Achte Jahrgangsstufe der Janusz-Korczak-Gesamtschule nutzt Projektwoche Lebensplanung, um Schülern Einblick in die Berufswelt zu ermöglichen. Mädchen arbeiten technisch-handwerklich, Jungs im Sozialbereich.

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"Komm, dreh nach rechts - mit beiden Händen", ermuntert Wolfgang Tempke Schülerin Xenia. Die 14-Jährige dreht und tatsächlich nimmt das Gewinde, welches sie gerade in ein Stück Metall schneidet, Form an. Die Schülerin, die normalerweise in der achten Klasse der Janusz-Korczak-Gesamtschule büffelt, ist zufrieden. Der Projekt-Unterricht "Lebensplanung" macht ihr Spaß.

Alle Schüler des achten Jahrgangs der Bottroper Gesamtschule wurden in das Projekt eingebunden. Während die Jungs in traditionell bei Frauen beliebten Berufen wie der Altenpflege oder in Kindertagesstätten arbeiten, sollen die Mädchen sich in Männerberufen versuchen. Neun von ihnen stehen nun hier, in den Werkstätten der Gafög im Jugendkombihaus in der Boy und lassen sich von Industriemeister Wolfgang Tempke in die Welt der Metallbearbeitung einführen.

"Die Realität in einer Werkstatt ist doch etwas anderes als die Theorie im Technik-Unterricht", sagt Lehrerin Claudia Ratka, die ihre Schülerinnnen in die Werkstatt begleitet.

Nach Abschluss des zweitägigen Praxisteils wird die Projektwoche mit einer Aufarbeitung der Erfahrungen fortgesetzt. Ziel: Die Jungen und Mädchen zum einen dazu bringen, auch Berufe in ihre Lebensplanung miteinzubeziehen, die nicht dem klassischen Rollenbild entsprechen. Zum anderen ein Bewusstsein zu entwickeln, wie schwierig es ist, genug Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen.

Schülerin Ebru ist nach dem Praxistag offener für Alternativen als zuvor. "Ich will zwar Altenpflegerin werden, aber das hier finde ich spannend. So was könnte ich mir als Alternative vorstellen", sagt die 14-Jährige. Industriemeister Tempke freut sich. "Es ist schön zu sehen, dass echtes Interesse da ist." Er weiß: Auch wenn mittlerweile mehr Frauen in seine Berufswelt dringen, ist die Metallbearbeitung eine Männerdomäne geblieben - obwohl mehr Fachleute gebraucht würden.

Für Ebrus Klassenkameradin Xenia kommt der Job dennoch nicht in Frage: "Ich möchte Tierpflegerin werden und da ist das hier schon was anderes."