Bottrop. . „Prosper“ bedeutet „glückhaft“ und war gleichzeitig der Vorname des damaligen Herzogs von Arenberg. Gastbeitrag von Stadtarchivarin Heike Biskup.
- Mit Prosper I entsteht im August 1856 die erste Bottroper Zeche
- Damals herrschte dort eine Art Goldgräberstimmung
- Zu Beginn arbeiteten 55 Kräfte auf dem Bergwerk in Bottrop
In diesem Jahr steht ein Jubiläum an, das wohl nicht groß gefeiert wird, aber an das doch erinnert werden soll, nicht zuletzt, weil sich einige interessante „Schätze“ zu diesem Thema im Stadtarchiv befinden. Vor 160 Jahren begann die Abteufung der ersten Schachtanlage, Prosper I, jenseits der Emscher an der heutigen Essener Straße. Dies gilt sozusagen als die Geburtsstunde des Steinkohlenbergbaus in der Stadt, zählt das damals noch zu Borbeck gehörende Gebiet doch seit vielen Jahrzehnten zu Bottrop.
In der am 22. Juli 1856 tagenden Sitzung der neu gegründeten „Arenberg’schen Actiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb“ in der Bottroper Gastwirtschaft Demond (an der Ecke Hochstraße/ Peterstraße gelegen) bestimmte der Verwaltungsrat den genauen Ansatzpunkt für den ersten Schacht, der „Prosper” genannt werden sollte.
Der Name bedeutet „glückhaft, segensreich” und war gleichzeitig der Vorname des damaligen Herzogs von Arenberg, der das Bergregal im Vest Recklinghausen, also die Kontrolle über die Schürfungen innehatte und mit jeder Genehmigung zur Erschließung von Kohlevorkommen und dem weiteren Abbau mitverdiente. Es war eine Zeit, in der in unserer Gegend tatsächlich eine Art Goldgräberstimmung herrschte, allerdings auf der Suche nach dem schwarzen Gold.
Davon zeugen einige in feiner alter deutscher Handschrift verfasste Briefe im Stadtarchiv, wie der, in dem Domäneninspektor Landschütz im Mai 1855 dem Herzog von Arenberg berichtet, „es ist augenblicklich hier ein wahres Schürf- und Muthfieber“.
Glücksritter
Viele versuchten ihr Glück bei der Suche nach Steinkohle und hofften, damit reich zu werden. „Die Bergwerkssache hat eine goldne Zukunft“, hatte denn auch der Herzogliche Verwalter zu Beginn des Jahres 1856 in einem weiteren Brief prophezeit, den er mit „in tiefster Ehrfurcht ersterbend Euer hochfürstlichen Durchlaucht treugehorsamster Landschütz“ unterzeichnete.
Im August 1856 begannen die Schachtarbeiten im Mutungsfeld Maximilian, im ersten Jahr mit 55 Arbeitskräften. Die Kohlenförderung auf Prosper I konnte zu Beginn des Jahres 1863 in einer Tiefe von 183 Meter beginnen und erreichte in diesem Jahr 60 000, im Jahr darauf 108 000 Tonnen.
In der „Denkschrift zur Erinnerung an das 50jährige Bestehen der Arenberg’schen Actien-Gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb zu Essen (Ruhr)“ aus dem Jahr 1906 wird über die weitere Entwicklung dieses Industriezweigs ausführlich Bericht gegeben. In jenen Jahrzehnten ging es steil bergauf. Produktionstabellen, Absatzzahlen und Aufstellungen der Belegschaftsentwicklung belegen dies eindrucksvoll. Die in der Festschrift enthaltenen Untertage-Fotografien gelten als wertvolle historische Zeugnisse.
Das beschauliche Dorfleben war vorbei
Die Geschichte des Bergbaus in Bottrop in den Grundzügen schnell erzählt. Noch vor 200 Jahren lebten in Bottrop gut 2000 Einwohner. Die Landwirtschaft bestimmte das Bild. Es gab eine Reihe Bauern- und viele kleine Kötterhöfe. Aber bereits in dieser Zeit gruben Ackersleute, wenn auch laienhaft, Schächte auf der Suche nach Kohle.
Als der Steinkohlenbergbau von Süden kommend einige Jahrzehnte später erfolgreich Fuß fasste, war es mit der beschaulichen Ruhe in dem kleinen Bauerndorf vorbei. Arbeiter zogen zu, nicht nur auch aus der weiteren Umgebung, etwa aus Italien, aus Oberschlesien und aus den Niederlanden. Bis 1904 wuchs die Bottroper Bevölkerung auf rund 32 000 an, hatte sich in den vergangenen knapp drei Jahrzehnten mehr als verfünffacht. Aus der Landgemeinde Bottrop wurde eine rasant wachsende Bergarbeiterstadt.
Nachdem 1871 in Bottrop mit dem Bau von Prosper II, zweieinhalb Kilometer nordöstlich von Prosper I, begonnen worden war, nahm 1907 Prosper III an der Gladbecker Straße den Betrieb auf, „Arenberg-Fortsetzung“ an der Horster Straße dann 1912 (Stilllegung 1930). 1890 war erstmals eine Förderung von über eine Million Tonnen Steinkohle auf den Prosper-Zechen registriert worden. Der höchste Belegschaftsstand wurde 1922 mit 15 000 Arbeitern und Angestellten erreicht. Darüber hinaus ging 1902 mit der Übernahme durch den Preußischen Staat die Zeche „Rheinbaben” in Betrieb (Schließung 1967), und die Stinnes-Zeche „Vereinigte Welheim” förderte ab 1914, stellte die Kohleförderung aber schon 1931 wieder ein.
In zwei Jahren endet ein Geschichtskapitel
Wassereinbruch brachte die 1922 begonnenen Teufarbeiten am neuen Schacht Franz Haniel im Fuhlenbrock drei Jahre später zum Erliegen. Die Schachtanlage konnte erst 1952 in Betrieb genommen werden.
Ende 1928 kam es zur Einstellung der Förderung auf Prosper I und zum 1. Januar 1929 zur Zusammenlegung mit Prosper II zur Schachtanlage Prosper I/II. Seit der ersten kommunalen Neuordnung des Ruhrgebiets, die 1929 eine Verschiebung der Bottroper Stadtgrenze bis zum Rhein-Herne Kanal brachte, gehörte das Gebiet um Prosper I zu Bottrop. Ebel wurde zu einem Bottroper Stadtteil. 1938 erfolgte die Wiederaufnahme der Seilfahrten auf der Zeche, die man über 20 Jahre lang fortgeführte, bis zur endgültigen Stilllegung im Jahr 1959.
Der Bergbau wanderte nordwärts, erreichte Kirchhellen. In die Zeit der ersten Kohlekrise im Ruhrbergbau fiel der Bau von Prosper IV in Grafenwald, wo die Kohlegewinnung im Feld Nordlicht im Mai 1960 begann. Am 7. Dezember 1976 folgt dann der erste Spatenstich für den Schacht 10, Prosper V, in Kirchhellen am Alten Postweg gelegen. Die zweite „Kommunale Neugliederung” brachte im selben Jahr den Zusammenschluss Bottrops mit Kirchhellen. Durch Zusammenlegung von Prosper und Jacobi-Haniel war zwei Jahre zuvor das Verbundbergwerk Prosper-Haniel entstanden.
In zwei Jahren ist der Bergbau in Bottrop Geschichte, wenn mit Prosper Haniel die letzte Zeche nicht nur in der Stadt, sondern im Ruhrgebiet geschlossen wird. Es bleiben die geschichtlichen Zeugnisse, die im Stadtarchiv dokumentiert werden.