Bottrop. . Der Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes bringt Sterbenskranke ans Meer, ins Fußballstadion oder zu Familienfeiern.

  • Der Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes kam schon 150 Mal zum Einsatz
  • Er transportierte schwerstkranke Erwachsene ebenso wie Kinder
  • Projekt wurde am Knappschaftskrankenhaus Bottrop vorgestellt

Welche Wünsche bewegen jemanden, der sterbenskrank ist? Nun: Oft besteht das Bedürfnis, gemeinsam mit den Lieben noch ein schönes Erlebnis zu teilen, einen Sehnsuchtsort aufzusuchen. Das ist auch der Kern vieler Anliegen, die das ehrenamtliche Team des Wünschewagens vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Regionalverband Ruhr erfüllt. Begleiterin Ines Jugmann erzählt von einer Fahrt in diesem umgebauten Rettungswagen mit einem 42-jährigen Mann mit Gehirntumor. „Er kam vom Meer und wollte noch einmal dorthin.“

Seine Frau und seine beiden kleinen Kinder begleiteten die Tour im eigenen Pkw. Ein letzter Familienausflug, samt dem Genuss einer Zigarette am Meer. „Drei Tage später ist er verstorben“, erinnert sich Jungmann. „Es war für alle ein nachhaltiges Erlebnis.“

Freiwillige Fahrbegleiter

An diesem Mittwoch macht die Wunsch-Managerin, die auch die rund 60 geschulten, freiwilligen Fahrtbegleiter koordiniert, mit dem Wünschewagen vor dem Haupteingang des Knappschaftskrankenhauses Station. Patienten, Angehörige und Mitarbeiter können sich über das Projekt unter der Überschrift „Letzte Wünsche wagen“ informieren. Nicht zuletzt werden auch immer Pflegefachkräfte sowie Rettungssanitäter oder -assistenten als ehrenamtliche Begleiter für die Wünsche-Touren gesucht. Rund 150 waren es, seit der in Essen stationierte Wagen mit den weißen Sternchen auf blauen Grund 2014 den Betrieb aufgenommen hat; derzeit sind es etwa zwei pro Woche. „Wir holen aus ganz NRW Menschen ab und bringen sie an ihren Wunschort, das kann auch im benachbarten Ausland sein“, erklärt Jungmann. In der Regel handelt es sich um Tagesfahrten.

Blick in den Wünschewagen.
Blick in den Wünschewagen. © Fabian Strauch

So gab es schon Fahrgäste, die noch einmal ein Spiel ihres Lieblingsfußballvereins erleben wolltten. Ein Vater wurde von der Palliativ-Station zur Hochzeit seiner Tochter gebracht. Zwei Hospiz-Gäste ließen sich zur Beerdigung eines dritten Hospiz-Bewohners fahren. Ein Bottroper wollte noch einmal für einen Tag zurück in die ASB-Tagespflege, die er vor seinem Heimaufenthalt besuchte. Auch Kinder zählen zu den Gästen. „Einen Elfjährigen haben wir zum Martinszug seiner Schule gefahren“, berichtet Ines Jungmann.

Den Kontakt zum Knappschaftskrankenhaus Bottrop hat Demenzbetreuerin Elke von Gruchalla hergestellt, deren Sohn Ehrenamtlicher beim Wünschewagen ist. Interessierte können den Wagen genau unter die Lupe nehmen: Fenster rundherum erlauben den Fahrgästen eine Aus-, aber Neugierigen keinen Einblick. Eine Liege mit blauweißer Sternen-Bettwäsche und zwei Sitze bieten Fahrgästen und Begleitern Platz. Die notwendige Medizintechnik ist da, aber nicht auf den ersten Blick sichtbar. Sogar Regenschirme gibt es, in den Farben des Regenbogens.

Dass Sterbenskranke letzte Wünsche äußern, erleben auch die Pflegenden im Knappschaftskrankenhaus immer wieder, erzählt Pflegedirektorin Christa Hermes. Typischerweise gehe es darum, einen Geburtstag noch mit der ganzen Familie zu feiern. „An der Situation ändert sich nichts“, weiß Hermes. Aber: „Die letzte Erinnerung, die mitgeht, ist wunderschön.“

Weitere Informationen und die Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen, gibt es telefonisch unter 0201 87 00 10 oder über die Homepage www.wuenschewagen.de