Gereon Krebber wird am Freitag mit dem Kulturpreis der Stadt Bottrop ausgezeichnet.Der Bildhauer und Objektkünstler spielt mit den Erwartungshaltungen der Betrachter

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Er wünscht sich keine Kategorien des Erhabenen um seine Arbeiten und die Betrachterstarre, in die Besucher vor dem Kunstwerk verfallen, mag er gar nicht. Hingegen liebt es Gereon Krebber, wenn die Hand wie magisch angezogen zur Oberfläche seiner Objekte schnellt, weil die sinnliche Erfahrungsebene beim Begreifen helfen soll, weil sich das Rätsel im Kopf nicht lösen lässt: Was ist das?

Was Krebber zumeist mit alltäglichen Materialien wie Styropor, Pappe, Zahnpasta und Frischhaltefolie schafft, ist stets ambivalent. Die Form der Skulptur ist ein Kubus, der durch sein schieres Volumen Massivität vortäuscht, doch ist dessen Oberfläche spiegelnd und halbdurchlässig - ein paar Kilometer Frischhaltefolie, eng um den Kubus gewickelt, verfehlen ihre Wirkung nicht. Die Form lässt auf Schwere schließen, gleichzeitig signalisiert die Oberfläche Leichtigkeit: Auf diese Art und weitere Arten von Ambivalenz zielen Krebbers Arbeiten, von denen einige den Besuchern im Kulturzentrum nun absichtsvoll im Weg stehen. Sie beanspruchen Raum in ihrer Rätselhaftigkeit. Links liegenlassen? Stehenbleiben?"Man wird gezwungen, sich zu verhalten. Man hat kein Muster, wie man sich verhalten soll", erklärt Krebber die Herausforderung. Gern hätte er im Kulturzentrum auch ein großes Objekt ausgestellt, doch muss das Publikum auf dieses Erlebnis verzichten - die Arbeit hätte den Rahmen der Tür gesprengt.

Alltägliches Material in ungewohnter Form, Banales und Bedeutungsschweres, gerade Linien und Neigung: Das Auge registriert Gegensätze, die irritierenden Eindrücke entziehen sich gewohnten Mustern der Einordnung. Krebber spielt mit Erwartungshaltungen, die er provoziert und enttäuscht. Gleichzeitig eröffnen seine Arbeiten einen neuen Bedeutungsraum, den der Betrachter füllen kann. Krebbers Arbeiten zielen auf das Reflexionsvermögen der Besucher: "Der Betracher ist in dem Ding, weil er geistig in seinen Assoziationen und Projektionen gefordert ist."

Gereon Krebber wird am Freitag um 19 Uhr im Kammerkonzertsaal mit dem Kulturpreis der Stadt ausgezeichnet. Die Arbeit des Künstlers würdigt als Laudatorin Julia Höner, wissenschaftliche Mitarbeiterin der European Kunsthalle in Köln.