BDKJ-Mitglieder und Stammgäste des Jugendcafe?s demonstrierten auf ihre Weise.Umstrukturierungen im Bistum hatten das Aus für die offene Kinder- und Jugendeinrichtung besiegelt
Einen besonderen "Todesfall" betrauerten rund 150 Jugendliche am Freitagabend. Der Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) beerdigte sein Jugendcafé (JuCa). Nach den Einsparungen des Bistums fiel ein Großteil der finanziellen Unterstützung weg. Außerdem erhielten die Jugendlichen die Kündigung von der Pfarrgemeinde St. Cyriakus, der die Räumlichkeiten im Katholischen Stadthaus gehören. Am Freitag wurde das JuCa endgültig geschlossen. Zuvor zogen die Jugendlichen mit einem Sarg durch die Stadt und trugen das JuCa symbolisch zu Grabe.
"Damit fällt nach 30 Jahren die letzte offene Kinder- und Jugendeinrichtung in der Innenstadt weg", bedauerte der BDKJ-Vorsitzende Sven Storb. Zwar hoffe der BDKJ auf ein "Ostern", so Stadtjugendseelsorger Michael Rasche, "aber die Verhandlungen über eine Wiedereröffnung des JuCas an anderer Stelle sind schwierig." Der BDKJ sei nunmal nicht in der Lage, hohe Mietzahlungen zu leisten. "Aber", versprechen Storb und Rasche, "wir geben nicht auf, zumal uns Verwaltung und Politik Unterstützung zugesichert haben."
Enttäuscht sind die Jugendlichen vor allem über das Vorgehen der Kirche. "Wir wurden nur informiert, dass die Räumlichkeiten anderweitig gebraucht würden", so Storb. Inzwischen ist klar, dass die Gemeinde St. Cyriakus ihr Pfarrbüro im ehemaligen JuCa unterbringen möchte. Wenigstens habe sich mit der Pfarrei St. Joseph, eine der beiden neuen Bottroper Pfarreien, für den Erhalt des JuCas stark gemacht und unterstütze den BDKJ beim Versuch, die Einrichtung wiederzubeleben.
Die 150 Jugendlichen, die am Freitag Abschied von ihrem JuCa nahmen, machten ihrem Unmut lautstark Luft. "Das zeigt, wie kurzsichtig die katholische Kirche im Moment handelt. Kindergärten und Jugendeinrichtungen werden geschlossen, gleichzeitig wird von der Jugend als Zukunft der Kirche gepredigt. Das klingt nur noch bitter", verurteilt Björn Kalms das Handeln der Verantwortlichen.
Bezeichnend sei auch die Reaktion des katholischen Gemeindeverbandes auf die angekündigte Beerdigung. Plakate, die das Ende des JuCas verkündeten und zur Beerdigung einluden, durften im Stadthaus nicht aufgehängt werden. Dabei sei das JuCa ein wichtiger Anlaufpunkt für Jugendliche in der Innenstadt gewesen. Rund 30 Jugendliche, so Sven Storb, hätten das Angebot zuletzt regelmäßig genutzt. Mit dem - zumindest vorläufigen - Wegfall des JuCa stünden die nun auf der Straße. "Außerdem bricht damit ein wichtiger Bestandteil katholischer Jugendarbeit in Bottrop weg. Die Arbeit des BDKJ stand immer auf zwei Beinen. Zum einen die Jugendarbeit in den Verbänden, zum anderen die offene Jugendarbeit." Das JuCa war ein wichtiger Bestandteil dieser Jugendarbeit.
Besonders betroffen von der Schließung ist Marina Horstkott. Die Studentin hat als Honorarkraft im JuCa gearbeitet. Sie weiß, wie wichtig das JuCa für Kinder und Jugendliche in der Innenstadt war. "Gerade Kinder werden darunter leiden. Jugendliche haben vielleicht noch die Möglichkeit etwas Neues zu finden, weil sie mobiler sind, aber den Kindern bleibt jetzt die Wohnung oder die Straße."