Bottrop. . Unter dem Motto „Kunst Offen“ präsentierten 19 Künstler an acht Standorten in Bottrop ihre Arbeiten.

  • Künstler aus Bottrop und Kirchhellen öffnen ihre Ateliers für Besucher.
  • Das Gespräch über die Werke und ihre Entstehung steht dabei im Mittelpunkt.
  • Besucher können sich auch Tipps von den Profis holen.

Das Hof-Atelier in einer ehemaligen Ausbildungswerkstätte an der Horster Straße, ein ausgebauter Dachboden in Kirchhellen oder auch das Erdgeschoss eines Einfamilienhauses an der Münsterstraße – sie alle sind Kunstorte in Bottrop. Ihre Künstler öffneten am Wochenende zum wiederholten Male die Türen für interessierte Besucher, Freunde und Kunstliebhaber.

Unter den 19 Künstlern befindet sich auch Paul Schulte. Der ehemalige Ingenieur und spätere Pressefotograf war mehrfach in Süd- und Ostafrika unterwegs, das geliehene 20 000 Euro teure Objektiv inklusive 360-Grad-Stativ immer mit dabei. Seine Passion: „Tierfotografie ist einfach genial! Die Natur und der Aufenthalt im Freien machen den Reiz aus. Außerdem“, fügt der 72-Jährige mit leuchtenden Augen hinzu, „sind Tiere nicht berechenbar in ihrem Verhalten und ich muss mich mit Tierverhaltensforschung auseinandersetzen – da schlägt die journalistische Neugier durch.“

Dass bei seinem letzten Aufenthalt in Afrika von 31 000 Belichtungen 20 Prozent als gut und lediglich 0,1 Prozent als top anzusehen sind, stört Schulte wenig. Im Gegenteil: „Einen Kampfadler im Flug fotografisch einzufangen ist etwas Besonderes. Die Belichtungszeit betrug nur 1 zu 4000stel Sekunden.“

Neben realen Fotos entwickelt der Fotograf auch surreale Bilder am Computer wie beispielsweise das Bild einer Frau, die in einer Bibliothek mit einem Skelett tanzt.

Während sich Schulte in Bottrop-Mitte mit der Fotografie beschäftigt, hat Werner Jelinek in Kirchhellen die Malerei für sich entdeckt – und das schon während der Schulzeit.

Der pensionierte Gymnasiallehrer für Kunst und Geografie hatte seine Leidenschaft zum Beruf gemacht, ermutigt durch seinen Kunstlehrer vor über 60 Jahren: „Ich male heute noch zwei bis drei Stunden täglich und beginne einfach, indem ich mir einen Bildanlass suche.“

Collagen, Nicht-Gegenständliches und Siebdrucke vom Eiffelturm in Paris gehören zum Repertoire des 79-Jährigen. Einige seiner Werke sind in Mülheim und Oberhausen zu sehen, weitere in großen Firmen der Umgebung. Etliche befinden sich in Privatbesitz.

Aufgrund einer Sehschwäche bedient sich Jelinek seit einiger Zeit einer Lupe oder auch Spezialbrille. Derzeit bringt der Maler Farbpunkte mittels Filzstifte auf Keilrahmen im Format 20 mal 20 Zentimeter auf.

Trotz der abnehmenden Sehkraft denkt der dreifache Familienvater noch nicht ans Aufhören: „Ich weiß nie, wohin mich die Beschäftigung mit einem Bild führt. Das macht den Reiz aus, weiter zu machen.“

Keine Berührungsängste

Vertreten war am Wochenende auch die erste Vorsitzende des Künstlerbundes Bottrop, Irmelin Sansen. Die Künstlerin malt ungegenständlich und benutzt für ihre Schöpfungen keine Chemie. Wichtig ist Sansen, „dass die Menschen, die zu uns kommen, keine Berührungsängste haben. Sie können sich Tipps holen und müssen nicht zwangsläufig etwas kaufen.“

Da die Kunst für Sansen einen hohen Stellenwert innerhalb der Gesellschaft einnimmt, formuliert sie ein Hauptanliegen: „Ich wünsche mir, dass der Haushaltsansatz für freie Kulturarbeit vom Rat der Stadt wieder beschlossen wird.“ Trotz der mangelnden finanziellen Unterstützung werde der Künstlerbund auch im kommenden Jahr seine Atelierpforten wieder öffnen.