Bottrop. . Ein Nachfahre der früheren Uhren- und Schmuckhandlung Bernhard West wollte mehr zur Geschichte des alten Geschäftshauses an der Hochstraße erfahren. WAZ und Stadtarchiv gingen auf Spurensuche
- Ein Leser besaß nur eine alte Postkarte und wollte mehr erfahren
- Dem Nachfahren eines Uhren- und Schmuckhändlers konnte geholfen werden
- Die WAZ und das Stadtarchiv begaben sich auf Spurensuche
Manchmal stehen am Anfang eines Berichtes einfache Leseranfragen. So wollte Werner Fischer, ein entfernter Nachfahre des ersten Firmeninhabers Bernhard West, über die WAZ etwas zur Geschichte des früheren Geschäftshauses an prominenter Stelle auf der Hochstraße erfahren, von dem er nur eine alte Postkarte besitzt.
Im Verlauf der Recherchen stellte sich heraus, dass das Uhren- und Schmuckgeschäft des damaligen Uhrmachers Bernhard West vor 125 Jahren gegründet wurde. Auch die Geschichte des Hauses lässt sich mit Hilfe des langjährigen ehrenamtlichen Mitarbeiters des Stadtarchivs, Dieter Hönscher, erzählen.
Das Geschäft von Bernhard West (1860-1948) entstand wie so viele Unternehmen in Bottrop während der so genannten Gründerjahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, den Deutschland gewonnen hatte, und der Gründung des zweiten Kaiserreichs. Auch Bottrop entwickelte sich damals, nach der Abteufung des ersten Schachts der Zeche Prosper 1856, von einer kleinen Landgemeinde zur Industriestadt. Wie Dieter Hönscher bei Durchsicht alter Bauakten (in Bottrop seit 1875 geführt) und durch Fotovergleiche herausfand, war der Standort von Haus West an der Hochstraße 31 bereits die zweite Adresse des Geschäftes, das ein für heutige Verhältnisse buntes Programm fuhr. Der Bauantrag für das Haus, das auf einigen historischen Fotos zu erkennen ist, erfolgte 1886, wie der pensionierte städtische Angestellte aus den Akten erfuhr.
Bereits 1901 habe eine Erweiterung stattgefunden und Hönscher fand auch einen Antrag auf Nutzung des Obergeschosses für Geschäftszwecke. Denn das anfängliche Sortiment von Uhren und Goldschmuck hatte Bernhard West, der das Geschäft bis 1920 führte, rasch erweitert.
„Es gab bald auch Kristall, Porzellan und so genannte „Alfenide“-Waren“, so Hönscher. Letztere sind eine Silber-Nickel-Legierung, die sowohl für Schmuck als auch für Besteck oder Geschirr verwendet wurde, fast identisch mit dem ebenfalls verbreiteten „Alpaka“.
Das Geschäft wurde später verlegt. Dieter Hönscher fand auch in alten Adressbüchern die erste Telefonnummer von Bernhard West, die 27. „Also einer der ganz frühen Anschlüsse in Bottrop, denn in den 20er Jahren stellt die Stadt bereits auf vierstellige Nummern um.“
Ab den 60er Jahren waren im Haus West u.a. die Stern Moden, der Men’s Shop und bis zum Abriss 1987, der fast zeitgleich mit dem der benachbarten Schauburg erfolgte, die Gaststätte „Glocke“.