Bottrop. . Vor 90 Jahren begann der Bau der heutigen Gerhardt-Kirche. Die Erlöserkirche wurde 1992 geschlossen. Und dann ist da noch die Friedenskirche.
Vor 90 Jahren herrschte eine Aufbruchsstimmung über Boy-Welheim. Die evangelische Bevölkerung konnte nach langen Jahren des Provisoriums in dem engen alten Bethaus an der Gungstraße im Juli 1927 den ersten Spatenstich für den neuen Kirchsaal an der Heimann straße feiern. Wenig später folgte die feierliche Grundsteinlegung, nachdem das Pfarrhaus für den damaligen Pfarrer Dringenberg, bis 1958 im Amt, bereits fertig gestellt war.
Das konfessionelles Gefüge hat sich geändert
Das Andenken von Pfarrer Dringenberg wird bis heute in Boy-Welheim hochgehalten, sagt die heutige Amtsinhaberin Anne Hanhörster. Älteren Welheimern ist er immer noch ein Begriff. Überhaupt sei die Zeit vor 90 Jahren geprägt vom Wachstum gewesen, so Anne Hanhörster.
Das galt auch noch einmal für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals habe sich das Konfessionsgefüge im traditionell katholisch geprägten Bottrop durch die Zuwanderer aus den evangelischen Ostgebieten des untergegangenen Deutschen Reiches noch einmal geändert. Aber auch der Bergbau lockte viele Menschen nach Bottrop.
So begann die Gemeinde 1962 mit dem Bau der Erlöserkirche in der Welheimer Mark. Nur 30 Jahre später fiel im Presbyterium die Entscheidung, den Bau zu verkaufen. 1993 wurde die Kirche dann stillgelegt.
Vor 50 Jahren begann der Bau der Friedenskirche an der Welheimer Straße
In die letzte große Aufbruchszeit - auch eine Zeit der dezentralisierten Gemeinden - leistete sich der alte Bezirk Boy-Welheim noch eine Kirche: vor 50 Jahren hieß es Baubeginn für die Friedenskirche an der Welheimer Straße.
Sie besteht bis heute. Aber sicherlich nicht so, wie es sich der damalige Pfarrer Haberland und seine Frau vor einem halben Jahrhundert noch vorgestellt haben. Sie sind auf dieser Seite zu sehen, als es kurz vor der Einweihung des schmucken Gotteshauses an die Auswahl Ausstattung ging.
Heute dient die Friedenskirche als Jugendkirche. „Sicher finden dort auch noch Gottesdienste statt, nur in ungewöhnlicher Form“, sagt Pfarrerin Hanhörster. Aber der Raum erfährt heute natürlich eine viel freiere Nutzung, auch durch jugendgemäße Freizeitaktivitäten, als es sich Pfarrer und Presbyterium in den 60er Jahren vorstellen konnten.
Bergschäden machten dem Bau zu schaffen
Heute konzentriert sich das Leben der Gemeinde, die sich auch räumlich umstrukturiert hat in Batenbrock-Welheim und Eigen-Boy, für die Welheimer auf die Paul Gerhardt Kirche. Sie erfuhr in den letzten 90 Jahren zwei große Sanierungen, Mitte der 60er Jahre und dann noch einmal 1986 bis 1987 - wie das große Foto auf dieser Seite zeigt. Grund dafür waren jeweils Bergschäden, die dem Bau zu schaffen machten.
Außerdem wurde der Kirchsaal, von einst 1000 Plätzen deutlich verkleinert. „Aber ein paar alte Stühle aus der Anfangszeit haben überlebt“, sagt Anne Hanhörster - und werden auch weiterhin in Ehren gehalten.
In den Kirchenbauten spiegelt sich der Wandel der Gemeinden
Die Architektur der Friedenskirche, mit deren Bau vor 50 Jahren begonnen wurde, ist modern. Dagegen wirkt das Pfarrerehepaar Haberland, das hier in der nagelneuen Kirche zu sehen ist, eher konservativ-streng. Haberland legte 1962 auch den Grundstein für die Erlöserkirche.
Es war eine andere Zeit, aber viele ältere Gemeindemitglieder denken noch an „ihre“ Pfarrer und Pastöre, die damals nicht nur Kirchen bauten, sondern auch unermüdlich versuchten, diese mit Leben zu füllen.
„Nein, wir wollen in diesem Jahr wohl keine Feiern zu den Jubiläen der Gotteshäuser veranstalten“, so Pfarrerin Anne Hanhöster. Die Feiern zum Gedenken an die Reformation, die vor 500 Jahren in Wittenberg begann, steht auch in den Gemeindebezirken Batenbrock-Welheim und Eigen-Boy im Zentrum. Die Veranstaltungen und Fahrten, die Anne Hanhörster und ihre Kollegen Friedemann Kather, Dieter Naumann und Doris Sturm mit ihrem Gemeindeteam anbieten, würden jedenfalls sehr gut angenommen.
Heute leben etwa 24.000 evangelische Christen in Bottrop
Kirchenbauten sind auch Zeichen veränderter kirchlicher Bedürfnisse und Mitgliederzahlen. Zählte Bottrop 1960 (ohne Kirchhellen) noch 32 000 evangelische Christen, sind es heute mit Kirchhellen noch etwas über 24 000. Davon leben heute in Batenbrock-Welheim rund 3000, in der Boy etwa 2300 Gemeindemitglieder. Durch den neuen Zuschnitt kommen noch einmal etwa 3200 Eigener dazu.
Der aktive Posaunenchor veranstaltet zusammen mit dem Kölner Ensemble „Brassador“ am 25. März um 17 Uhr ein Konzert in der Paul-Gerhardt-Kirche.