Bottrop. . . . . immer dann, wenn die Lesepaten der Stadtbücherei zum Vorlesen inSchulen und Kindergärten gehen. Ehrenamtliche sind in Altenheimen unterwegs.

Sie engagieren sich in einem Ehrenamt und stehen meist einmal in der Woche pünktlich in Kindergärten und Schulen auf der Matte – aber sie empfinden ihre Arbeit nicht als Last, sondern als Geschenk. Die Rede ist von den Vorlesepaten der Lebendigen Bibliothek, der Zweigstelle in Kirchhellen und der Stadtteile. 39 Vorleser tauchen mit den Kindern regelmäßig in die Welt der Bücher ein.

Einer von ihnen (und einer von nur zwei Männern) ist Anton Ruppaner. Als in einer Kita in Ebel ein Platz frei wurde, ist er gerne eingesprungen. Seit drei oder vier Jahren ist er nun immer donnerstags um 10 Uhr voll beschäftigt. Dann zieht er sich im Kindergarten mit einer kleinen Gruppe zum gemütlichen Vorlesen zurück. Immer mit dabei „Hansi“, Fingerpuppe und Eisbrecher bei schüchternen Kindern.

Kinder lernen auch das Zuhören

Auch interessant

„Kinder müssen abtauchen in Geschichten“ , sagt Nancy Duckheim, seit zehn Jahren Lesepatin in der Kirchhellener Zweigstelle. „Sie brauchen Geschichten, mit denen sie lernen, das Leben zu verstehen.“ Obendrein lernten die Kinder so ganz nebenbei auch das Zuhören, meint die Kirchhellenerin, eine wichtige Voraussetzung für die Schule.

Die Kinder, denen Birgit Convent vorliest, gehen bereits zur Schule. Einmal in der Woche ist sie zu Gast in der Schule am Tetraeder, Förderschule Geistige Entwicklung, wo sie in fünf verschiedenen Gruppen ihren festen Zuhörerkreis hat. Die Kinder sollen hier beim gemütlichen Vorlesen, oft auch im Snoozelraum der Schule, runterkommen, ruhiger werden und sich entspannen. „Es ist schön dorthin zu gehen“, stellt die Lesepatin fest.

Leseförderung für Viertklässler

Ganz anders ist die Arbeit von Sandra Klingbeil in einer vierten Klasse der Rheinbabenschule: Sie unterstützt einzelne Kinder beim Lesen lernen, darunter auch viele Flüchtlingskinder. Der Vorschlag kam von der Schule, die Unterstützung bei der Leseförderung für einzelne Schüler brauchte. Die Bücher wählt die Lesepatin aus.

„Die Kinder lechzen nach Aufmerksamkeit“, diese Erfahrung teilen viele Lesepaten. Dass jemand Zeit für sie hat, sich ruhig mit ihnen hinsetzt, ihnen zuhört, sie ausreden lässt. Oft merke man, dass die Kultur des Vorlesens in den Elternhäusern kaum noch gepflegt werde. Und manchmal hören auch die Mütter zu. „Wenn ich in der Bücherei vorlese, sind auch oft ausländische Kinder dabei, und deren Mütter setzen sich dann gerne mit dazu“, freut sich Renate Schodjaian.

Auch Hannelore Vollmar ist eine begeisterte Lesepatin, wenngleich ihre Zuhörer Jahrzehnte älter sind. Sie liest nämlich im Kirchhellener Altenheim für Menschen mit Demenz. „Sie sind anfangs sehr verhalten, und dann fangen sie plötzlich an, sich zu unterhalten.“ Eine ähnliche Erfahrung hat auch Marlies Klassen mit Senioren in Welheim gemacht. Dort habe eine ältere Dame im letzten Jahr zur Adventszeit ein Gedicht mit 20 Strophen aufgesagt, angestoßen durch eine zuvor gelesene Weihnachtsgeschichte.

„Manchmal meine ich, ich bekomme mehr zurück als ich gebe“, freut sich Marlies Klassen an den Momenten, wenn es gelinge, Senioren, die sonst schweigend nebeneinander sitzen, miteinander ins Gespräch zu bringen – auch wenn sie sich kurze Zeit später nicht mehr erinnern können.