Bottrop. . Bei der Flüchtlingshilfe Bottrop wirken Ehrenamtliche im Alter von 18 bis 80 Jahren mit. Sie unterstützen Asylbewerber bei der Integration.

  • Die Flüchtlingshilfe Bottrop wurde für die WAZ-Aktion „Menschen machen’s möglich“ nominiert
  • Rund 65 Mitglieder plus weitere Ehrenamtliche unterstützen Asylbewerber auf vielfältige Weise
  • Flüchtlinge packen auch selber mit an, zum Beispiel im Handwerkerpool

Die Menschen, die bei uns Zuflucht vor Krieg und Verfolgung suchen, willkommen zu heißen und bei ihrer Integration zu unterstützen, das hat sich die Flüchtlingshilfe Bottrop vorgenommen. Auch wenn derzeit der Zustrom neuer Asylsuchender abgeebbt ist, gilt es für die, die bereits hier leben, viele Fragen zu klären.

Die Suche nach Wohnungen und – noch schwieriger und mit einiger Bürokratie verbunden – nach Arbeit sind die drängendsten Themen derzeit, berichtet der Vorsitzende Heiner Brill. „Wir begleiten, gucken nach Praktikumsstellen“, sagt der 75-Jährige. „Wenn wir die Fähigkeiten der Menschen kennen, schauen wir, dass sie sie auch nutzen können.“ Und sei es erst einmal im ehrenamtlichen Handwerkerpool der Flüchtlingshilfe, der bei der Renovierung und Einrichtung von Wohnungen hilft. „Uns ist das Miteinander wichtig, die gegenseitige Unterstützung, das voneinander Lernen. Eine Begegnung auf Augenhöhe“, stellt Sabine Brill fest.

Hervorgegangen ist der heutige Flüchtlingshilfe-Verein aus einer Gruppe von Engagierten, die sich 2013 um Menschen im Kirchenasyl gekümmert hatte. Die erste Gründungsversammlung fand im März 2015 statt. Heute zählt der Verein rund 65 Mitglieder und viele weitere ehrenamtliche Unterstützer im Alter „von 18 bis 80“, wie Sabine Brill, die Koordinatorin vom Café Miteinander, bemerkt. So vielfältig wie die Freiwilligen selbst sind auch die Unterstützungsangebote. Zentral ist sicherlich die Begegnung und Beratung jeden Mittwoch Vormittag im Café Miteinander im Martinszentrum, bei der es auch den direkten Draht zur Flüchtlingsberaterin der evangelischen Kirchengemeinde Marinella Maltese gibt.

Handwerklich und kreativ

Daneben begleiten Ehrenamtliche die Flüchtlinge bei Behördengängen oder zum Arzt, übernehmen Familienpatenschaften, bieten Deutschkurse, Strick- und Nährunden, eine Fahrradwerkstatt an der Unterkunft in der ehemaligen Körnerschule oder auch kreative Betätigungsfelder wie beim „Ladies Creation Club“, einem Angebot für Frauen mit Fluchtgeschichte. Daneben werden dringend benötigte Sachspenden wie Möbel, Fahrräder oder Kinderwagen sowie Projektgelder organisiert.

Im Aufbau ist eine Männergruppe, bei der es auch um politische Bildung gehen soll. Neu und in Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen mit Kooperationspartnern gibt es freitags von 10 bis 12 Uhr im Martinszentrum ein Angebot für Schwangere und junge Mütter.

Aktuell beschäftigt die Ehrenamtlichen auch das Thema Abschiebung; die gebe es verstärkt in die Balkanstaaten, berichtet Heiner Brill: „Da sind die Roma besonders betroffen.“ Denn immer wieder hören die Helfer, so Brill, dass ihre Herkunftsländer für Roma durchaus nicht sicher seien; dass Roma-Kinder dort etwa nicht zur Schule gehen dürften. Beim nächsten öffentlichen Forum für Mitglieder und Interessierte, das jeweils am dritten Dienstag im Monat um 18.45 Uhr im Martinszentrum stattfindet, wird daher am 15. November die Situation der Roma Thema sein.

Was sich die Vereinsmitglieder für ihre Arbeit wünschen, wäre ein Büro und eine Honorarkraft zur Unterstützung gerade bei bürokratischen Aufgaben. So oder so ist das Engagement der Freiwilligen auch anderthalb Jahre nach der Vereinsgründung ungebrochen: „Wir bekommen viele positive Rückmeldungen, die Menschen empfinden es als gute Entscheidung, bei der Flüchtlingshilfe mitzumachen“, erzählt Sabine Brill. „Und mittlerweile gibt es auch viele Asylbewerber, die quasi zur Großfamilie gehören und bereit stehen, um zu helfen“, sagt Heiner Brill.

WAZ-Aktion: Menschen machen’s möglich

„Menschen machen’s möglich“ heißt die vom Wasserversorger RWW initiierte gemeinsame Aktion mit der WAZ, die nach mehrjähriger Pause wieder gestartet ist. Es werden nun die von den Lesern vorgeschlagenen und von einer Jury ausgewählten ehrenamtlich tätigen Personen und ihre Projekte vorgestellt. Am 26. November gibt es noch einmal Kurzporträts aller Nominierten, dann dürfen die Leser abstimmen.

Die Gewinner können sich auf eine von RWW ausgelobte Geldprämie freuen. Auf die drei Erstplatzierten werden 3000 Euro verteilt, die am 14. Dezember in der Feierstunde „Bottrop trifft Ehrenamt“ im Kammerkonzertsaal überreicht werden sollen. Alle Kanidaten erhalten dann auch eine Würdigung durch den Oberbürgermeister und ein kleines Präsent. Abstimmen dürfen die Leser vom 26. November bis 6. Dezember (Einzelheiten folgen).