Bottrop. . Der BSV Lehmkuhle-Ebel bricht mit einer Tradition. Künftig kürt der Verein im Vorfeld einen Jahreskönig. Am Wochenende steigt das erste Fest unter den neuen Vorzeichen.
Schützenfest und Vogelschießen – diese beiden Worte dürften für die meisten Menschen untrennbar zusammen gehören. Der Bürgerschützenverein Lehmkuhle Ebel macht sich nun daran, dieses Paar zu trennen. Wenn die Schützen am Pfingstwochenende zu ihrem Fest einladen, dann ist es ein Fest ohne Vogel – aber nicht ohne König.
Denn statt alle zwei bis drei Jahre beim Schützenfest einen König zu küren, sind die Lehmkuhler und Ebeler Schützen dazu übergegangen, auf ihrem Sommerfest einen Jahreskönig zu krönen. Selbstverständlich muss sich auch der am Schießstand qualifizieren. Dafür amtiert er dann für einen überschaubaren Zeitraum und die Verpflichtungen, etwa gegenüber anderen Vereinen oder dem Ortsschützenbund, sind nicht mehr in dem Umfang gegeben.
Viele wollen Jahreskönig werden
„Wir müssen realistisch sein“, sagt Kassierer Eugen Niesen mit Blick auf diese Form des Schützenfests. 2011 hat der BSV Lehmkuhle-Ebel zum letzten Mal ein großes Fest auf dem Festplatz an der Bahnhofstraße veranstaltet. „Und wir finden niemanden, der König werden will“, so Niesen. Zumindest nicht, für diese lange Amtszeit. Beim Vogelschießen für den Jahreskönig sind einige angetreten. Und der Nachwuchs hat gewonnen. Sebastian I. (Metzgen) herrscht nun über die Schützen aus dem Bottroper Süden. Der König ist 22 Jahre alt, seine Königin Chantal I. ist 18. Das Paar könne alle Rechten und Pflichten übernehmen, müsse es aber nicht tun.
Am Wochenende werden sie feierlich inthronisiert. „Es ist schon ein klassisches Schützenfest, nur eben ohne das Vogelschießen“, erklärt Eugen Niesen. Die anderen Vereine und ihre Abordnungen werden da sein, außerdem ziehen die Schützen durch den Stadtteil und halten auf dem Schulhof ihre Parade zu Ehren des Königs ab. Am Sonntagabend folgt dann der traditionelle Throntanz. Mit allen Traditionen bricht der Verein also nicht.
Laut Niesen schauen sich andere Bottroper Schützenvereine sehr genau an, wie der BSV Lehmkuhle-Ebel feiert. Und es hätten auch schon welche angekündigt, es künftig ebenfalls so machen zu wollen. „Wir sind die ersten, die das so machen, aber wir werden nicht die letzten sein“, prognostiziert Niesen. Denn die Probleme ähneln sich ja von Verein zu Verein. „Wir zum Beispiel haben rund 40 Mitglieder, je kleiner Vereine sind, umso schwieriger wird es, jemanden zu finden, der über einen so langen Zeitraum König sein will.“
Verein verzichtet aufs Festzelt
Erstmals verzichtet der BSV auch auf das Festzelt. Für nur zwei Tage sei kein Wirt bereit, ein Zelt aufzustellen. Also feiern die Schützen im und am Matthiashaus und organisieren alles in Eigenregie. „Dafür haben wir viele Helfer in unseren Bekanntenkreisen und aus anderen Vereinen akquiriert“, so Niesen.
Annette Metzgen schaut mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das kommenden Fest. Sie und ihr Mann haben als Heinz III. und Annette I. die letzten fünf Jahre über die Schützen geherrscht. „Da kamen pro Jahr bestimmt zehn bis 12 Termine, meist am Wochenende zusammen.“ Trotzdem, dass es nun vorbei ist, sei schade. Doch in „Schützenruhestand“ geht das Paar noch nicht. Als Eltern des ersten Jahreskönigs gehören sie zum Hofstaat und übergeben das Zepter am Sonntagabend.
Mit Throntanz und Zapfenstreich
Die Schützen aus Ebel und Lehmkuhle feiern am Samstag und Sonntag, 14. und 15. Mai. Los geht’s am Samstag um 16.30 Uhr. Dann treffen die Könige der anderen Vereine und deren Fahnenabordnungen ein. Um 17 Uhr folgt ein Gottesdienst in der Matthiaskirche, danach marschieren die Schützen und ihre Gäste zur Festwiese am benachbarten Matthiashaus. Nach der offiziellen Begrüßung um 18.30 Uhr beginnt um 19 Uhr der Throntanz.
Am Sonntag marschieren die Schützen um 16 Uhr auf dem Ebeler Schulhof an der Schürmannstraße auf. Um 16.30 Uhr ehren sie das Königspaar mit einem großen Zapfenstreich. Um 18.30 Uhr beginnt schließlich der Throntanz im Matthiashaus. Einer der Höhepunkte des Abends ist sicher die Entthronisierung von Heinz III. und Annette I., schließlich haben sie den Verein über einen langen Zeitraum repräsentiert.