Bottrop-Kirchhellen. . Nach dem Hochwasser in Feldhausen am vergangenen Dienstag läuft die Ursachenforschung. Stadt wehrt sich gegen Vorwürfe, die Kanäle seien zu klein.
Eine Woche nach dem Unwetter, das in Feldhausen fast 77 Liter auf den Quadratmeter fluten ließ, läuft in den Häusern das Aufräumen. Allein rund um die Von-Galen-Straße hat es rund 70 Familien nass erwischt, berichten Anwohner.
Und die Ursachenforschung hat begonnen. SPD und CDU fordern Aufklärung von der Verwaltung. Die Anwohner schimpfen: Wir sagen schon seit Jahren, der Kanal ist zu klein für all die Neubauten. Und das Tiefbauamt wehrt sich: Durch die Trennung von Schmutz- und Regenwasser laufe in Summe weniger Wasser durch die Kanäle als vorher. Aber nicht am 7. Juni.
70 Familien betroffen
Ellen Stein ahnte nichts Böses, als sie am Dienstag letzter Woche den Himmel sich öffnen sah und die Fluten die Straßen Kirchhellens überschwemmten: „Ich wohne seit 2007 am Liboriweg und hatte noch nie ein Problem mit Wasser im Haus.“ Das hat sich an diesem Tag gründlich geändert. Als sie gegen 18.15 Uhr heim kam, wunderte sie sich erst über den dunklen Kühlschrank. Dann ging sie in den Keller - und wunderte sich über gar nichts mehr: „Die Gefriertruhe war umgekippt, meine Schuhe schwammen mir entgegen.“ Erschreckt hat sie sofort Nachbarn angerufen und bekam zur Antwort: „Stell dich hinten an, wir haben alle die Keller voll“ - und zwar im Ortskern wie im Neubaugebiet.
Allein rund um die Von-Galen-Straße waren 70 Familien betroffen. Rund um die Feuerwache an der Kapellenstraße hatten sich Fluten aus dem Grenzbach in die Straßen und Häuser ergossen. „Das war ein punktuell sehr ausgeprägtes Starkregenereignis“, sagt Wilfried Helsper vom Tiefbauamt. Vorwürfe, das Kanalsystem in Feldhausen sei überfordert, weist er zurück: „Wir haben weite Teile des Niederschlagswasser abgekoppelt. Rechnerisch haben wir selbst nach den Neubauten an der Mutter-Teresa-Straße weniger Wasser im Kanal als vor der Abkopplung.“
So einfach will sich der Kirchhellener CDU-Chef und Ratsherr Rainer Hürter nicht abspeisen lassen: „Die Verwaltung hat gesagt, dass die Entwässerung Feldhausens geklärt ist. Bedenken sind von einem Vertreter der CDU in der Bezirksvertretung schon geäußert worden.
Darüber hinaus wird die CDU nachfragen, ob die Entwässerung in diesem Gebiet wirklich geklärt ist, und wird die Verwaltung auffordern, aufgrund der Überschwemmungen die Entwässerung nochmals zu überprüfen. Man soll auch die Regenrückhaltebecken überprüfen, ob die gesammelten Wassermengen auch im Becken bleiben.“ Auch die SPD hat Diskussionsbedarf mit der Verwaltung angemeldet.
„Wissentlich herbeigeführte Fehlplanung“
Seit 2009 wehrt sich der Initiativkreis „Zukunft Felldhausen“ gegen den geplanten Bau von bis zu 40 Einfamilienhäusern am Kuhberg. Eines ihrer wesentlichen Argumente: Das Kanalnetz in Feldhausen sei schon jetzt überlastet. Immer wieder liefen Keller voll, das Rwegenrückhaltebecken laufe regelmäßig über, so dass das Regenwasser anders als geplant doch in der Kanalisation anmkomme. Das betreffe nicht nur das Neubaugebiet, sondern auch den alten Ortskern.
Durch die Fluten vom 7. Juni sehen sich die Anwohner in ihren Befürchtungen spektakulär bestätigt: „Der Starkregen vom 7.Juni hat meine Befürchtungen sogar noch übertroffen“, schreibt Anwohner Hermann Tiemann an den Lippeverband: „Das Kanalsystem ist kollabiert. Im gesamten Ortskern von Feldhausen spritzten Fontänen aus Toiletten und Duschen. Der Moviepark stand unter Wasser.“
Das Regenrückhaltebecken sei „völlig überlastet“ gewesen, der Grenzbach sei in Höhe des Reitstalls Dieckmann am Lohbraucksweg über die Ufer getreten. Tiemann bittet den Lippeverband, auf die Stadt einzuwirken: „Sollte seitens der Stadt die Planung nicht überarbeitet werden, halte ich dies für eine wissentlich herbeigeführte Fehlplanung mit dem schon jetzt sichtbaren eingeplanten Schadensszenario.“