Bottrop. Wann immer er die Zeit findet, schwingt sich Kurt Küther auf sein Fahrrad. Immer wieder zieht es ihn dann zur Liebesbuche, die für viele Welheimer mit romantischen und auch delikaten Erinnerungen verbunden sein soll.

Groß und mächtig ragt die Buche direkt an der Boye in die Höhe. Kurt Küther deutet auf den dicken Stamm: „Das hier ist mein Lieblingsplatz”, sagt er. Die „Welheimer Liebesbuche” nennt er den Baum im Stinneswäldchen. „Ich habe von vielen Welheimern gehört, dass sich hier zahlreiche Romanzen angebahnt haben.” Aber nicht immer blieb es bei harmlosem Händchenhalten. Im Schatten der Buche muss es teilweise auch gut zur Sache gegangen sein, will Küther wissen. „Glaubt man den Erzählungen, haben einige Mädchen hier sogar ihre Unschuld verloren”, schmunzelt er.

Herzen und Initialen

Na ja, zumindest das mit dem Treffpunkt für Liebespaare scheint zu stimmen. Überall in der Rinde sind Herzen und Initialen eingeritzt. Teilweise sind diese „Tattoos” mitgewachsen und prangen nun meterhoch über dem Boden. Von den übrigen Ereignissen könnte wohl nur die Buche erzählen. Die behält ihre Geheimnisse jedoch diskret für sich.

Arbeit unter der Liebesbuche

Es seien aber nicht die sentimentalen Gefühle, die Küther immer wieder zur Liebesbuche führten. „Ich habe meine Frau ganz woanders kennen gelernt. Wir haben uns auf dem Tanzboden getroffen”, beruhigt Küther die WAZ-Reporter. Es wird also keine delikat-romantische Geschichte. Aber warum zieht es den 83-Jährigen auf seinem Fahrrad immer wieder hier hinaus? „Ich habe hier gearbeitet”, schmunzelt der Rentner und deutet auf den Boden. „Hier unter dem Stinneswäldchen, überhaupt unter Welheim habe ich Kohle abgebaut.”

Drei-Städte-Eck

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Außerdem sei der Weg zur Buche faszinierend. „Er führt von Willi Lippens' Gasthof vorbei am Drei-Städte-Eck. Innerhalb von 15 Minuten kommt man von da aus durch Bottrop, Gladbeck und Essen”, erklärt uns unser fachkundiger Führer. Auch nach Gelsenkirchen sei es nicht weit. „Man erreicht schnell den Emscher-Radweg. Den nutze ich für meine Touren zur ehemaligen Zeche Nordstern”, sagt Kurt Küther.

Nähe von Natur und Industrie

Noch etwas fällt auf in dem beschaulichen Wäldchen am Stadtrand. Die Nähe von Industrie und Natur. Direkt am Spazierweg, nur durch eine Baumreihe getrennt liegt die Karnaper Glashütte. Sehen kann man sie nicht. Hören kann man sie dagegen umso besser. Küther stört der Lärmpegel nicht und tatsächlich: Nach einiger Zeit nimmt man ihn gar nicht mehr wahr. Im Gegenteil ein Wald, in dem Industriegeräusche erklingen – ein faszinierender Kontrast.

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