Bottrop. . Seit dem 1. September ist Klaus Müller Bottrops Technischer Beigeordneter und damit verantwortlich für Stadtplanung und Bauen.
- Klaus Müller sieht Innovation City-Modellprojekt als Riesenchance für Bottrop an
- Neuer Verkehrsdezernent der Stadt kommt mit dem Fahrrad zum WAZ-Gespräch
- Allgemeine Privatisierung städtischer Grünpflege hält er für keine gute Lösung
Den Kulturhof in der Stadtmitte hat sich der neue Technische Beigeordnete Klaus Müller als Treffpunkt ausgewählt. Zum Gespräch mit WAZ-Redakteur Matthias Düngelhoff rollt er auf dem Fahrrad an.
Was hat es mit diesem Treffpunkt auf sich?
Ich habe bewusst einen Ort in der nördlichen Innenstadt gewählt, weil wir hier viele Städtebauprojekte anpacken, etwa mit der Umgestaltung des Platzes und der Erweiterung des Kulturzentrums. Es gibt zwar auch in anderen Bereichen der Innenstadt große Projekte, doch die werden vor allem von Privatinvestoren gestemmt. Wir als Stadt sind da zwar ein wichtiger Partner, aber nicht federführend. Außerdem mag ich diesen Platz, der zentral liegt und doch irgendwie ruhig ist, ohne dass er eine Hinterhofatmosphäre ausstrahlt. Auch in meiner Mittagpause bin ich häufiger hier.
Welche großen Baustellen stehen denn nun vor dem Baudezernten?
Ich begreife mich nicht in erster Linie als Baudezernent, sondern als Planungs-, Bau-, Umwelt- und Verkehrsdezernent. Und in all diesen Bereichen stehen wir vor der Herausforderung durch die kommunale Finanznot. Trotzdem stehen drei große Zukunftsaufgaben an. Das ist zum einen der Strukturwandel durch das Ende des Bergbaus und den Wegfall der Arbeits- und Ausbildungsstellen. Um das zu kompensieren, sind Flächen nötig, um neue Betriebe anzusiedeln. Dazu kommt der demografische Wandel und insbesondere die Alterung. Das dritte Themenfeld ist der Klimawandel, da müssen wir jetzt die positiven Erfahrungen aus dem Innovation-City-Projekt auf andere Stadtteile übertragen.
Welche Stadtteile sind denn von der demografischen Entwicklung besonders betroffen?
Das sind zum Beispiel Stadtmitte, Kirchhellen-Mitte oder Fuhlenbrock-Wald ganz besonders. Da brauchen wir entsprechenden Wohnraum, dafür müssen wir Voraussetzungen schaffen, wir müssen aber auch die Quartiere daraufhin anpassen. Deshalb sind medizinische Versorgung oder auch Einkaufsmöglichkeiten wichtig. Die können wir nicht ansiedeln, aber vielleicht einzelne Voraussetzungen schaffen, etwa indem wir in solchen Bereichen die Aufenthaltsqualität steigern oder Querungshilfen schaffen und Ansiedlungen von großen Einzelhändlern im Außenbereich untersagen. Es gehört aber auch dazu, dass der Zuzug junger Familien aus dem Kreis der Geflüchteten dieses Problem in einigen Stadtteilen entschärft. Da muss uns nun die Integration gelingen. Wir sind da auf einem guten Weg, weil es gelungen ist, viele Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen.
Sie haben in verschiedenen Positionen für Innovation City gearbeitet. Wie erklären Sie denjenigen die Bedeutung des Projekts, die den Begriff „Innovation City“ schon nicht mehr hören können? Solche Stimmen gibt es ja auch, unter anderem in sozialen Netzwerken.
Ich glaube, dass Innovation City eine Riesenchance und ein Riesenthema ist, um die Stadt in ein anderes Licht zu rücken. Zugegeben, das zielt vor allem nach außen. Aber es gibt inzwischen in der Stadt so viele Initiativen und Bürger, die profitiert haben, etwa durch Fördermöglichkeiten bei Umbauten. Und wir müssen uns auch klar machen, dass wir als Stadt ja dauerhaft Stadtentwicklung betreiben und daraus Zwänge resultieren, die auch Innovation City nicht aufheben kann. Und wenn Dinge mal nicht funktionieren, würden sie auch ohne Innovation City nicht funktionieren. Im Gegenteil: Vielleicht liefe dann manches noch schlechter.
Ein großes Ärgernis war zuletzt die Grünpflege. Auch der Bereich gehört zu Ihrer Verantwortung.
Da müssen wir unterscheiden zwischen Friedhöfen, wo die Stadt Gebühren kassiert und der Bürger eine Gegenleistung erwarten kann, und anderen Flächen. Bei Friedhöfen müssen wir flexibler sein und notfalls externe Dienstleister beschäftigen, wie zuletzt geschehen. Eine allgemeine Privatisierung kann keine Lösung sein. Wir brauchen immer noch eigene Leute, die Probleme erkennen und Firmen anleiten. Aber es gibt Situationen, in denen kurzfristige Hilfe sinnvoll ist. Bei anderen Grünflächen müssen wir sehen, ob sie so gestaltet werden können, dass sie weniger Pflege benötigen und trotzdem gut aussehen. Mit den Wildblumen auf den Mittelstreifen hat das ja funktioniert. Aber gerade bei der Reinigung müssen wir eine Lösung finden. Es muss nicht sein, dass drei Trupps nebeneinander arbeiten. Dazu gibt es demnächst Gespräche mit den Fachbereichen Personal und Organisation, Umwelt und Grün, Tiefbau, der BEST und dem Oberbürgermeister.
In dem Zusammenhang hat die BEST ja ein Gutachten anfertigen lassen, in dem der Fachbereich Umwelt und Grün nicht gut wegkam.
Genau, es gab die Diskussion über die Reinigung der Straßen. Mein Eindruck ist, dass sich der Gutachter nicht sehr stark mit Bottrop auseinander gesetzt hat. Außerdem finde ich es nicht gut, wenn von drei Parteien eine vorprescht und sagt ich mache es gut, die anderen nicht.