Sie spielen für den guten Zweck und reisen dafür eigens aus der Ukraine an: Die Mitglieder der „Kiever Kammerakademie“ treten am nächsten Mittwoch, Buß- und Bettag, zu Gunsten des Bottroper Hospizes in der Kirche St. Elisabeth auf.
Der Leiter des Ensembles, Professor Ortwin Benninghoff, ist in dieser Region kein Unbekannter. Der gebürtige Oberhausener ist nicht nur Kirchenmusiker der dortigen Auferstehungskirche. Seit 1995 hat er ein zweites Standbein in Kiew. In der ukrainischen Hauptstadt unterrichtete er an der staatlichen Tschaikowsky-Akademie, erhielt dort 1999 eine Professur und gründete 2001 mit Kapellmeisterin Oksana Popsuy die Kammerakademie, mit der er jetzt auch wieder einmal in Bottrop Halt macht.
Zwischen Klassik und Moderne
Auf dem Programm steht nicht nur Bekanntes wie Joseph Haydns recht frühe Sinfonie Nr. 22 „Der Philosoph“. Im Bratschenkonzert F-Dur des Haydn-Zeitgenossen Karl Ditters von Dittersdorf übernimmt Oleksandr Lagosha den Solo-Part. „In der Ukraine ist er der Star an der Bratsche“, sagt Ortwin Benninghoff. Überhaupt seien alle Mitglieder der Kammerakademie Musiker in namhaften zumeist staatlichen Sinfonieorchestern des Landes, das im Spannungsfeld zwischen der Europäischen Union im Westen und seinem unberechenbaren östlichen Nachbarn Russland liegt.
Vor allem die klassische Musikszene sei ungemein reich und spiele auf einem hohen Niveau, so Benninghoff. Besonders die Werke der Romantik und klassischen Moderne wie Schostakowitsch oder Prokofjew stünden nach wie vor hoch im Kurs, während eine Aufführungstradition für Alte Musik erst langsam heranwachsen müsse.
Neue Musik hingegen zählt zu den Schwerpunkten der „Kiever Kammerakademie“. So wird Benninghoff nicht nur die Sinfonie G-Dur des 2015 verstorbenen rheinischen Komponisten Wolfgang Stockmeier leiten, sondern auch „Gandzja - Vier Gesänge für Bass und Orchester“ aus eigener Feder.