Bottrop. . Die Gewächse sind besonderen Belastungen ausgesetzt. Deshalb eignen sich nicht alle Arten für diese Standorte. Einige würde man heute nicht mehr pflanzen.
- Straßenbäume sind besonderen Belastungen ausgesetzt
- Linden oder Platanen würden heutzutage nicht mehr gepflanzt
- Arbeitskreis veröffentlicht bundesweite Straßenbaumliste mit Empfehlungen
Die Tage der Mammutbäume in der Fußgängerzone Gladbecker Straße sind gezählt. Wenn dieser Teil der Innenstadt erneuert wird, kommen sie weg. Ihre Wurzeln zerstören Kanalisation und Hausanschlüsse. Wann und vor allem warum ausgerechnet Mammutbäume in der Innenstadt gepflanzt wurden, kann Gärtnermeister Kai-Uwe Dahm vom städtischen Fachbereich Umwelt und Grün nicht mehr nachvollziehen. Sicher ist: Heute würde man solche Bäume nicht mehr an eine Straße setzen. Das gilt auch für andere Arten, die in Bottrop noch wachsen. Kirschen oder Platanen gehören dazu.
Schlechte Nährstoffversorgung
Die Anforderungen an Straßenbäume sind erheblich. „Sie stehen permanent unter Stress“, sagt Dahm. Sie sind Wind und Hitze in stärkerem Maße ausgesetzt, als im Wald. Hinzu komme die schlechtere Nährstoff- und Wasserversorgung und eine hohe Salzbelastung, beispielsweise durch Streusalz. Bedingungen, die längst nicht jede Baumart aushält. Deshalb befasst sich der Arbeitskreis Stadtbäume der Deutschen Gartenamtsleiter, ein Zusammenschluss der Grünämter der Städte, ausführlich mit dem Thema. Die Experten haben ein Liste aufgestellt, in der verschiedene Arten, Gattungen und Sorten aufgeführt sind – insgesamt 171 Stück. Rund 100 davon eignen sich als Straßenbäume, einige jedoch nur mit Einschränkungen.
„Wir pflanzen gern den säulenförmigen Spitzahorn“, sagt Dahm. Der habe eine dichte Krone und wachse eben – der Name legt es nahe – schlank. Denn selbstverständlich sollen Straßenbäume nicht die Zimmer der Anwohner verdunkeln. Daher versuche man, Bäume zwischen die Fenster zu setzen.
Die Auswahl des richtigen Gewächses ist auch abhängig vom Standort. Ist er etwa durch ständigen Wind besonders kühl? Ist die Straße eng? Alles Punkte, die in die Überlegungen mit einbezogen werden müssen, genauso wie die Frage nach Leitungen und Kanalrohren oder Hausanschlüssen. Besonders alte Anschlüsse machen den Gärtner Kopfzerbrechen. Dort können Wurzeln viel kaputt machen. Deshalb setzen die Gärtner auf wurzelfeste Planen in den Baumscheiben, Die lenken die Wurzeln zunächst in die Tiefe und verhindern so auch, dass die Bäume ihre zerstörende Kraft auf Gehwege ausüben.
Ebenfalls wichtig bei der Baumauswahl: Sie dürfen nicht zu tief anfangen, sich zu verzweigen. „Die Krone sollte idealerweise in etwa vier Metern Höhe beginnen“, sagt Dahm. Hintergrund: Die Stadt muss 4,50 Meter lichte Höhe gewährleisten, damit Lastwagen unbeschadet unter Bäumen fahren können. Andenfalls haftet die Stadt für Schäden. Das ist mit ein Punkt, warum Kirschen als Straßenbäume problematisch sind.
Krankheiten als Folge des Klimawandels
Straßenbäume werden für etwa 80 Jahre gepflanzt. So alt sind zum Beispiel die Linden in Welheim oder die Platanen an der Aegidistraße. Und es sind Bäume, die heute an Straßen nicht mehr gepflanzt werden. „Wir setzen sie nur noch als Nachpflanzungen dort, wo sie vorher schon standen“, sagt Dahm.
Der lange Zeitraum macht die Auswahl schwierig. Stichwort: Klimawandel und daraus resultierende Belastungen. „Aktuell gibt es drei große Krankheiten, die darauf zurückzuführen sind. Da ist das Eschentriebsterben, die Ulmenkrankheit und der Bakterienbefall der Kastanien“, zählt Dahm auf. Zumindest bei den Ulmen gibt es inzwischen resistente Arten, so dass die Stadt vor einiger Zeit entlang der Stenkhoffstraße Ulmen gepflanzt hat – als Ersatz für Kastanien. Mit Sorge blicken die städtischen Gärtner daher auf die Kastanien an der Parkstraße. Die Eschen entlang der Vienkenstraße müssten demnächst ersetzt werden, sie sind befallen und gehen kaputt.
Wichtig bei allen Pflanzungen ist die Größe der Pflanzscheibe: mindestens zwölf Quadratmeter. Außerdem, so Dahm, bräuchten die Wurzeln Luft. Darum setzt der Fachbereich die Bäume in ein Gemisch aus Lava und Baumsubstrat. Das sei entsprechend locker und lasse eben auch Luft an die Wurzeln.