Bottrop. Annette Paulsen hat schon um die 350 Nager durchgefüttert und ausgewildert. Ihre allererste Eichkatze aber blieb einfach da. Sie heißt Rosalie.

  • Erste Eichkatze ist heute Ersatzmutter fürs winzige Eichhörnchenbaby Chip
  • Findelkinder hinterm Zechenhaus fressen jede Menge Obst und Nüsse
  • Tierschützerin könnte Spenden für ihre private Aufzuchtstation gebrauchen

Alle Eichhörnchen in ihrem Gehege bekommen einen Namen. Fussel heißt eines, und da sind zum Beispiel auch Matze oder Manni. „Wir haben eines auch schon mal Malte genannt, so wie bei Rüdiger Hoffmann“, erzählt Annette Paulsen lachend. Denn dieses Hörnchen sei so frech gewesen wie der Junge in den Sketchen des Kabarettisten.

Acht Eichhörnchen päppelt die Bottroperin zurzeit in ihrem großen Garten an der Velsenstraße auf. „Es ist ein Kommen und Gehen“, sagt sie. Denn nach wenigen Wochen wildert sie die kleinen Nager wieder aus. „Sie haben einen sehr großen Freiheitsdrang“, erklärt die Hörnchen-Ziehmutter. Handzahm seien die scheuen Tierchen eigentlich nur so lange, wie sie die Hilfe der Menschen brauchen. Einige ihrer Zöglinge kommen dennoch erst einmal immer wieder zurück. Durch eine Art Katzenklappe klettern sie ins Gehege und auch wieder hinaus, bis sie irgendwann ganz wegbleiben.

Seit fast sechs Jahren kümmert sich die gelernte Sozialpädagogin in ihrer privaten Aufzuchtstation ehrenamtliche darum, dass Eichkätzchen überleben können. Nachbarskinder hatten das erste Hörnchen bei der Tierfreundin abgegeben. Rosalie hieß die kleine Eichkatze, die die Bottroperin groß zog. Rosalie ist eine große Ausnahme. Denn anders als so viele der gut 350 Eichhörnchen, die Annette Paulsen mittlerweile durchfütterte, ist Rosalie einfach da geblieben.

Dass die Tierchen einen Namen bekommen, helfe dabei, eine kurze Beziehung zu ihnen aufzubauen. „Anders würde das nicht gehen“, sagt die Bottroperin. Gerade um Hörnchen, die erst wenige Tage alt sind, müsse man sich intensiv kümmern. „Sie müssen zum Beispiel alle zwei Stunden mit Katzenaufzuchtmilch gefüttert werden“, erklärt Annette Paulsen. Später gibt es Obstbrei oder geriebene Nüsse. Auch massieren müssen die Helfer die ganz jungen Tierchen, um deren Urinfluss anzuregen oder ihre Verdauung zu stimulieren.

Spenden sind erwünscht

Eichkatze Rosalie ist mittlerweile übrigens zu einer Ersatzmutter für das jüngste Findelkind im Garten hinter dem Rheinbabener Zechenhaus geworden: Chip ist erst wenige Tage da. Ein Bussard hatte in Halle in Westfalen die Mutter des Eichhörnchenbabys gerissen. Kurz darauf ließ sich das winzige Tierchen auf der Terrasse von Karsten Pohlmann und seiner Familie blicken. Die Pohlmann brachten das Hörnchen lieber nach Bottrop, damit sich jemand darum kümmert, der sich mit der Aufzucht der Eichkatzen auskennt. „Das war sehr umsichtig“, findet Annette Paulsen. Oft fütterten die Leute in bester Absicht die kleinen Nager falsch, so dass diese dann verendeten. „Der Bussard übrigens muss ja auch seine Brut irgendwie satt kriegen“, sagt die Bottroperin.

Chips Schicksal spiele sich tagtäglich in der Natur ab. Oft werden ihr auch Tierchen gebracht, die nicht in einem so guten Zustand seien wie der kleine Chip. „Ich kriege längst nicht alle durch. Manche muss ich sofort begraben“, bedauert sie. Für Romantiker sei das nichts, und die Aufzucht der Hörnchen gehe ziemlich ins Geld. Auch wenn Nachbarn manchmal helfen, über Spenden würde sich die Eichhörnchenziehmutter ziemlich freuen: Nüsse, Obst, Aufzuchtmilch oder Spritzen zum Füttern etwa.