RWW gibt Entwarnung für das Stadtgebiet. "Mülheimer Verfahren" sichert gleichbleibende Trinkwasserqualität.Freiwillige Vereinbarung zur Reduzierung von PFT von NRW-Umweltminister und Wirtschaftsverbänden unterzeichnet
"Das Trinkwasser aus unseren Ruhrwasserwerken ist für alle Anwendungsbereiche unbedenklich - auch für die Zubereitung von Babynahrung." Der Sprecher der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW), Ulrich Schallwig, gibt sich selbstbewusst. Auch hier hat man seit Bekanntwerden der Trinkwasserbelastung durch die Industriechemikalien PFT (Perfluortenside) im Frühjahr letzten Jahres längst reagiert. Seitdem hat die RWW die Roh- und Trinkwasserqualität nach eigenen Angaben ständig überprüft und steht in engem Kontakt zu den zuständigen Gesundheits- und Wasserbehörden.
Das Bottroper Stadtgebiet wird von den RWW-Werken Styrum-Ost und -West sowie aus dem Grundwasserwerk Dorsten-Holsterhausen mit Trinkwasser versorgt. Die aktuell Mitte Juli 2007 gemessenen PFT-Konzentrationen lagen für die Werke Styrum-Ost und West bei null Nanogramm pro Liter (ng/l.). Da in Dorsten-Holsterhausen nur Grundwasser weitergeleitet wird, kommt dieses gar nicht erst in Kontakt mit möglicherweise PFT-führendem Oberflächenwasser der Ruhr und ist deshalb ebenfalls als unbedenklich einzustufen.
Die Trinkwasserkommission des Bundesumweltamtes definiert den "Leitwert für den lebenslangen Genuss" mit 300 ng/l und den langfristig angestrebten "gesundheitlichen Orientierungswert" mit 100 ng/l. Zur Verdeutlichung gibt die RWW an: 1 ng/l ist gleich 0,000 000 001 g/l, das entspricht einem Löffel Zucker aufgelöst im Baldeneysee.
In den Werken der RWW kommt das "Mülheimer Verfahren" zur Anwendung. Laut Ulrich Schallwig befindet man sich damit auf dem aktuellsten Stand der Technik. "Wir als Wasserversorger sitzen im Übrigen am Ende der Kette. Wichtig ist, dass die Herstellung und Verbreitung gefährlicher Stoffe verboten wird", so Schallwig weiter.
Nach Angaben des Umweltministeriums NRW produzieren derzeit etwa 80 nordrhein-westfälische Industrieunternehmen größere Mengen PFT-haltiges Abwasser. Gesetzliche Grenzwerte existieren bislang aber nicht. Dass hier Handlungsbedarf herrscht, ist nicht von der Hand zu weisen.
"In NRW sind wir den anderen Bundesländern in Sachen PFT-Reduzierung aber bereits einen Schritt voraus", erklärt Markus Fliege vom Umweltministerium NRW. Wie das Umweltministerium gestern im Verbund mit dem Wirtschaftsministerium mitteilte, haben Umweltminister Eckhard Uhlenberg und Vertreter der Wirtschaftsverbände eine freiwillige Vereinbarung zur Reduzierung des Eintrags von PFT in Gewässer unterzeichnet. So bieten die Wirtschaftsverbände PFT-verarbeitenden Unternehmen zukünftig Beratungen an. Diskutiert werden sollen alternative Stoffe und bessere Techniken zur Reinigung des Abwassers vor dem Einleiten in die Kanalisation.