nach einer OP – nebst ihren möglichen Nebenwirkungen – das Bangen bleibe. „Aus dem Kopf geht diese Geschichte ein Leben lang nicht mehr“, sagt Hemming.

Wichtig ist den Mitgliedern auch das Thema Früherkennungsuntersuchung für Männer ab 45 Jahre. „Die Krankenkassen zahlen nur die Tastuntersuchung“, berichtet Hemming. Für rund 25 Euro kann man zudem den PSA-Wert bestimmen lassen. Diese Untersuchung auf das prostataspezifische Antigen im Blut liefere zumindest Anhaltspunkte.

Fachärzte kommen regelmäßig zu den Gruppentreffen

Themen wie diese können bei den Gruppentreffen angesprochen werden. Regelmäßig sind Fachärzte – der niedergelassene Urologe Michael Lünzmann schon seit 2003 sowie der Urologie-Chefarzt des Knappschaftskrankenhauses Dr. Mirko Müller – dabei. Zu Gründungszeiten zählten auch Männer mit gutartigen Vergrößerungen der Prostata zu den Mitgliedern, heute liegt der Fokus auf Krebserkrankungen. Der 15. Geburtstag wird im Sommer mit einem besonderen, zweitägigen Therapieseminar in der Bildungsakademie „Die Wolfsburg“ gefeiert. Zu den Referenten zählt der NRW-Patientenbeauftragte Dirk Meyer.

Initiative fordert Hygienebehälter auf Herrentoiletten

Die Selbsthilfegruppe ist Mitglied im Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe. Und für dessen Initiative „Hygienebehälter in Herrentoiletten“ setzen sich die Bottroper ein.

Ein Thema, das in der Öffentlichkeit im Grunde nicht stattfindet. Dabei ist es ja so: Männer, die unter unwillkürlichem Harnverlust leiden, tragen Vorlagen, die gewechselt werden müssen. „Es gibt einige Männer, die inkontinent sind und wirklich Probleme haben mit der Entsorgung der Vorlagen in öffentlichen Toiletten“, sagt Rolf Schmidt. So selbstverständlich wie in Damentoiletten sollten Hygienebehälter daher auch im Herren-WC-Bereich sein – um betroffenen Männern die Teilnahme am sozialen Leben zu erleichtern.

Flyer des Bundesverbandes habe er bereits in verschiedenen Lokalen verteilt, berichtet Schmidt. Bei der Stadtverwaltung, wo er beschäftigt sei, seien die Herren-WCs inzwischen entsprechend ausgestattet. Der SHG-Vorsitzende weist darauf hin, dass auch die Arbeitsstättenverordnung einen Hygienebehälter mit Deckel im Herren-WC-Bereich vorsieht.