Bottrop. . Was für eine nette Idee, den zweiten Weihnachtstag mit einem klassischen Solo-Recital ausklingen zu lassen. Und so begab sich ein jeder, dem Frédéric Chopin als der wohl bedeutendste polnische Komponist ein Begriff ist, in die Kulturkirche Heilig Kreuz, um den Bechstein-Flügel jubilieren zu hören.

Was für eine nette Idee, den zweiten Weihnachtstag mit einem klassischen Solo-Recital ausklingen zu lassen. Und so begab sich ein jeder, dem Frédéric Chopin als der wohl bedeutendste polnische Komponist ein Begriff ist, in die Kulturkirche Heilig Kreuz, um den Bechstein-Flügel jubilieren zu hören.

Die Dekoration des übervollen Altarraums sorgte mit viel Kerzenschein für die zum Programm passende Atmosphäre. Weshalb den russischen Pianisten Vladimir Mogilevsky zwar der Glanz des Herrn umstrahlte, ihm aber kein Licht leuchtete. Wie gut, dass der 46-jährige mit Grandezza auswendig spielte, denn zum Notenlesen hätte die Illumination nicht gereicht.

Erstaunlich, dass der lange Nachhall dem Flügel regelrecht ebensolche verlieh, auch wenn der Wohlklang des Instruments mit zunehmender Distanz spürbar verschwommener wirkte. Wer aber die Nähe zum Künstler suchte, genoss unverfälscht die wunderbare Chromatik und delikat durchgezeichnete Kantabilität von vier „Nocturnes“, mit denen Mogilevsky sein pianistisches Feuerwerk startete.

Wohlausbalanciert die ziselierten Melodien und abwechslungsreichen Rhythmen, die sich elegant zu raffiniert-poetischen Stimmungsbildern fügten. Was sich später auch bei acht klug gewählten „Préludes Op. 28“ zeigte, entstanden nach dem Vorbild von Bachs wohltemperiertem Klavier. Natürlich war Chopin ein Kind seiner Zeit, die opulentem Virtuosentum huldigte und fingerflinke Pianisten wie Popstars feierte. So gab es auch reichlich Tastendonner. Doch Mogilevsky gelang das Kunststück, etwa bei der „Polonaise A-dur, op. 40 Nr. 1 („Militärisch“)“, die effekthascherische Artistik musikalisch überzeugend aufzulösen.

Später konnten sich dann analytische Hörer über die Wiederkehr mancher Themen in einem siebenteiligen Walzer-Zyklus freuen – mit dem famosen „Grande valse brillante Es-Dur op. 18“ als makellos durchdekliniertem Bravourstück. Als Grande Finale servierte der Russe das wohl bekannteste Klavierwerk Chopins, die auch als „Heroische“ bekannte „Polonaise As-Dur op. 53“, deren spieltechnisch anspruchsvolle Dialoge von filigraner Melodik und kraftstrotzender Expressivität er überzeugend meisterte. Die Bravo-Rufe danach kamen zurecht, wofür sich der Solist mit einer Petitesse eines Landsmanns und einem delikaten Rachmaninov-Stück leichthändig bedankte.