In der Bürgermeistersprechstunde geht es oft auch um einen Ausgleich der Interessen. Bürger kommen mit vielen Anliegen
- Drei Mal im Jahr gibt es einer Bürgermeistersprechstunde
- Bernd Tischler, Monika Budke und Klaus Strehl haben ein offenes Ohr für alle Bottroper
- Jedes Anliegen wird protokolliert
Drei Mal im Jahr nehmen sich die Bürgermeister auch Zeit für ganz persönliche Fragen der Bottroperinnen und Bottroper. Das Motto „Unter vier Augen - Sprechstunde der Bürgermeister“ hätte dieses Mal eher lauten müssen „Unter sechs Augen“, denn auch die WAZ durfte auf Anfrage – und mit Erlaubnis einiger Fragesteller – dabei sein, als Oberbürgermeister Bernd Tischler und die Bürgermeister Monika Budke und Klaus Strehl ihren Mitbürgern nicht nur Rede und Antwort standen, sondern auch ganz konkret Hilfe versprachen.
„Jeder kommt an die Reihe, es geht ganz formlos“, sagt Ira Jonderko. Die Leiterin des Bereichs „Bürgerservice“ im Bürgerbüro der Stadt hat alles im Blick. Sie schaut, wer einen Dienst im Bürgerbüro in Anspruch nehmen möchte, denn der oder die muss ganz klassisch eine Nummer ziehen, die dann aufgerufen wird. Zwischendurch gibt es noch ein Foto mit den beiden Schülerpraktikantinnen Julia und Paula vom Heinrich-Heine-Gymnasium, die das Bürgerbüro sozusagen „von innen“ kennenlernten.
Bei der Bürgersprechstunde begleitet Ira Jonderko die Besucher dann persönlich zu den Tischen. Um 16 Uhr haben die Bürgermeister Platze genommen. Trennwände schirmen sie vom Nachbartisch ab. Es kann losgehen.
Bernd Tischler begrüßt eine Dame aus Grafenwald. Eleonore Borlik ist damit einverstanden, dass ihr Name genannt wird. Sie hat ein konkretes Problem. Ihr Haus an der Von-Braun-Straße steht in einem Mischgebiet aus Wohnen und Kleingewerbe. Nebenan eine Firma, die medizinischen Sauerstoff abfüllt, auch nachts. Der Lärm sei oft unerträglich, sie denke schon daran, ihr Haus, das sie von den Eltern übernommen hat, zu verkaufen.
Interessenausgleich angestrebt
„Wir können oft nicht mehr in unseren Garten, die Transporter fahren über die Randsteine, stehen direkt bei der Terrasse, das Radio volle Pulle aufgedreht, wir können oft nicht mehr in unseren Garten!“ Frau Borlik sucht Hilfe bei der Stadt, heute direkt beim OB. Bernd Tischler erklärt: In einem Mischgebiet habe man nicht den gleichen Schutz, wie in einem reinen Wohngebiet. Dennoch werde sich die Bauaufsicht und das Umweltamt diese Situation ansehen. Er macht sich Notizen, fasst das Gespräch später als Protokoll zusammen.
„Versprechen sie sich keine schnelle Lösung, aber wir suchen nach einem Interessenausgleich.“ Frau Borlik nickt. Man spürt, dass sie trotz allem an ihrem Heim hängt. Am Ende schauen sie und Bernd Tischler gemeinsam über das Protokoll. Alles so, wie es besprochen wurde. Frau Borlik ist gespannt, wie es weitergeht.
Das Protokoll ist Pflicht
Das Protokoll ist üblich. Alle Anliegen werden festgehalten und bearbeitet. „Wir gehen das generalstabsmäßig an“, sagt Bürgermeister Klaus Strehl. Bei ihm sitzt Brigitte B. Ihre 92-jährige Mutter starb im November beim Sturz von der Toilette im St-Teresa-Heim. „Der Sitz war lose, der Haltegriff meines Erachtens nur schwer erreichbar, meine Mutter hatte einen Oberschenkelhalsbruch und starb kurz darauf im Marienhospital.“
Bei der Trägerin, der Caritas, kam Frau B. - ihren vollen Namen möchte sie lieber nicht in der Zeitung lesen - nicht weiter. Sie möchte keinen Prozess, kein Geld. „Nur, das anderen Bewohnern in Zukunft so etwas nicht auch passiert.“ Strehl: „Konkret wird wenig herauskommen, wir können der Vorgang aber vom Gesundheitsamt bewerten lassen.“
Manche Besucher möchten auch einfach nur reden
Die Zahl der Fragesteller im Bürgerbüro ist übersichtlich. „Das ist nicht immer so, manchmal sind 20, 30 oder mehr Leute hier, die mit uns sprechen möchten“, sagt Monika Budke. Für viele sei es auch die einzige Möglichkeit, überhaupt einmal zu reden und jemanden zu finden, der ernsthaft zuhört, so die Bürgermeisterin.
Denn: Zu der Bandbreite der großen und kleinen Probleme, die bei der Bürgermeistersprechstunde auf den Tisch kommen, gehöre ganz oft auch Einsamkeit. Es ist erschreckend zuhören, das Menschen manchmal niemanden mehr haben, mit dem sie sprechen können und dann zu uns kommen.
Oft seien es aber auch soziale, wirtschaftliche Probleme. Manche Menschen kämen einfach auch erst, wenn es nicht mehr anders ginge: Also, wenn Strom oder Gas schon abgesperrt sind. Monika Budke möchte die Sprechstunde nicht missen. „Oft kann eben doch geholfen, der richtige Kontakt zu einer städtischen stelle hergestellt werden - und wir haben wirklich fast hautnah den Kontakt zu den Bürgern, das erdet.“
Nächste Bürgermeistersprechstunde: 13. Juli, 16 bis 18 Uhr, im früheren Katholischen Stadthaus beim Berliner Platz, 46236 Bottrop.