Bottrop. Die ungewöhnliche Führung mit Anja Herbst ist noch so etwas wie ein Testlauf. Doch die 17 Teilnehmer finden, dass ihre „Ruhrpott-Nostalgie“ schon jetzt eine Menge Unterhaltung bietet.

Nicht nur beim Fußball gibt es Testspiele – auch bei Führungen lassen sich im Vorfeld kleine Fehler ausmerzen, um das Projekt dann einem breiten Publikum anzubieten. So geschehen am Sonntag beim zweiten Testlauf für die Führung „Ruhrpott-Nostalgie“ mit Antje Herbst.

Quer durch die Bottroper Innenstadt geleitet sie ihre Gäste und erzählt ihnen dabei Wissenswertes aus dem Ruhrpott. „Ich bin schon immer sehr gerne auf Führungen aller Art gegangen“, erklärt sie ihre Idee. „Aber manchmal war es doch ziemlich eintönig. Deshalb wollte ich etwas ganz anderes machen.“

Zwei Jahre hat sie neben ihrem Beruf an der Führung getüftelt, fleißig Infos, Ideen und eine Menge Utensilien gesammelt. „Es soll wie Unterricht sein, nur mit viel mehr Unterhaltung und Mitmachaktionen“, sagt Antje Herbst.

Mit Bollerwagen

Daher ist die 17-köpfige Truppe zunächst erstaunt, als ihre Führerin mit zwei voll beladenen Bollerwagen loszieht. Denn diese Unternehmung soll etwas für alle Sinne sein; an jeder Station gibt es etwas zu sehen, schmecken, riechen oder fühlen. Die Teilnehmer werden erst einmal in Klassen eingeteilt und mit Trillerpfeife und einem Eimer ausgestattet. Denn es gibt auch jede Menge Spiele, Rätsel und Fragen zu lösen, für die man dann fleißig „Panneköppe“ sammeln kann. Es gewinnt, wer als Klasse am Ende die meisten Fleißkärtchen besitzt.

Ja- und Nein-Fragen, Bilderrätsel und Quizfragen lösen sich ab. Sie alle befassen sich mit dem Ruhrgebiet und Bottrop. Gelächter und Spaß kommt immer dann auf, wenn es um die beliebten Trinkhallen geht – als Belohnung winkt eine gemischte Tüte mit Leckmuscheln, Salmiak-Pastillen und Esspapier. So gestärkt, lässt es sich entspannt klären, dass die Bottroper durch die Besetzungszeit einst Franzosen waren und die Stadt ein international wichtiger Hersteller und Lieferant für Tonpfeifen war. Zur Illustration hat Anja Herbst hat eine Vielzahl von Original-Utensilien dabei wie Ruhrpott-Zigaretten oder Bottroper Notfallgeld. Bei den Bilderrätseln kommt es zum Wettstreit um Begriffe wie Herrengedeck, Blümchenkaffee oder Hasenbrot.

Grubenwasser

Nebenbei zeigt Anja Herbst viele alte Bilder vom Pferdemarkt und seinem „Wasserschlösschen“ oder der Hochstraße und dem alten Kino, der Schauburg. Zwischendurch dann eine Schulpause mit Galenus und Bochumer Grubenwasser. So heiß der Wettstreit dann zwischen den Teilnehmer-Klassen auch wird, am Ende geht jeder als Sieger hervor und darf sein „Ruhrpott-Abitur“ mit nach Hause nehmen.

„Ich versuche, kleine Fehler noch auszumerzen. Dabei hilft mir dieser Testlauf sehr“, heißt die Bilanz von Anja Herbst an diesem Tag.