Bottrop. . Landesregierung wirft Schlaglicht auf Mangel an geförderten Mietshäusern. Stadt hat reagiert auf Misere und reserviert 25 Prozent der Flächen.
- Landesregierung wirft Schlaglicht auf Mangel an geförderten Mietshäusern
- Bottroper Stadtrat will Zahl günstigerer Bleiben mit Quote steigern
- Pro Jahr sollen so bis zu 75 neue Sozialwohnungen gebaut werden
In Bottrop gibt es jetzt schon zu wenige Sozialwohnungen und deren Anteil am gesamten Wohnungsbestand würde bis ins Jahr 2030 um weitere 30 Prozent zurückgehen, falls Bauherren und Stadt nichts gegen diesen Trend unternehmen würden. Das tut die Stadt aber. So legte der Stadtrat erst im Juli auf Initiative der SPD eine Art Quote für mehr Sozialwohnungen fest.
75 neue Sozialwohnungen pro Jahr
„Danach sollten 25 Prozent der Bauflächen sinnvollerweise für geförderte Wohnungen genutzt werden“, erklärt Christina Kleinheins, die Leiterin des Stadtplanungsamtes. Die Ratsparteien wollen so erreichen, dass innnerhalb von zehn Jahren im Schnitt bis zu 75 neue Sozialwohnungen geschaffen werden. „Dabei hängen wir natürlich auch von Eigentümern und Investoren ab“, betont die Planerin. Das macht eine kräftige Steigerung aus. Denn von der Jahrtausendwende an sind in Bottrop im Durchschnitt pro Jahr 41 geförderte Wohnungen bewilligt worden. Schon im Vorjahr aber hatte die Stadt diese Zahl mehr als verdreifacht und 140 neue Sozialwohnungen genehmigt.
Auch die Landesregierung hat soeben in einer Anwort auf eine Anfrage der Piraten im Landtag ein Schlaglicht auf den Mangel an Sozialwohnungen geworfen. Danach ging die Zahl öffentlich geförderter Wohnungen in Bottrop von 4387 im Jahr 2012 auf 4001 im Jahr 2015 zurück. In drei Jahren verlor die Stadt somit jedes Jahr fast 130 Sozialwohnungen.
In Bottrop sinke wie in vielen anderen Städten die Zahl geförderter Wohnungen, weil mehr Wohnungen durch Fristablauf oder durch Ablösung von Darlehen aus ihrer Sozialbindung entlassen werden, als neu gebaut werden, bestätigt der stellvertretende Stadtsprecher, Ulrich Schulze, diese Entwicklung. Die tatsächliche Zahl der sozial gebundenen Wohnungen sei aber höher, als das Land angebe. „Es gibt in Bottrop auch Sozialwohnungen speziell für Bergleute, die das Land nicht erfasst hat. Dazu brauchen Mieter auch einen Wohnberechtigungsschein“, sagt Schulze. Insgesamt 6080 sozial gebundene Wohnungen gebe es derzeit in Bottrop, legt die Verwaltung in ihrem neuen Wohnbauflächenkonzept dar.
Oberbürgerbürgermeister Bernd Tischler hatte daher im vorigen Jahr auf einem bundesweiten Kongreß für Stadtentwicklung in Leipzig mehr Geld für den Bau bezahlbarer Wohnungen gefordert. Einerseits habe der Bestand an geförderten Wohnungen einen Tiefpunkt erreicht, mahnte Tischler, andererseits steige die Nachfrage nach günstigen Wohnungen weiter an. Diese Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zeigen auch Zahlen der Landesregierung auf. Danach haben im Vorjahr 423 Haushalte eine preisgebundene Wohnung bezogen, allerdings haben 835 Haushalte eine Sozialwohnung gesucht.
Zwar verfüge auch die Stadt über ein Budget von 2,7 Millionen Euro, mit dem sie selbst den Bau von Sozialwohnungen fördern könne, erklärt Stadtsprecher Schulze. Damit können sie 20 bis 25 preisgebundene Wohnungen auf den Weg bringen. „Es ist aber nicht so, dass uns Bauherren die Tür einrennen“, betont er. Zwar gibt es sogar zinsfreie Kredite für Sozialwohnungen, wie Stadtplanerin Christina Kleinheins erläutert, dennoch betont Schulze: „Für viele Bauherren ist selbst das nicht lukrativ“. Da Kreditzinsen derzeit generell sehr niedrig seien, ziehen Bauherren oft Wohnungen vor, für die sie höhere Mieten verlangen können.