Peter Erdmann und Christian Sabrowski sind als Klüngelskerle unterwegs. Zu den altbekannten Flötentönen tuckern sie durchs Revier und sammeln Schrott

Peter Erdmann setzt den Blinker und biegt ab in eine Wohnsiedlung. Dann fummelt er ein wenig am Radio, und statt WDR-4 im Wageninneren ertönt nun Queens „Radio Ga Ga” aus dem Außenlautsprecher – in der Flötenversion! Gemeinsam mit Kollegen Christian Sabrowski ist Peter unterwegs und sammelt Schrott. Früher hieß das Klüngelskerl, heute hören sie den Begriff nicht gerne. „Wir nehmen nicht jeden Klüngel mit”, sagt Peter. Die Bottroper Firma, für die sie unterwegs sind, ist spezialisiert auf Schrott. Also seien sie „Schrotthändler” oder „Metallentsorger”, klärt Christian.

Willi Falkenrich beim sortieren von Altmetall. Foto Düngelhoff
Willi Falkenrich beim sortieren von Altmetall. Foto Düngelhoff © Düngelhoff

Das Flöten gehört dazu, auch wenn es heute längst von der CD kommt und am Synthesizer eingespielt wurde. „Die Leute reagieren immer noch darauf. Teilweise verbinden sie damit auch Erinnerungen an früher”, sagt Peter.

Der Tag läuft schleppend an. Endlich kommt jemand vor die Tür und winkt. Sofort stoppt Peter den 20 Jahre alten Lkw, stellt die Flöte ab und steigt aus. Der Kunde bringt einen Pumpenmotor. „Außerdem hab' ich im Garten noch 'nen Grill.” Ehrensache, dass Peter mit anpackt. Das gehört zum Service. Kein Kunde muss schleppen. „Wir holen den Schrott auch aus dem Keller oder vom Speicher.” Sigfried Müller ist froh, dass der alte rostige Grill wegkommt. „Der war hinüber.”

Christian und Peter sind in ganz NRW unterwegs, von Jülich übers Ruhrgebiet bis ins Münsterland. „Der Job hat was von Glücksspiel” philosphiert Christian, während Peter Wagen und Flöte startet. „Es kann sein, dass kurz vor uns jemand durch die Siedlung gefahren ist. Dann bleibt nichts für uns”, ergänzt Peter. Davon dürfe man sich nicht die Laune verderben lassen. Im Fahrerhaus ist Optimismus angesagt. „Sonst zieht man sich runter.”

Seit zweieinhalb Jahren ist Peter als Schrotthändler unterwegs. Sein Traumberuf sei das nicht gewesen, gesteht der 48-Jährige. „Mittlerweile habe ich Spaß daran gefunden und mache es, so lange der Körper mitmacht.” Sein Beifahrer hat mit 20 Jahren schon den „ersten Knacks im Rücken”. Trotzdem wollte Christian nie etwas anderes machen. Seinem Vater gehört der Betrieb an der Bahnhofstraße. „Ich bin damit aufgewachsen, es war klar: Ich werde Schrotthändler.”

Eine Frau steht am Straßenrand und winkt hektisch. Irmgard Beuckmann hat einen Heizkörper im Garten liegen. Den will sie loswerden. „Mein Mann renoviert, ich sorge dafür, dass der Schrott wegkommt.” Mit vereinten Kräften packen die Schrotthändler an, und der Heizkörper poltert auf die Ladefläche.

Beim nächsten Stopp brauchen die Männer dann die Hebebühne am Heck des Lkw. Die Waschmaschine, die Klaus Hanke loswerden will, können sie nicht so einfach auf die Ladefläche hieven. „Die wiegt gut 60 Kilo, und wir müssen uns die Knochen ja nicht mutwillig kaputtmachen.” Dabei hätten sie Glück, meint Peter. „Es war keine Miele. Die sind nämlich schwerer als andere Maschinen.”