Bottrop. . Grün, Infrastruktur und Wohnen. Statt sich auf kleinere Einzelmaßnahmen zu konzentrieren, lenkt OB Bernd Tischler den Blick auf einen größeren Raum.
In Bottrop sollen mehr Sozialwohnungen entstehen. Dieses Ziel hat die Verwaltung mit dem neuen Wohnbauflächenkonzept definiert. Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen rund 750 geförderte Wohnungen entstehen.
Aktuell berät die Politik – die hatte das Konzept gefordert. Grundsätzlich herrscht parteiübergreifend Einigkeit, dass Bottrop neue Sozialwohnungen braucht. Dazu wird die Verwaltung künftig bei der Ausweisung von Wohnflächen oder der Planung von Baugebieten stärkere Vorgaben machen.
„Was die wichtigen Parameter angeht wie Geschossigkeit, Größe von Grünflächen, aber auch den Anteil an gefördertem Wohnungsbau, da wollen wir Maßstäbe setzen“, kündigt Oberbürgermeister Bernd Tischler im WAZ-Gespräch an. Denn die grundsätzlichen Rahmenbedingungen könne nur die öffentliche Hand definieren.
Vorgaben machen
Möglich sei das, wenn Bauland ausgewiesen oder Planungsrecht geschaffen werden müsse. Dann sei es denkbar, solche Bedingungen im Rahmen eines städtebaulichen Vertrags festzulegen – oder städtische Flächen unter bestimmten Auflagen zu verkaufen. „Will man mehr Sozialwohnungen, dann muss man die zur Verfügung stehenden Mittel auch nutzen“, sagt Tischler.
Der Oberbürgermeister – selbst ehemaliger Planungsdezernent und studierter Raumplaner – spricht sich für möglichst durchmischte Wohngebiete aus. Er verweist auf die gerade verabschiedete Vision 2030 für den Wettbewerb Zukunftsstadt. Auch da sei moderner, bezahlbarerer Wohnraum ein wichtiges Thema. „Ziel ist es, möglichst viele barrierefreie Wohngebäude zu schaffen und so ein generationenfreundliches und -übergreifendes Wohnen zu ermöglichen in kulturell und sozial durchmischten Quartieren.“
Beispiele dafür gibt es in anderen Städten, besonders häufig in den Niederlanden. Tischler zeigt Karten einer holländischen Stadt, wo Planer ein komplettes Quartier entworfen haben. Da finden sich Einfamilienhäuser genauso wie Eigentums- und Sozialwohnungen. Hinzu kommen große Grünflächen und geschwungene Straßenzüge. Diesen Ansatz hält Tischler für gut: „So lässt sich das Zusammenspiel von Grün, Infrastruktur und Wohnen besser planen“, sagt er. In der Grundschau ließen sich solche Gebiete auch besser organisieren. Als Quartier gelten in Fachkreisen Gebiete mit mindestens 50 bis 60 Wohneinheiten.
Verteile man einzelne Wohngebäude über die Stadt, „ist es eher vom Zufall abhängig, ob Spielplätze, Kitas, Schulen oder anderes in der Nähe ist“. Umgekehrt könnten neue Quartiere die Stadtteile und bestehende Strukturen stärken, sagt Tischler mit Blick auf Diskussionen um den Erhalt von Grundschulen und Kindergärten. Schon wegen der vielen neuen Wohnungen, die gebaut werden sollen, hält er es für unabdingbar, über Quartiere nachzudenken und nicht nur über einzelne kleine Maßnahmen.
Grünflächen zur Kompensation
Über konkrete Flächen spricht Tischler nicht, das ist Sache der zuständigen Ausschüsse des Rates. Er könne sich jedoch vorstellen, auch neues Bauland auszuweisen. Dafür müssen aber zum Ausgleich neue Grünflächen ausgewiesen werden. Das könnte zum Beispiel dort geschehen, wo bestehendes Grün planungsrechtlich als Bauland gilt, eine Bebauung aber schwierig ist und aus unterschiedlichen Gründen stockt.