Bottrop. . Maria Mecking bekam im Krieg ihre erste Puppe von den Eltern geschenkt. Seitdem ist sie dem Spielzeug verfallen.

Große Augen schauen in die Ferne, blasse Lippenpaare formen zusammengepresste O-Münder, die feinen Haare liegen adrett auf dem Kopf, und das schicke Kleidchen ist schön drapiert. Maria Mecking legt viel Wert auf das Äußere ihrer großen Puppen, einer Sammlung, die sie in ausgefallenen Stuben, auf Holztischen und in Museumsschränken unterbringt. Seit mehr als 35 Jahren sammelt die 82-Jährige die Stücke, mehr als 90 Exemplare zählen mittlerweile zu ihrer ausgefallenen Kollektion.

Ein altes Foto zeigt die Sammlerin als Mädchen mit ihrer ersten Puppe.
Ein altes Foto zeigt die Sammlerin als Mädchen mit ihrer ersten Puppe.

Ein altes Foto aus dem Jahr 1944 weist auf den Beginn ihrer Leidenschaft. Auf ihm ist sie mit ihrer Schwester abgebildet, Maria Mecking hält ihre erste Puppe in den Armen – eine Schildkröt-Puppe, wie sie sagt. „Wir hatten im Krieg keine anderen Spielsachen. Ich habe sie von meinen Eltern geschenkt bekommen, sie war mein liebstes Stück“, erinnert sich die Bottroperin.

Durch Zufall entdeckt

Viele Jahre später – zu ihrer Heirat – verschenkte sie den persönlichen Schatz an ein Mädchen, das mit dem Lieblingsstück spielen sollte. Doch die Sammlerin wurde enttäuscht. Sie berichtet traurig: „Ich habe später erfahren, dass die Puppe im Müll gelandet ist. Die Mutter hatte sie weggeworfen.“

Zu den Puppen gehört eine beachtliche Sammlung von Puppenstuben und -häusern mit kompletter Einrichtung.
Zu den Puppen gehört eine beachtliche Sammlung von Puppenstuben und -häusern mit kompletter Einrichtung. © Thomas Gödde

Das Hobby blieb jedoch. Im Jahr 1980 war Maria Mecking über den Vorfall längst hinweg und machte durch Zufall eine Entdeckung. Als sie über einen Markt streifte, fand sie „Inge“, die große Zelluloid-Puppe im bunten Blümchenkleid. Das war der Neuanfang, von da an ging es mit dem großen Interesse an ausgefallenen Stücken los.

Nun stammen die ältesten und zumeist wertvollen Exemplare aus dem Jahr 1918, die neusten Anfertigungen sind von 1980. Zur bunten Sammlung zählen Puppenstuben und -häuser, kleine Möbel wie Stühle und Tische, auch ein Porzellanservice. Die „Inges“, „Bärbels“ und „Karins“ sollen sich eben in ihrem Heim wohlfühlen.

Im Buch stehen die Details

„Jede meiner Puppen spiegelt für mich eine eigene Erinnerung wieder. Ich kann mich an jeden einzelnen Kauf im Detail erinnern.“ In ihrem Archiv – dem kleinen „Puppen-Bestimmungsbuch“ – schreibt Maria Mecking unter anderem die Größe, das Alter, das Material, die Anzahl der Zähne und die Augenfarbe auf. Hier ist auch ein Exemplar verzeichnet, das die Seniorin ins Herz geschlossen hat. „Es stammt von einer 80-Jährigen, die die Puppe zu ihrer Verlobung bekam“, berichtet die Seniorin stolz.

Für die leidenschaftliche Sammlerin, die den Kontakt zu einem Museum im Emsland pflegt, sind die Puppen das Ein und Alles. Sie sagt: „Wenn ich einmal schlecht zurecht bin, dann gehe ich einfach zu meinen kleinen Freundinnen. Dann geht es mir wieder gut.“