Bottrop. . Der Ex-Bergmann Hans Schallwig ist ein echter Zeitzeuge der Bergbau-Vergangenheit.1950 begann er seine Lehre auf Prosper und engagierte sich bei der IGBE.

„Wer auf der Bergmannstraße geboren wurde, konnte doch nur Bergmann werden“, lacht Hans Schallwig. Seine Heimat ist Ebel, doch seit fast 50 Jahren wohnt der langjährige Prosperaner an der Korzmannstraße in einem typischen Zechenhaus. „Früher, ja früher“, erzählt der inzwischen 81-jährige weiter, „kannte ich in Ebel alle Familien. Wir lebten ja in einem kleinen Dorf“.

Der ehemalige Bottroper Bergmann kann auf ein bewegtes und abwechselungsreiches Leben zurückblicken. „Ich habe nie die Hände in den Schoss gelegt, war Gewerkschaftler, Knappschaftsältester und Sportler“, verrät der Mann, der Erinnerungsstücke aus dem heimischen Bergbau sammelt. „Zu jedem Teil meiner Sammlung kann ich eine Geschichte erzählen“, meint Schallwig, der 1950 seine Ausbildung zum Bergmann auf Prosper begann. „Ich wurde, wie damals üblich, auch am Lebeband eingesetzt, später wurde ich Pferdejunge auf der 4. Sohle von Prosper 1 bei Stallmeister Tefett“, berichtet der Ex-Kumpel. „Mein Pferd hieß Konsul. Auch an die Namen der anderen Grubengäule erinnere ich mich noch: Rosika, Rosa und Lützow. Das war aber ein Schlawiner, der klaute den Kumpels die mitgebrachten Dubbels“, erzählt Schallwig weiter. Bis 1957 war das Pferde-Quartett, das der Gelsenkirchener Firma Bischoff gehörte, auf Prosper eingesetzt.

Schon während seiner Ausbildung zum Bergmann trat der junge Ebeler der IG Bergbau bei und wurde Jugendvertreter. Damit war sein Weg als Gewerkschaftler auf dem Pütt vorgezeichnet. Nebenbei spielte er Fußball beim VfR Ebel, schaffte es bis in die Niederheinauswahl, gründete zusammen mit seinen Kollegen Winfried Kraas und Paul Schajor die IGBE in Ebel.

Viele Anekdoten

Stundenlang kann Heinz Schallwig Anekdoten vom Pütt und seinen Mitstreitern erzählen. Im Laufe seines Lebens ist Schallwig manch einem Prominenten begegnet. Rudolf Scharping, Kurt Beck (beide SPD) und Norbert Blüm (CDU) gehören dazu. Aber auch in der heimische Politszene kennt sich der langjährige Gewerkschaftler gut aus. Zu seinen „Weggefährten“ von einst gehörten unter anderem ehemalige Oberbürgermeister und Ex-Bergbau-Rheinstahlchef Ernst Wilczok (1922-1988) und der legendäre Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Otto Joschko (1901-1971). Der war 1956 sogar der Trauzeuge von Doris und Heinz Schallwig.

„Einmal ließ mich der spätere Werkschef Hanns Ketteler auf die 7. Sohle rufen. Dort war ein Bruch gefallen und drei Kumpels eingeschlossen. Hanns wusste wohl meine bergmännischen Fähigkeiten zu schätzen. Gemeinsam konnten wir die Kameraden nach Stunden wohlbehalten befreien“, berichtet Schallwig nicht ohne Stolz.

„In Ebel lernte ich so ganz nebenbei auch Polnisch. War ja damals die zweite Amtssprache“, lacht Schallwig, der 36 Jahre Knappschaftsältester war. Als „Unruheständler“ suchte er sich neue Tätigkeiten: Er schnitzte bergmännischen Skulpturen und verschönerte Arschleder mit Bottroper Bergbaumotiven. Inzwischen hat Schallwig ein neues Hobby: Er kocht gerne: „Meine Spezialität: Ruhrgebietsküche“.