Wenn Sirenen heulen und Blitzlichter flackern, treiben nicht immer Einbrecher ihr Unwesen. Doch die Bürger sollten auf jeden Fall die Polizei alarmieren, wenn sie glauben, dass sich etwas Verdächtiges tut.

Die Sirene außen an der Wand heult laut durch die Nacht. Das Blitzlicht wirft flackernde rote Lichtstrahlen ins Dunkel. Vom Fenster aus sind Einbrecher vor dem Haus nebenan zwar nicht zu sehen, doch das will ja nichts heißen. Nebenan nach dem Rechten zu schauen, überlässt der aufgeschreckte Nachbar lieber der Polizei und wählt den Notruf: 110.

Die Polizisten sind schnell zur Stelle. „Jeder Alarm löst einen Einsatz aus”, garantiert Andreas Weber, Sprecher des Polizeipräsidiums Recklinghausen. „Wenn wir Kenntnis von einem Alarm bekommen, fahren wir sofort heraus”, betont der Polizeibeamte.

Doch von Ganoven gibt es diesmal keine Spur. Die Polizisten hatten sich vergebens auf den Weg gemacht. Ein technischer Defekt der Sicherheitsanlage an dem Haus löste den Alarm aus. Ein typischer Fall von Fehlalarm.

Unangenehme Konsequenzen muss der Nachbar dennoch nicht fürchten. Er alarmierte schließlich in guter Absicht die Polizei, und außerdem hätte nicht nur er, sondern auch der Hausbesitzer selbst auf die defekte Sicherheitsanlage hereinfallen können – und auch Polizisten, die auf Streife eine Alarmsirene heulen hören.

Der Hausbesitzer allerdings muss zahlen. 87 Euro an Gebühren werden für den Polizeieinsatz fällig, den die defekte Signalanlage auslöste, erklärt Weber. „Mehrere Dutzend im Monat” solcher Fehlalarme laufen bei der Polizei ein, stellte der Polizeisprecher fest. Nicht nur Spaziergänger, Nachbarn oder verunsicherte Hausbesitzer und Geschäftsinhaber rufen an, auch Wachdienste, die je nach Alarmsystem eines Objektes benachrichtigt werden.

Und das sollten sie alle auch weiterhin tun. „Grundsätzlich kann man dazu raten: Die Bürger sollten auf jeden Fall die Polizei alarmieren, wenn sie etwas Verdächtiges bemerken”, sagte Weber, „das erhöht die Chance, einen möglichen Einbrecher zu fassen”. Wenn die Polizeiwache schnell genug informiert werde, können die Polizisten die Täter noch während des Einbruchs oder aber bei der Fahndung noch in der Nähe des Einbruchsortes dingfest machen.

Trotz des einen oder anderen Fehlalarms sollten die Bürger generell auch nicht auf Alarmsysteme verzichten, rät der Polizeisprecher. „Es muss ja nicht immer unbedingt eine Alarmanlage sein”, sagte Weber. An Balkon- oder Terassentüren und an Fenstern setzten Einbrecher zumeist die Hebel an. „Ein ungesichertes Fenster hat ein Einbrecher in 30 Sekunden aufgehebelt”, warnte Weber. Welche Sicherheitssysteme am besten für sie geeignet seien, erfahren die Bürger in der Beratungsstelle des Polizeipräsidums Recklinghausen. Die Berater sind dort unter der Telefonnummer 02361/55-3344 zu erreichen.

Gemessen an der Größe des Einsatzgebietes im Polizeipräsidium sei die Zahl der Fehlalarme auch nicht sonderlich hoch, meint der Polizeisprecher. „Ein Fehlalarm lässt sich ja auch schnell feststellen”, sagte Weber. Die Polizeibeamten stehen also auch relativ schnell wieder für andere Einsätze zur Verfügung.

Weniger gelassen geht die Polizei allerdings mit Zeitgenossen um, die eben nicht in guter Absicht gehandelt haben. „Missbrauch von Notrufen”, heißt das im Amtsdeutsch, wenn jemand glaubt, Polizei oder Feuerwehr vorsätzlich in die Irre führen zu können. Und in diesem Punkt ist die Polizei auch völlig humorlos. „Da erstatten wir Strafanzeige”, betont der Polizeisprecher.

Und das wird dann nicht nur teuer. 850 Euro werden für diejenigen Anrufer mindestens fällig, die glauben, aus Jux einen Feueralarm auslösen zu müssen, obwohl es überhaupt nicht brennt. Auch bei einem missbräuchlich ausgelösten Polizei-Einsatz kommt schnell ein hoher dreistelliger Betrag zusammen oder aber auch eine Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr.

Eine Rufnummernunterdrückung am Telefonapparat wiegt solche vermeintlichen Witzbolde übrigens in eine trügerische Sicherheit, lässt der Polizeisprecher durchblicken. „Welche technischen Möglichkeiten, die Polizei hier hat, wird sie nicht publik machen”, sagte Weber.