Bottrop. . Die Amtskette des Oberbürgermeisters kommt schlicht daher. Sie erinnert an Montantradition und Zusammenführung.
- Die Amtskette des Oberbürgermeisters kommt schlicht daher
- Sie erinnert an Montantradition und Zusammenführung
- Das Handwerk stiftete sie gleich zweimal
Vor gut 20 Jahren wurde sie umgearbeitet. Die Amtskette des Stadtoberhaupts zeigt seitdem das alte Stadtwappen, das alte Kirchhellener Wappen und dazu - mittig, groß und farbig - das neue Wappen der Stadt Bottrop. Ansonsten kommt die Kette schlicht daher. Bernd Tischler gefällt das: „Ich halte sie nicht für zu schlicht. Ich finde, sie passt in ihrer Schnörkellosigkeit zu Bottrop und steht auch dem Oberbürgermeister gut zu Gesicht. Einfachheit ist hier wirklich eine Zier.“
1954 hatte die Kreishandwerkerschaft die Kette zum Geschenk gemacht. Statt des heutigen blauen Wappens mit den drei weißen Wolfsangeln fasste sie damals noch das alte große Wappen. Erst 1996 – 20 Jahre nach dem Zusammenschluss von Bottrop und Kirchhellen – wurde die Amtskette umgearbeitet.
Repräsentative Anlässe
Wann legt ein Stadtoberhaupt seinen Amtsschmuck eigentlich an? „Da gibt es kein festes Regelwerk“, erklärt Tanja Jesenek-Förster, Büroleiterin des Oberbürgermeisters. Es sind die repräsentativen Anlässe, Ordensverleihungen oder auch das „Mayor-Making“, die Amtseinführung des Bürgermeisters der Partnerstadt Blackpool, die einen guten Grund liefern. Ansonsten bleibt die Kette gut verwahrt in ihrer Schatulle und lagert im Tresor.
So sehr das Schlichte der Kette dem amtierenden OB zusagt, so wenig attraktiv fand sie einer seiner Amtsvorgänger. Ernst Wilczok hatte sich eine ebenso prunkvolle Kette wie die des Mayors von Blackpool gewünscht. 1980 gab es daher die Überlegung, rund 100 000 Euro für eine neue Amtskette auszugeben. Aber dazu kam es nicht. Stattdessen wurde die alte 1996 umgearbeitet.
Handwerk fühlte sich verpflichtet
Dies machte erneut die Kreishandwerkerschaft zum Geschenk. „Das heimische Handwerk hat 1954 die Amtskette des Oberbürgermeisters gestiftet, und so war es für uns eine selbstverständliche Verpflichtung, nunmehr auch die Erweiterung der Amtskette zu übernehmen“, begründete der damalige Kreishandwerksmeister Willi Scharun. Goldschmiedemeister Robert Triffterer überarbeitete die Amtskette. Ursprünglich kommt sie übrigens aus Dortmund. Goldschmiedemeisterin Hertha Flach hatte sie angefertigt. Kostenpunkt: rund 2500 Mark.
„Widmung der Kreishandwerkerschaft“ steht auf einem Glied der Kette, „Gott schütze den Bergbau“ auf einem anderen. Über dem Wappen prangt eine Industriesilhouette als Reminiszenz an die Montantradition dieser Stadt.
Anlegen ähnelt einem Ritual
Er trage die Kette gern, sagt Tischler, „Aber natürlich nur zu wirklich besonderen Gelegenheiten wie dem Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck, von Schwedens Königin Silvia oder unserer Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Und bewusst auch bei Auszeichnungszeremonien oder beispielsweise bei den Einbürgerungsfeiern.“ Schon das Anlegen ähnelt einem Ritual, weiß Tanja Jesenek-Förster. Der Amtsschmuck werde aus dem Tresor geholt, der Schatullen-Verschluss geöffnet und die Kette dann ausgewogen um den Hals drapiert.
Der misstrauische Zoll
Stadtsprecher Andreas Pläsken machte eine ganz eigene Erfahrung mit der Amtskette. Anfang der 1990er-Jahre war er mit einer offiziellen Delegation unterwegs nach Blackpool, im Handgepäck die Kette. Der britische Zoll wurde misstrauisch, und es folgte ein langes Verhör. „Es wurde die deutsche Botschaft angerufen, aber da wusste natürlich auch niemand Bescheid.“ Ein Mitarbeiter rief in Blackpool an, wo sich dann jemand durch den Flughafen telefonierte und schließlich bestätigte, dass die Delegation erwartet werde. Pläsken: „Alle anderen Mitfahrer waren natürlich schon weg. Ich wurde samt Kette in einem Einsatzfahrzeug hinterher gefahren.“
Auch heute wird auf Reisen die Kette stets im Handgepäck mitgeführt, denn „das Risiko, sie zu verlieren, wäre andernfalls einfach zu hoch“.