Graffiti können Kunst sein – davon ist Thomas Baltes vom Bottroper Jugendamt überzeugt. „Das Sprayen ist eine Form sich auszudrücken, es ist ein Medium unter vielen. Einige Jugendliche kommen dazu, da sie immer schon gemalt haben und Lust verspüren, etwas Neues auszuprobieren“, sagt der ehemalige Street-Worker. Auf die Aufklärungsarbeit und das Legale käme es aber schon in den Anfängen an; viele Mädchen und Jungen würden sich für das Sprayen interessieren.

Projektgruppen leben sich aus

Seine Einschätzung: Kurse wie ein Wochenendseminar im Angebot des Kulturrucksackprogramms können helfen, neue Kunst zu schaffen und einer Sachbeschädigung vorzubeugen. „Unser Job ist es, den Jugendlichen die Konsequenzen von Vandalismus aufzuzeigen. Manche haben sich durch illegales Sprayen ihr Leben ruiniert. Sie müssen fünfstellige Summen für Reinigungs- und Sanierungsarbeiten zahlen.“ Leute, die Vandalismus betreiben, seien nicht Teil der eigentlichen Graffiti-Szene, so Baltes. „Sie schaden dieser nur!“

Häufig läge der Grund bei Sprayern – die illegal sprühen – auf der Hand: „Sie wollen Aufmerksamkeit erregen, es ist eine Art des Protestes.“ Parolen, politische Symbole wie Anarchiezeichen oder Harkenkreuze sowie Schmierereien seien von stilgerechten Bildern und ausgestalteten Schriftzügen zu unterscheiden. „Erstere ziehen die Arbeit, die sich junge Künstler machen, herunter.“

Baltes war selbst als Jugendlicher Teil der Hip-Hop-Szene, aus der Graffitis ursprünglich stammen. Er begleitete im Jahr 2010 die Arbeit mit mehreren Mädchen und Jungen an der sogenannten „Wall of Fame“ im Welheimer Park. Der Name bezeichnet eine legale Sprühfläche, an der sich neue wie erfahrene Sprayer austoben können. Im Fall des Jugendamt-Projektes gestaltete die Gruppe mehrere Wände zu einer bunten Landschaft, in der sich Bilder und Schriftzüge ergänzen.

Größeres Angebot gewünscht

„Legale Räume für das Sprayen zu schaffen, das ist ein großes Anliegen. Für junge Erwachsene, die an einem Ort sprühen möchten, könnte noch mehr gemacht werden. Aber gerade für Kinder sollte es das sogar“, so Baltes.

Häufig würde er mit der Frage konfrontiert, warum er Jugendlichen diese Art von Kunst beibringt. Seine Antwort sei jedes Mal klar: „Wir wollen mit den Kindern Kunst schaffen – und wir wollen präventiv gegen den Vandalismus vorgehen.“