Bottrop. . Inzwischen sind die Personalsorgen in fast allen Betrieben angekommen. Kreishandwerkerschaft blickt auf die Herausforderungen in diesem Jahr.

  • Inzwischen sind die Personalsorgen in fast allen Betrieben angekommen
  • Mit der Auftragslage sind viele Betriebe zufrieden, aber gute Auszubildende sind schwer zu finden
  • Unternehmen wollen auch Flüchtlingen eine Perspektive bieten

Die gute Nachricht fürs Handwerk 2017 ist: Es gibt Aufträge. „Im Moment ist die Auftragslage bei den meisten Betrieben so, dass sie sagen, es ist in Ordnung“, sagt Egbert Streich, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Emscher-Lippe-West. Der niedrige Zinssatz lasse die Menschen offenbar mehr Geld ausgeben für „schönes, solides Wohnen und die technische Gebäudeausstattung.“ Doch die Suche nach dem Nachwuchs, der für die Arbeit vonnöten ist, bleibt eine Herausforderung. „Die Personalsorgen sind mittlerweile in fast allen Unternehmen angekommen.“

Kreishandwerkerschaft klärt über Karrierechancen auf

Weniger Bewerber aufgrund des demografischen Wandels in Kombination mit dem Drang vieler junger Leute, ein Studium zu beginnen, machen den Handwerksbetrieben die Nachwuchssuche schwer. Dabei sei gezeigt worden, dass ein junger Mensch mit Meisterbrief oftmals mehr verdiene als ein junger Akademiker. „Unsere Verpflichtung ist, über Karrierechancen aufzuklären“, sagt Streich – und zwar junge Leute und Eltern.

2017 will sich das Handwerk daher an Ausbildungsmessen beteiligen. Die Kreishandwerkerschaft macht zudem mit beim Landesprogramm „Kein Abschluss ohne Anschluss“, an dem nun alle weiterführenden Schulen in Bottrop beteiligt sind und für das Tages-Praktika-Plätze für Berufsfelderkundungen in Betrieben gesucht werden. Für viele Kleinunternehmen im Handwerk sei es allerdings deutlich schwieriger da mitzuwirken als für große Betriebe oder die Industrie, weiß Streich.

Flüchtlingen Perspektiven bieten

Insgesamt wurden zum Ausbildungsstart 416 Verträge in Bottroper Handwerksunternehmen abgeschlossen (Stand Ende September 2016). Rund 1100 Betriebe zählt die Kreishandwerkerschaft in Bottrop, darunter aber etwa auch Ein-Mann-Reinigungsfirmen, für die Ausbildung kein Thema ist.

Gleichzeitig „bewegen wir uns im Rahmen von staatlich geförderten Programmen für geflüchtete Menschen“, sagt Streich. Dass diese so, wie sie nach Deutschland kommen, im Handwerk eingesetzt werden können, sei eher selten. „Da leisten wir Aufbauarbeit“, so Streich. Betriebe seien gefordert, sich dafür zu öffnen. Beim Programm „Perspektiven für junge Flüchtlinge im Handwerk“ habe die erste Gruppe, rund fünf junge Menschen, die erste Phase samt Sprachvermittlung abgeschlossen. „Sie gehen jetzt für Praktika in Betriebe“, so Streich. In Bottrop zählt der Friseursalon Anette Obschinsky zu den Teilnehmern. Ziel sei, dass die Flüchtlinge eine reguläre Ausbildung starten können.

Diskussion über Umweltauflagen für Dieselfahrzeuge

Sorgen machen dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bestrebungen, aufgrund hoher Stickoxid-Werte in Städten Umweltauflagen für Dieselfahrzeuge einzuführen, Stichwort „Blaue Plakette“. „Die ist zwar zunächst gestoppt worden. Aber wir fürchten, dass die politischen Überlegungen in diese Richtung weitergehen und es in die Umsetzung geht.“ Schon bei der Einführung der grünen Plakette hätten viele Handwerker ihre Fahrzeuge austauschen müssen. „Wenn Handwerker für die Versäumnisse der deutschen Autoindustrie büßen müssen, finden wir das nicht witzig“, betont Streich.

Ein Wort noch zum Klimaschutzprojekt Innovation City (IC), dessen Rollout auf Quartiere u.a. in Gladbeck nun ansteht: „Nach den ersten Jahren gibt unter den Handwerkern zwei Fraktionen. Die einen sind nach wie vor begeistert und machen gerne mit.“ Einige andere hätten hingegen sogar den Eindruck, durch Innovation City eher Kunden verloren als gewonnen zu haben, berichtet Streich. Das Partnernetzwerk sei 2016 gekündigt worden.