Bottrop. . Ein Fenster in der Hauptsparkasse bei der Jahresschau ist der kürzlich verstorbenen langjährigen Vorsitzenden der Kunstgemeinschaft Bottrop gewidmet.

Dass eine Ausstellung der Kunstgemeinschaft Bottrop ohne Bernhardine Lützenburg stattfinden muss, ist für viele immer noch unbegreiflich. Wenige Tage nach der Beisetzung der kürzlich so plötzlich verstorbenen langjährigen ersten Vorsitzenden haben die zweite Vorsitzende und der zweite Schriftführer der 1969 gegründeten Künstlervereinigung, Monika Kirsch und Wilfried Bartscherer, es übernommen, durch die Jahresausstellung in der Hauptsparkasse zu führen.

100 Bilder, Skulpturen und Fotos

Mit Frank Pinnow, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Geldhauses, war man sich einig, dass auch in der 46. Gemeinschaftsausstellung an die Kulturpreisträgerin erinnert werden sollte. „Für uns alle war sie so etwas wie das Herz der Kunstgemeinschaft, Macherin, Impulsgeberin und eine charmante Netzwerkerin“, sind sich alle einig. „Wir haben Bernhardine eines der Fenster an der Osterfelder Straße gewidmet“, sagt Monika Kirsch. Dort sind neben Bildern zwei Skulpturen zu sehen, der „Feuervogel“ und ein männlicher Akt. Auch im Empfangsbereich der Sparkasse finden Besucher Lützenburg-Skulpturen, üppige Frauen-Torsi, die typisch sind für ihr Werk.

Aber natürlich zeigt die aktuelle Schau mit ihren gut 100 Bildern, neun Fotografien und acht Skulpturen wieder einen Querschnitt des Schaffens der Kunstgemeinschaft. 29 Künstlerinnen und Künstler von insgesamt 35 aktiven Mitgliedern haben in diesem Jahr Arbeiten eingereicht.

Die Bandbreite ist groß, denn im Gegensatz zur den sommerlichen Schauen ist kein Thema vorgegeben. So ist im Erdgeschoss neben der Ansicht von Mutter und Kind in einer zerstörten Stadt, die Monika Kirsch „Fratze des Krieges“ nennt, der sanfte Kontrast einer heilen Pflanzenwelt von Doris Reineking zu sehen. Landschaften stehen im Zentrum von Wilfried Bartscherers Schaffen. Abstraktes von Johannes Fundermann, der in diesem Jahr ausschließlich Gemälde auf Holz einreichte, stehen neben fein ziselierten Bildern von Anna Koczy, die unzählige Linien zart strukturieren.

Eine imposante Landmarke, die rote Grubenlampe auf der Halde Rheinpreußen in Moers, zeigt Angelika Schilling. Mit beeindruckenden Islandaufnahmen von Claudia Bendlin und Industrie- und Naturfotos von Gerd Kluge steht sie für den Bereich Fotografie der Kunstgemeinschaft.

Mit kleinen Zeichnungen, die sie in Skizzenbüchern ordnet, die auf Streifzügen durch Museen entstanden, schafft Beate Reith ungewöhnliche Miniaturwelten, die sie hinter Glas bannt. Im Bereich Zeichnung war jetzt auch Helga Brune aktiv. eine hübsche Serie aus Tusche mit Wachs ist zum Beispiel in einem der Fenster an der Osterfelder Straße zu entdecken. Immer wieder spannend sind die verschlungenen Holzskulpturen, die Kornelia Wöhrmann in diesem Fall mit Hilfe einer Kettensäge schuf. Eine dieser rauen Arbeiten ist auf der ersten Etage der zu sehen. Wer sich für die vielfältigen Arbeiten interessiert, sollte schon etwas Zeit mitbringen.

Zukunftsplanungen der Kunstgemeinschaft 

Noch stehen die 35 aktiven Mitglieder der Kunstgemeinschaft Bottrop 1969 e.V. unter dem Eindruck des plötzlichen Todes der langjährigen ersten Vorsitzenden Bernhardine Lützenburg. „Aber wir müssen schauen, wie es weitergeht“, sagt deren Stellvertreterin, die zweite Vorsitzende Monika Kirsch.

Bernhardine Lützenburg sei nicht nur äußerst aktiv, sondern auch voller Ideen und in der Stadt sehr gut vernetzt gewesen. Man müsse nun sehen, wie es mit begonnenen Stadtteilprojekten, dem Austausch mit Künstlern in den Partnerstädten Merseburg oder das von Bernhardine Lützenburg mitinitiierte „Kunstquartett“ mit Berlin-Mitte fortgesetzt werden könne.

Derzeit überlegen die Mitglieder, ob es einen erweiterten Vorstand geben könne. Aber zumindest formell müsse es eine oder einen ersten Vorsitzende(n) geben, so Kirsch.

Pro Jahr gibt es zwei oder drei Eintritte, immer wieder auch Anfragen aber durchaus auch Austritte aus der Kunstgemeinschaft. So hat zum Beispiel die vielversprechende Malerin Karina Pietrucha kürzlich zum Bedauern vieler die Künstlergemeinschaft verlassen. In den nächsten Wochen wird man eine personelle Entscheidung treffen müssen, sagt Monika Kirsch.