Bottrop. . Das heftigste Gewitter in Bottrop nach der Jahrtausendwende gab es am 23. Mai 2012. Es war ein starker Jahrhundertregen mit dem Index 5.

  • Emschergenossenschaft will Anwohnern Einordnung der Unwetter einfacher machen
  • Nach ihrer neuen Skala gibt es moderate und starke sowie heftige und extreme Regen
  • Stärkegrade für Jahrhundertregen reichen wie schon beim Wind von 1 bis 12

Starkregenereignisse treten seit einigen Jahren immer häufiger und in immer kürzeren Abständen auf. Behörden und Experten taten sich allerdings schwer, den Bürgern bei der Einordnung so genannter Jahrhundertregen verständliche Informationen an die Hand zu geben – vor allem dann, wenn eine solche „Jahrhundertkatastrophe“ mehrfach binnen weniger Wochen eintritt.

Begriffe wie „50-jährlicher Regen“ oder „größer als 100-jährliches Ereignis“ sagen den meisten oft wenig. Die beiden regionalen Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband haben daher einen neuen Starkregenindex entwickelt.

Statistisch seltener als einmal in hundert Jahren

In der Zukunft soll dieser in den Einzugsgebieten von Emscher und Lippe bei heftigen lokalen Starkregen genutzt werden, die grundsätzlich seltener als einmal in 100 Jahren auftreten, um die Bedeutung eines Ereignisses mit einer einfachen Skalierung von 1 (moderat) bis 12 (extrem) sowie in einer farblichen Darstellung (grün bis violett) zu erläutern.

„Jetzt können alle Bürger transparent und einfach nachvollziehen, wie stark der Niederschlag insbesondere bei extremen Wetterereignissen in der Region war“, beschreibt Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand von Emschergenossenschaft und Lippeverband, das neue Verfahren.

Bewertungsskala von grün bis violett

Von grün über gelb und rot bis hin zu violett reicht die Skala zur Einstufung der Starkregenfälle.
Von grün über gelb und rot bis hin zu violett reicht die Skala zur Einstufung der Starkregenfälle. © eglv

Emschergenossenschaft und Lippeverband haben den neuen Starkregenindex auf der Grundlage eines internationalen, mathematisch belegten Ansatzes aus den USA weiterentwickelt und hierzulande eingeführt. Hiernach wird ein Starkregenindex der Bewertungsskala „moderat“ im Wertebereich zwischen 1 und 3 (grün bis hellgelb), „stark“ im Bereich zwischen 4 und 6 (gelb bis hellorange), sowie „heftig“ im Wertebereich zwischen 7 und 9 (orange bis hellrot) und „extrem“ im Wertebereich zwischen 10 und 12 (dunkelrot bis violett) eingeordnet.

Wichtig zu beachten ist, dass dieser Index tatsächlich nur noch einmal die Regenereignisse klassifiziert, die seltener als einmal in 100 Jahren auftreten. Das heißt: Selbst bei einem nach der neuen Skala „moderaten“ Regen, der sich farblich „im grünen Bereich“ bewegt, handelt es sich bereits um einen außergewöhnlichen Starkregen.

Stärkster Bottroper Regen in der Klasse fünf

Mit dem neuen Starkregenindex von Emschergenossenschaft und Lippeverband lassen sich auch vergangene lokale Starkregenereignisse neu einordnen. Der höchste Starkregenindex seit dem Jahr 2000 resultiert etwa in Bottrop vom 23. Mai 2012 mit 41,8 mm. Das entspricht nach der neuen Aufteilung einem „starken“ Ereignis (Index 5). Zum Vergleich: Der höchste seit 2000 in Dortmund gemessene Starkregenindex resultiert vom 26. Juli 2008 (114 mm) und liegt bei größer als 12 (extrem) und

Die Anwendung eines Index bei bestehenden Bewertungssystemen zur Einordnung von Naturereignissen ist seit Langem etabliert. So ist z. B. allgemein bekannt, dass die Stärke des Windes nach der Beaufort-Skala mit Stärkegraden von 1 (Windstille) bis 12 (Orkan) und von Erdbeben nach der Richter-Skala mit Stärkegraden von kleiner 2 (nicht spürbar) bis 10 (extrem große Zerstörung) eingeordnet werden können. Die Skalen haben dabei gemeinsam, das Verständnis der Öffentlichkeit anhand eines einfachen Skalen- bzw. Zahlenmaßstabs zu treffen: je größer der Index ist, desto extremer ist das beobachtete Naturphänomen.