Bottrop. Jüngere und ältere Bottroper folgten Heike Biskup und Antje Herbst auf ihrem historischen Spaziergang durch die Innenstadt.

  • Bei Stadtrundgängen werden alte Bottroper Ansichten an die Wände projiziert
  • Die historischen Bilder an den Fassaden zeigen den Wandel der Innenstadt
  • Wegen großer Nachfrage sind demnächst Zusatztermine geplant

Das Torbogenhaus zwischen Blumenstraße und Pferdemarkt gehört sicherlich zu den schöneren Bauten der näheren Umgebung. Bevor es in den 20er Jahren entstand, hatten Anwohner und Schüler des alten Jungengymnasiums (heute Kulturzentrum) von dort freien Blick über die Stadt mit ihren damals wie heute zwei Kirchtürmen (St. Cyriakus und Herz Jesu) bis zum Hügel mit Villa Dickmann. Die Blumenstraße hatte damals sogar Allee-Charakter.

Problem: passende Projektionsflächen zu finden

Das war um 1914, wie eine kolorierte Ansichtskarte zeigt, die Sven Hilling mit einem mobilen Beamer auf die Hauswand projiziert. Der Mitarbeiter der Firma „Ruhr Visit“ hat den Rundgang mit Stadtarchivarin Heike Biskup und Stadtführerin Antje Herbst detailliert vorbereitet. Das Schwierigste dabei ist nicht, an alte Fotos zu kommen. Die gibt es zur Genüge im Archiv. „Das Problem sind die Projektionsflächen, die sind meist verglast, haben zuviel Licht oder sind kleinteilig unterbrochen“, sagt Hilling.

Reise in eine vergangene Welt

Aber die Teilnehmer der Premiere dieses für Bottrop neuen Formats einer historischen Führung - andere wird es natürlich weiterhin geben - sind trotzdem beeindruckt. Manche kennen „ihre“ Altstadt noch, wie zum Beispiel die wohl älteste Teilnehmerin des Abends, Jahrgang 1922, die problemlos mit Begleitung und Rollator durch den kühlen Abend Richtung Hochstraße und Kirchplatz marschiert. Das alte Geschäft Schäfer auf der Hochstraße („Mit der Tochter war ich in einer Klasse“) oder die Schauburg, wo vor 60, 70 Jahren mehr Theater- und Opernkompanien zu Gast waren, als man sich heute vorstellen kann.

„Zur Eröffnung 1927 lief „La Boheme“ als Film abwechselnd mit „Figaros Hochzeit“ als Operngastspiel - über Wochen ausverkauft“, so Antje Herbst, selbst Ur-Bottroperin. Natürlich weiß sie von Gambrinus, die alte Gaststätte , in deren Saal um 1900 Bottrops erstes Kino „Männerfilme“ zeigte. Andere gaben dafür „Frauenfilme“: „Themen wie Ehebruch und Untreue standen hoch im Kurs, Dinge, die damals Tabu waren“, so Antje Herbst. Aber kurz darauf gründeten fromme Bottroper ja den „Sittlichkeitsverein“...

Im Dialog mit den Teilnehmern

Viele Teilnehmer stellen Fragen. oder steuern eigene Erinnerungen bei. Die Damen der Familie Schweizer, Bottrops alter Fotografen-Dynastie, sind in drei Generationen vertreten. Wie hieß denn die kleine Straße zwischen Mensing und Karstadt? Jüngere erinnern sich an „Moca Rica“, in den 60er Jahren auf der Hansastraße: „Die besten Süßigkeiten.“ Ältere wiederum an die alte Karstadtfront - neue Sachlichkeit der 20er Jahre, nach dem Krieg zunächst zweistöckig.

Auf der Wand von St. Cyriakus sind die alten Ansichten zu sehen, während die Teilnehmer simultan die heutige Situation vor Augen haben. Am Ende, auf dem Pferdemarkt, löscht das „Extrablatt“ sogar seine Außenbeleuchtung, damit Alt-Bottrop leuchten kann. Zum Beispiel die historische Wandwerbung für „Galenus“. Den Kräuterlikör gibt es heute wieder - sogar für alle als wärmendes Premierengetränk.

Zusatztermine wegen starker Nachfrage sind geplant

Die nächsten Rundgänge finden statt am Montag, 16. Januar und Montag, 6. Februar jeweils um 18.30 Uhr. Die Termine sind bereits ausverkauft. Heike Biskup und Antje Herbst planen derzeit, Zusatztermine einzurichten.
Mehr Infos und eventuelle Restkarten unter: Tel.: 02041/ 70-3754 oder per Mail: stadtarchiv@bottrop.de