Bottrop. . In 45 Jahren sammelte die Indienhilfe Bottroper Realschüler schon vier Millionen Euro. Nun erhält der Initiator Rolf Linse das Bundesverdienstkreuz.
- Bundesverdienstkreuz für Initiator der Indienhilfe Bottroper Realschüler
- In 45 Jahren vier Millionen Euro gesammelt
- Geld fließt vor allem in Bildungsprojekte
Im Januar und Februar war Prälat Rolf Linse zuletzt in Indien. Die nächste Reise auf den Subkontinent plant der 83-Jährige für 2018. Es wird deutlich, der Mann hat noch viel vor – und hat doch schon eine Menge erreicht. Er selbst vor allem aber sein Projekt, die Indienhilfe Bottroper Realschüler, sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil des sozialen Lebens in Bottrop.
Dafür erhielt Prälat Linse nun das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland – besser bekannt als Bundesverdienstkreuz. Oberbürgermeister Bernd Tischler durfte Linse auszeichnen und auch er würdigte seine Bekanntheit in Bottrop. Linse, so der OB, sei „bekannt wie ein bunter Hund“. Er sei ein „schönes Beispiel dafür, dass Barmherzigkeit in unserer Gesellschaft immer noch eine Tugend ist, die gelebt wird.“
Seit Jahrzehnten steht Linse auf dem Markt – immer am zweiten, vierten und fünften Samstag – und sammelt unermüdlich für die Projekte in Indien. Zuletzt, so Linse, habe er dort wieder vier Grundsteine gelegt. Besonders am Herzen liegt ihm im Moment der Bau eines Internats für 200 Mädchen, die dann dort zur Schule gehen können. Die Projekte in Indien seien alle in kirchlicher Trägerschaft, sagt Linse, „doch wir nehmen jeden auf, unabhängig von der Religionszugehörigkeit“.
Die Auszeichnung nehme er stellvertretend für viele Mitstreiter entgegen, denen er ausdrücklich dankte. „Ich habe mich immer ein wenig als Motor, Gründer und Leiter der Indienhilfe gesehen. Aber für jeden Motor ist es wichtig, etwas in Bewegung zu bringen. Ohne Sie, die sich haben in Bewegung setzen lassen, wäre es nie so gelaufen.“
Zu denen, die sich in Bewegung setzen ließen, zählen auch Tausende Realschüler von Gustav-Heinemann- und Marie-Curie-Realschule. Sie haben das Projekt unterstützt – etwa durch Spendenläufe und haben Linse mehrfach auch nach Indien begleitet.
27 Reisen nach Indien
27 Mal hat er das Land und die von der Indienhilfe angestoßenen Projekte besucht, „nur zweimal war ich alleine unterwegs“. Fünfmal seien Schüler dabei gewesen, die übrigen Male erwachsene Unterstützer. 25 Reisen habe er aus eigener Tasche bezahlt, eine hat das katholische Blindenhilfswerk, dessen Projekte er besucht habe, bezahlt und die Reise Anfang des Jahres sei ein Weihnachtsgeschenk einer befreundeten Familie gewesen.
Diese Aufzählung ist Prälat Linse wichtig. Denn das Geld und die Spenden, die er und seine Helfer einnehmen kämen zu 100 Prozent in Indien an. 2016 waren es schon 110 000 Euro, insgesamt in 45 Jahren über 3,8 Millionen Euro. Wobei die Vier-Millionen-Marke eigentlich schon geknackt sei, verrät der Prälat. Eine Summe sei angelegt, werde aber nächstes Jahr fällig.
Ulrich Hübner-Füser hat Prälat Linse für die Ehrung vorgeschlagen. Ihn beeindruckt, mit welchem Engagement Linse seine Ziele verfolgt und selbst aus Kleinigkeiten Geld zusammenträgt. Beispiel: „Ich habe beim Finanzamt gearbeitet und konnte dort die alten Briefmarken sammeln. Pfarrer Linse hat sie zu Geld gemacht.“ Hübner-Füser betont, dass jeder Cent in die Projekte fließt. „Es kommt alles bei den Menschen an.“ Daher habe er sich besonders gefreut, als er erfuhr, dass der Bundespräsident seinem Vorschlag gefolgt ist.